Kann ich den umtauschen?
Das Steinchen selbst war so klein, dass es für sich genommen fast gar keine Bedeutung hatte. Doch die Wellen, die es beim Eintauchen ins Wasser auslöste, breiteten sich ringförmig bis zu den äuÃersten Ecken aus.
Dieses Mal war er rechtzeitig zum Abendessen zu Hause.
Alice leider nicht.
Sie war viel zu beschäftigt damit, ihre Sorgen mit Wein, Weib und Geheul â so nannte Flo ihre traditionellen weinseligen Zusammenkünfte, bei denen sie sich das Leid über ihre Männer klagten â zu bekämpfen, als dass sie mitbekommen hätte, dass der Maybach, in dem Clarence Nathan herumchauffierte, langsam am Pförtnerhaus vorbeigerollt und Clarence wenig später in seinem an einen Leichenwagen erinnernden schwarzen BMW zum gegenüberliegenden Pförtnerhaus zurückgekehrt war.
Eine halbe Stunde, nachdem Clarence sich komplett ausgezogen und in seinem Schlafzimmer die Klarinette gestimmt hatte (er konnte am besten entspannen, wenn er nackt Klarinette spielte), torkelte Alice zum Haupthaus zurück und wurde an der Hintertür von der offenkundig nach ihr Ausschau haltenden Bella in Empfang genommen.
»Mr. Masters sitzt im Esszimmer und wartet seit fast einer Stunde auf Sie«, lautete die schnippische BegrüÃung. »Er hat erwartet, dass Sie zu Hause sind, wenn er wiederkommt.«
»Erwartungen â¦Â« Alice schüttelte den Kopf. »Daran scheitern so viele Beziehungen. Wer nichts erwartet, kann auch nicht enttäuscht werden, wer nicht enttäuscht wird, wird nicht desillusioniert, wer nicht desillusioniert wird, wird nicht â¦Â«
Weiter führte Alice den Gedanken nicht aus, weil Bella ihr in dem Moment etwas grob eine Tasse Kaffee an den Mund drückte und sie zwang, einen Schluck zu trinken.
»Aua, jetzt habe ich mir die Zunge verbrannt â¦Â«, beklagte Alice sich trotzig, als Bella die Tasse wieder wegnahm.
»Und wenn Sie sich jetzt nicht zusammenreiÃen und ins Esszimmer gehen, heize ich mit meinem Teppichklopfer auch noch Ihrem Allerwertesten ein.«
Erstaunt blinzelte Alice Bella an.
»Sehen Sie mich nicht so an, Alice Cooper. Ob Sieâs glauben oder nicht, ich versuche gerade, Ihnen zu helfen.«
Bella versuchte, ihr zu helfen?
Diese Vorstellung machte sie schlagartig nüchtern.
»Brauche ich denn Hilfe?«
»Das haben Sie gesagt.« Bella runzelte die Stirn.
»Nein, das haben Sie gesagt.«
»Na ja, gut.« Bella reichte ihr wieder die Tasse und wandte sich dann stirnrunzelnd ab. »Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen. Aber Mr. Masters wartet auf Sie. Wir wollen ihn doch nicht noch länger warten lassen, oder?«
Alice war noch nie zu spät zum Abendessen gekommen, und schon gar nicht zu spät und angetrunken. Aber Nathan verlor darüber kein Wort. Er erhob sich, als die zitronengesichtige Bella sie zur Tür hereinschob, entlieà Bella mit einem Blick, führte Alice zu ihrem Platz neben seinem am Kopfende des Tisches und zog formvollendet den Stuhl für sie hervor.
Der Tisch sah fantastisch aus.
Er war mit dem besten Geschirr, poliertem Silberbesteck und Kristallgläsern gedeckt und mit einem Meer aus Christrosen dekoriert.
Als Alice sich setzte, bemerkte sie ein kleines Etwas auf ihrem groÃen Teller. Es war eine Schachtel, ebenso geschmackvoll eingepackt, wie der Tisch dekoriert war.
»Fröhliche Weihnachten, Alice.« Er lächelte sie an und richtete den Blick dann sofort auf das Geschenk, wie als Aufforderung, es auszupacken.
Doch Alice rührte sich nicht.
»Ist das der Grund dafür, dass du nach London gefahren bist?«, fragte sie stattdessen und sah ihn direkt an.
Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht.« Dann setzte er sich neben sie und ergriff ihre Hände.
»Jedenfalls war das nicht der einzige Grund ⦠Hör zu, Alice, in der Firma ist momentan ganz einfach die Hölle los. Es geht um den gröÃten und wichtigsten Deal, den ich je gemacht habe. Ich weiÃ, dass ich zurzeit nicht viel hier bin, aber wenn ich nicht hier bin und dir sage, dass ich arbeite, dann ist das auch so, versprochen. Das Problem ist nämlich, dass ich derzeit quasi konstant im Büro sein muss. Ich will, dass du dieses blöde Wörterbuch vergisst. Es hat keinen Zweck, jetzt paranoid zu werden. Das passt nicht zu dir ⦠Du willst doch jetzt nicht nur wegen dem, was gestern passiert ist, plötzlich
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