Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
Raketenknallerei, ganz ohne dramatische Szenen und romantische Umarmungen wie normalerweise üblich.
    Alices neues Jahr begann unbemerkt und lautlos.
    Bis das Schrillen des Telefons sie fast zu Tode erschreckt hätte.
    00:01 Uhr. Alice starrte das Telefon an.
    Sie brachte es nicht über sich dranzugehen.
    Der Anrufbeantworter war nicht ganz so zurückhaltend und meldete sich nach sechs Mal Klingeln zu Wort. Dem Ansagetext folgte der übliche Signalton. Der Startschuss für den Anrufer, jetzt seinerseits das Wort zu ergreifen.
    Â»Hi, Ali.« Kaum hörte sie Nathans Stimme, wandte sie den Blick von dem Foto ab und richtete ihn auf den Anrufbeantworter. »Du kannst es dir wahrscheinlich schon denken – wir mussten mal wieder eine Nachtschicht einlegen. Ja, ich weiß, ziemlich blödes Timing, aber die Verhandlungen sind einfach zu heikel, ich kann jetzt nicht weg nur wegen einem Glas Sekt. Aber ich weiß, dass du das verstehst. Dienst ist Dienst. Warte nicht auf mich – wir sehen uns morgen. Bye.«
    Alice wandte den Blick nun wieder vom Anrufbeantworter zu dem Foto.
    Von der Lüge zur Wahrheit.
    Und dann entdeckte sie noch etwas auf seinem Schreibtisch. Unter einem ganzen Stapel von Ordnern und Mappen.
    Etwas, das ihr bekannt vorkam.
    Auf unangenehme Weise bekannt.
    *60* Den Bürokalender, den Amy so sorgfältig eingepackt und ihr zu Weihnachten zugedacht hatte.
    Alice zog ihn hervor, schlug ihn auf und blätterte von einer leeren Seite zur nächsten. Dann nahm sie sich einen Stift und fing an zu schreiben.

    Liebes Tagebuch,
    pass auf, was du dir wünschst …

Elftes Kapitel
    Nathan Masters war um fünf Uhr morgens wieder zurück in Whattelly. Ganz automatisch durchschritt er, nachdem Clarence ihn am Haupteingang abgesetzt hatte, den widerhallenden Hausflur und ging direkt ins Schlafzimmer. Das große Bett fand er er leer und unbenutzt vor.
    Es dauerte eine Weile, bis er das Licht in seinem Arbeitszimmer bemerkte.
    Alice saß zurückgelehnt und mit den Füßen auf dem Schreibtisch in seinem riesigen Lederchefsessel. Ein Partyhütchen saß etwas verrutscht auf ihrem Kopf, und in der einen Hand hielt sie die Magnumflasche Sekt, die sie am Vorabend gemeinsam hätten trinken sollen. Alice war betrunken.
    Ãœberrascht sah er sie an. Alice trank eigentlich nie alleine.
    Â»Was machst du hier?«
    Alice sah kurz zu ihm. Sah das so vertraute, attraktive Gesicht. Dasselbe Gesicht, das sie seit nunmehr fünf Stunden auf dem Bildschirm angestarrt hatte, den Mund stetig an der Magnumflasche, in der Hoffnung, der Alkohol möge irgendwann vor Tagesanbruch endlich die gewünschte Wirkung haben und sie betäuben.
    Sie schwieg.
    Eine ganze Weile sah sie ihn einfach nur an. Als er den Mund öffnete, um seine Frage zu wiederholen, bedeutete sie ihm stumm, auf ihre Seite des Schreibtisches zu kommen, und dann zeigte sie mit dem großen Zeh auf das Foto auf dem mittleren Bildschirm.
    Nathan sah das Bild an. Die Züge um seinen Mund verrieten sein Missfallen. Aber was war es, das ihm missfiel? Er selbst? Sie? Der Absender des Fotos?
    Â»Die Besprechung war vorbei«, verteidigte er sich.
    Â»Um wie viel Uhr war die Besprechung vorbei?«
    Â»Alle waren in Feierlaune, es war ja schließlich Silvester …«
    Â»Ich weiß«, entgegnete sie spitz.
    Â»Es wäre unhöflich gewesen zu gehen.«
    Ach, aber es war nicht unhöflich, sie allein zu Hause auf ihn warten zu lassen?
    Â»Um wie viel Uhr war die Besprechung vorbei?«, wiederholte sie.
    Â»Ist das so wichtig?«
    Â»Wenn es nicht wichtig ist, warum sagst du es mir dann nicht einfach?«
    Â»Alice, du weißt, dass ich den Großteil meiner Zeit arbeite. Ich dachte immer, du würdest das akzeptieren?«
    Â»Hab ich auch. Tu ich auch …«
    Â»Und warum stellst du dann jetzt plötzlich solche Fragen?«
    Das fragte er sie?
    Es gelang ihr, den Impuls zu unterdrücken, auf das Foto zu zeigen und »J’accuse!« zu rufen.
    Und obwohl sie so gerne rational und vernünftig herüberkommen wollte, wie jemand, der einfach nur eine Erklärung haben wollte, weil sie ihm zustand, rutschte es ihr schmollend heraus, wie von einer zu Hause versauernden unglücklichen Frau: »Weil mir das da nun so gar nicht nach Arbeit aussieht.«
    Galt das bei ihm wirklich als Arbeit?
    Sie wusste, dass der informelle Part in seinem Job eine große Rolle

Weitere Kostenlose Bücher