Kann ich den umtauschen?
durch Abwesenheit glänzte.
Und das war ganz neu für sie.
Wie immer, wenn er unerwartet abwesend war, ging Alice arbeiten, aber heute kombinierte sie die Arbeit mit Vergnügen.
Bob hatte ausgeplaudert, dass wieder jemand im Shoestring Cottage war, allerdings ohne zu präzisieren, wer. Ob es nun der Neffe war oder der öffentlichkeitsscheue Schriftsteller, der der Traum von Alices und Flos schlaflosen Nächten war.
Flo war nicht einfach nur klassisch grün vor Neid gewesen, sondern auch lila vor Leidenschaft und rot vor Wut, als sie erfuhr, dass Alice jemanden kennengelernt hatte, der Julian Stanton nicht nur kannte und für ihn arbeitete, sondern sogar mit ihm verwandt war. Wie es sich für eine beste Freundin gehörte, wollte Alice dafür sorgen, dass Flo bei der nächsten Begegnung mit von der Partie sein würde, und hatte immer schön Ausschau gehalten, ob jenes rätselhafte Waldwesen wieder aufgetaucht war.
An diesem Vormittag hatte Alice eine absolut plausible Erklärung dafür, sich dem Cottage zu nähern.
Die allerbesten Schlehen des gesamten Anwesens wuchsen nämlich im Wald gleich hinter der Gartenmauer des Shoestring Cottage. Und Alice brauchte welche für die diesjährige Produktion ihrer Schlehen-Gin-Marmelade.
Zwar waren die Mispeln dieses Jahr früh dran gewesen â aber die Schlehen hatten sich Zeit gelassen. Schlehen pflückte man am besten nach dem ersten Frost, und darum fragte Alice sich, ob eine ordentliche Ladung Schnee in puncto Reife das gleiche Wunder vollbringen werde wie Frost oder ob die Beeren einfach nur verschrumpeln würden wie ihre Brustwarzen vorhin, als sie in die kalte Winterluft hinausgetreten war.
Aus der sattgrünen und goldenen Herbstlandschaft war eine reinweiÃe Wintermärchenlandschaft geworden.
Alice stapfte durch den knirschenden Schnee zum Wald, fand den ersten Schwung kleiner bitterer Früchte und befreite einen Zweig nach dem anderen von seiner Beeren- und Schneelast.
Je näher sie dem Cottage kam, desto deutlicher vernahm sie von dort Stimmen und Gelächter.
Daniels Stimme erkannte sie sofort an dem warmen Ton wieder, den sie von ihrer ersten Begegnung noch gut im Ohr hatte. Ob die andere die von Julian war? Sollte sie loslaufen und Flo holen? Normalerweise bekamen Flo an einem Samstagvormittag keine zehn Pferde aus den warmen Federn, aber Alice schätzte, dass sie die Decke sofort von sich schütteln und mit G-String und Hausschuhen bekleidet im Sauseschritt zum Shoestring Cottage eilen würde, wenn Aussicht darauf bestünde, Julian dort anzutreffen.
Doch als sie dem Häuschen noch näher kam, konnte sie heraushören, dass es sich bei der zweiten Person um eine Frau handeln musste. Ãberrascht stellte Alice fest, dass sie im Garten an dem groÃen schmiedeeisernen Tisch saÃen. Daniel steckte in Jeans, einem dicken Pulli, einem Dufflecoat und einem warmen Schal.
Ihm gegenüber saà eine etwas ältere, reichlich glamourös wirkende Frau, in der einen Hand ein Glas, das verdächtig nach alkoholischem Getränk aussah, in der anderen eine Zigarette. Ihr glänzendes dunkles Haar fiel ihr in sanften Wellen über die Schultern, und ihre Augen hatte sie hinter einer riesigen Chanel-Sonnenbrille versteckt. Als interessiere sie das Wetter gar nicht, saà sie in Trenchcoat, maÃgeschneidertem Kostüm, Nylonstrümpfen und Chloe-Stiefeln mit dreizehn Zentimeter hohen Absätzen am Gartentisch.
Das totale Kontrastprogramm zu Alices Gummistiefeln, Jeans und wattierter Jacke.
Bei diesem Anblick wollte Alice sich gerade entmutigt wieder davonstehlen, doch Daniel entdeckte sie, bevor sie den Weg erreicht hatte.
»Alice? Sind Sie das?«
Am liebsten hätte sie sich hinter einem Baum versteckt, aber dann drehte sie sich doch um und antwortete mit einem scheuen: »Hallo.«
»Was machen Sie denn hier?«
Sie hielt ihren Korb hoch.
»Schlehen pflücken.«
»Bei dem Wetter?«
Unwillkürlich warf Alice einen Blick auf den Gartentisch, der wie für einen sommerlichen Imbiss gedeckt war. Darauf stand ein Krug mit Eiswürfeln und frischen Pfefferminzzweigen darin sowie, wenn sie nicht alles täuschte, diverse Tapas mit Oliven, Aufschnitt, Käse und Brot.
Er lachte.
»Ja, ich weiÃ, wir sind selbst nicht ganz dicht. In unserem Fall ist aber die Heizungsanlage schuld, die sich beim Anblick des vielen Schnees eine Auszeit genommen
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