Kann ich den umtauschen?
Telefon.
»Hat man denn auch nie mal seine Ruhe«, seufzte er und stellte Krug und Glas auf dem Tisch ab. »Barbara, bist du so lieb?«
»Ich? Soll teilen?« Wie zum Schutz zog sie den Krug ganz dicht an sich heran. »Der Alkohol ist das Einzige, was meine Zehen vor dem Erfrieren bewahrt â¦Â«
»Vielleicht solltest du einfach mal praktischere Klamotten kaufen, bevor du ein Wochenende auf dem Land verbringst â¦Â« Er schüttelte milde lächelnd den Kopf. »Und jetzt schenk der guten Frau endlich einen Drink ein, du ruchloses Fashion-Victim.«
Barbara streckte ihm die Zunge heraus und wandte sich dann lächelnd Alice zu.
»Gut, Alice, dann setzen Sie sich doch endlich und erzählen Sie mir alles über sich.«
Das ist genau die Gesprächseröffnung, bei der einem absolut gar nichts mehr einfallen will â vor allem, wenn sie von einer so glanzvollen Erscheinung wie Barbara Darling kommt, deren Leben ganz offensichtlich viel aufregender war als Alices.
Alice setzte sich.
»Da gibtâs nicht viel zu erzählen.«
»Das glaube ich Ihnen nicht.« Barbara reichte ihr ein randvolles Glas und wartete auf eine Antwort, während sie Alice mit dem für leicht Angetrunkene typischen Blick fixierte.
»Also ⦠Ich mache Marmelade. Damit verdiene ich mein Geld«, fiel Alice ein, als sie ihren Korb mit den Schlehen sah.
»Ach, ja?«, erwiderte Barbara mit einer Begeisterung, die Alice angesichts der Information eigentlich übertrieben fand. »Ich liebe Marmelade! Was denn für welche?«
»Mit Alkohol drin.«
»Ja, noch besser!«, rief sie. Und als sie sah, wie Alice sich bemühte, das randvolle Glas anzuheben, ohne etwas zu verschütten, fügte sie hinzu: »Also, ich führe für den ersten Schluck gnadenlos den Mund zum Glas statt umgekehrt â¦Â«
»Und â wie gut kennen Sie Daniel?«, erkundigte sie sich, nachdem Alice ihrem Rat gefolgt war und den vom starken Alkohol ausgelösten Hustenanfall überstanden hatte.
»Eigentlich überhaupt nicht. Ich sehe ihn heute zum zweiten Mal.«
»Dabei hat er Sie mir gegenüber bereits mehrfach erwähnt. Ulkig. Also, was möchten Sie gerne wissen?«
Verwirrt blinzelte Alice sie an.
»Ãber Daniel«, erklärte sie. »Wenn Sie ihn doch so gut wie gar nicht kennen.« Sie lehnte sich zurück und machte Alice ein Angebot, dem sie nicht widerstehen konnte: »Oder würden Sie lieber etwas über Julian erfahren?«
Alices Zunge löste sich unter dem Einfluss des Alkohols und des herzlichen Lachens dieser Barbara. Sie stellte die Frage, die ihr schon so lange auf der Seele brannte.
»Ja, gerne, aber â¦Â«
»SchieÃen Sie los.« Barbara nickte.
»Ich wüsste gerne, wie er so ist.«
»Julian?«, fragte Barbara und zog ihre perfekt gezupften Augenbrauen hoch.
Alice nickte.
Barbara warf einen langen Blick auf Daniel, der sein Telefonat beendet hatte und auf dem Weg zurück in den Garten war.
»Das fragen Sie dann doch besser Daniel.«
»Hervorragend â das war der Heizungsmann. Kommt heute Nachmittag vorbei. Wir müssen uns also nur noch wenige Stunden gewisse Körperteile abfrieren â¦Â« Er verstummte, als er hörte, was Barbara gesagt hatte. »Wie bitte? Tut mir leid. Mich was fragen?«
»Alice möchte gerne wissen, wie Julian so ist.«
Er sah sie an und lächelte verschmitzt.
»Nein. Also, ich finde, darauf solltest du antworten, Barbara. Würde mich wirklich interessieren, was du eigentlich von dem alten Mann hältst. Du arbeitest jetzt schon so lange für ihn.«
»Wenn du unbedingt willst �«
»Oh, ja, unbedingt.«
»Aber versprich mir, dass du nicht sauer wirst oder hinterher schlecht über mich redest, nur weil ich meine ehrliche Meinung geäuÃert habe!«
»Ich verspreche, dass alles, was du sagst, nur für die Ohren der hier anwesenden Personen bestimmt ist. Ich werde keiner Menschenseele gegenüber auch nur ein einziges Wort davon wiederholen.«
»Das musst du auch versprechen. Ehrlichkeit hat nämlich nicht immer mit Nettigkeiten zu tun.«
»Schon klar. Jetzt mach schon. Prügel los.«
Barbara nickte, nippte an ihrem Drink und wandte sich Alice zu.
»Also, dass er ein Genie ist, ist ja bereits bekannt â¦Â« Sie fischte ein Minzblatt aus dem Glas, steckte es sich
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