Kann ich den umtauschen?
bin sicher, dass er Sie gerne mal kennenlernen würde.«
»Ist das Ihr Ernst?«
Er lächelte amüsiert.
»Ich glaube schon, ja.«
Sie biss sich auf die Unterlippe, hob die Nasenspitze und schüttelte den Kopf.
»Vielleicht ist es doch besser, wenn ich ihm nie begegne. Das wäre bestimmt eine furchtbar peinliche Angelegenheit â¦Â« Alice lächelte ihn selbstironisch an. »Sowohl für ihn als auch für mich. Und alle anderen, die Zeugen meiner Verwandlung in ein sabberndes, schleimendes, speichelleckerisches Kriechtier würden. Igitt!«
Daniel Stantons Handy klingelte.
»Ich will Sie nicht aufhalten«, nickte sie in Richtung Telefon und setzte sich in Bewegung. Doch dann drehte sie sich noch einmal nach ihm um.
»Ach, eine Frage hätte ich da noch â¦Â«
»Möchten Sie Julians innere Beinlänge wissen?«, lächelte er amüsiert. »Oder seine SchuhgröÃe?«
Alice lachte.
»Nein, nichts Derartiges. Ich wollte eigentlich nur sagen: Herzlich Willkommen in Whattelly.«
Sie wandte sich wieder ab und setzte ihren Weg in Richtung Glockenblumenwald fort.
Daniel sah ihr nach, drückte den Anruf weg und genoss den Anblick des durch das Laub fallenden Sonnenlichts, das Alices Haare golden schimmern lieÃ.
Alice spürte, dass er sie noch beobachtete, drehte sich noch einmal um und winkte. Zwei Sekunden später klingelte sein Handy schon wieder.
Dieses Mal ging Daniel dran.
»Barbara ⦠Ja, tut mir leid, ich habe gerade jemanden aus der Nachbarschaft kennengelernt ⦠Nette Leute? Na ja, wie der Rest der Welt eben, wie besessen von Julian Stanton ⦠Kann sein, aber ich bin schon froh, dass die Einheimischen entgegen diverser Vorwarnungen offenbar auch sehr nett sein können ⦠Das Cottage? Genau wie Molly, wild, aber schön. Die Aussicht?« Daniel lieà den Blick noch einmal zu Alice schweifen, die sich fünfzig Meter entfernt bückte, um eine Handvoll Brombeeren von einer Bodenranke zu pflücken. »Ach, weiÃt du, die Aussicht vom Cottage ist sehr reizvoll.«
Sechstes Kapitel
Der Winter hielt auf spektakuläre Weise Einzug. Buchstäblich über Nacht verwandelte er Whattelly und den Rest der verrückten, aber so liebenswerten Welt namens Südengland in ein weiÃes Chaos, in dem der gesamte Landstrich zum Stillstand kam, bis der Schnee nach drei Tagen wieder schmolz.
Als Alice Donnerstagabend mit einem von Bellas Shepherds-Pies wohl gefüllten Bauch ins Bett ging, herrschte drauÃen noch milder, hartnäckiger Spätsommer, und ihr war bis in die Zehenspitzen wohlig warm vor Vorfreude auf Nathan. Doch als sie am nächsten Morgen aufwachte, fror sie und erblickte drauÃen eine märchenhafte Winterlandschaft.
Es war der erste Dezember.
Als habe die Natur allen eine lange Nase gemacht oder allen mal gezeigt, wozu sie eigentlich in der Lage ist: Nein, es sollte jetzt wirklich nicht mehr sommerlich warm sein, hier habt ihr tonnenweise Schnee.
Alice machte das nichts aus. Alice liebte das Wetter. Und zwar jedes. Von heià bis kalt. Was sie nicht mochte, war, dass der Schnee sie schlicht und ergreifend von der Umwelt abgeschnitten hatte und Nathan darum dieses Wochenende schon wieder nicht nach Hause kommen würde.
Sie hätte damit leben können, wenn es nicht einer von vielen Umständen, von einer ganzen Serie von Umständen gewesen wäre, die seit Wochen dazu führten, dass er nicht nach Hause kam.
Sie wusste, dass er viel zu tun hatte â aber er hatte schon immer viel zu tun gehabt.
Das hatte sie seinerzeit ziemlich schnell herausgefunden, nachdem das körperliche Verlangen ein klein wenig nachgelassen hatte und es ihr möglich gewesen war, einen Blick hinter die Kulisse dieses wohltrainierten, gutaussehenden Mannes zu werfen und einen Eindruck von seiner Persönlichkeit zu bekommen.
Er war charmant.
Er war unglaublich intelligent.
Er war selbstsicher.
Er war ungeheuer sexy.
Und er hatte viel um die Ohren. Megaviel.
Doch wie es nun mal Alices Art war, wenn sie neue Leute kennenlernte, nahm sie ihn so an, wie er war. Sie fand, wenn man einen Mann erst ändern musste, um aus ihm den idealen Partner zu machen, dann war er eben nicht der ideale Partner.
Dass sie nicht viel Zeit miteinander verbrachten, gehörte nun mal zum Zusammensein mit Nathan dazu, doch selbst Alice fand, dass er in letzter Zeit ganz besonders viel
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