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Kann ich den umtauschen?

Titel: Kann ich den umtauschen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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wiegte sich hin und her und lächelte sie an.
    Leider war Miriam wild entschlossen, noch einmal zuzuschlagen, und ergriff die nächste sich bietende Gelegenheit.
    Alice hatte Nathan nur eine Sekunde den Rücken zugewandt, um den Absatz ihres besten Stiefels aus dem Rasen zu ziehen, doch kaum war sie wieder mobil, musste sie feststellen, dass Miriam sich durch die tanzende Menge geboxt und ihren Platz bei Nathan eingenommen hatte.
    Â»Okay, jetzt reicht’s«, sagte Alice laut vor sich hin. Dank der Musik konnte keiner sie hören. »Ich bin wirklich ein netter Mensch, aber das heißt nicht, dass man mit mir leichtes Spiel hat.«
    Â»Freut mich zu hören«, brummte ihr jemand ins Ohr.
    Alice zuckte zusammen und drehte sich um. Ben schon wieder.
    Â»Hör doch mal auf, dich immer so schräg von hinten an die Leute ranzuschleichen!«, pfiff sie ihn an.
    Â»Mach ich – sobald Miriam damit aufhört, so aufdringlich zu sein. Na, wie wär’s?« Er reichte ihr eine Hand. »Sosehr ich es auch bewundere, dass du endlich in Erwägung ziehst, dich zu wehren, Miss Friedfertig, möchte ich doch lieber, dass du eine Runde mit mir tanzt, statt der Flecker eine reinzuhauen. Zeig ihm, was er verpasst … Wenn er lieber mit einem altersschwachen Reptil tanzen möchte statt mit einem reifen Pfirsich …«
    Alice lachte kurz auf.
    Â»Schon besser. Also, was meinst du? Boogie?«
    Â»Ach, ich weiß nicht, Ben …«
    Â»Nun halt mal deine Begeisterung im Zaum.«
    Â»Na ja, ich bin eben ehrlich …«
    Â»Okay, okay. Hast du den Ausschnitt gesehen?«
    Miriam beugte sich gerade so, dass Nathan einen guten Einblick in ihr Dekolleté bekam.
    Â»Wenn sie sich noch ein bisschen tiefer beugt, kann er sehen, ob sie eine echte Blondine ist«, merkte Alice trocken an.
    Und wieder war es Andrew, der – zufällig oder geplant – die Situation rettete, indem er just in dem Moment mit Flos Geburtstagstorte aus der Küche kam. Seine Großmutter Hazel hatte sie gemacht, diese Duracell-Rentnerin, die gerade mit Floyd tanzte. Die Torte war ein chaotisches Kunstwerk aus Biskuitteig, das aussah wie eine essbare und grässliche pinkfarbene Version des schiefen Turms von Pisa. Sie hatte deutliche Schlagseite, die Kerzen flackerten heftig im Wind und drohten auf den Rasen zu fallen.
    Ein reichlich alkoholisierter Jonathan fummelte an der Stereoanlage herum, bis Mr. Bombastic verstummte und Stevie Wonder »Happy Birthday« anstimmte.
    Die Gäste hörten auf zu tanzen, rotteten sich zusammen und sahen Flo dabei zu, wie sie die Kerzen auspustete.
    Â»Wünsch dir was!«, forderte Andrew sie auf.
    Flo schloss die Augen.
    Das tat Andrew dummerweise auch. Und weil seine Ohren sich in Sachen Gleichgewicht gewissermaßen auf seine Augen verlassen hatten, geriet sein hochpromilliger Körper ins Wanken … Nur einen kurzen Augenblick – er machte die Augen gerade noch rechtzeitig wieder auf, um sich wieder zu fangen. Aber der Neigungswinkel der Torte hatte ohnehin schon der Schwerkraft getrotzt, und diese kurze Erschütterung konnte sie nicht kompensieren. Sie beschloss also gewissermaßen, doch nicht der schiefe Turm von Pisa zu sein, sondern eine Mondrakete, und machte sich auf den Weg in den Nachthimmel, wo sie einen kurzen, ruhmreichen Höhenflug genoss, bis ihr aufging, dass sie nicht fliegen konnte und sie in all ihrer Pracht wieder abstürzte.
    Die meisten Gäste sahen das Geschoss kommen und traten vorsichtshalber zur Seite. Ein Gast jedoch war viel zu sehr damit beschäftigt, begehrliche Blicke in eine andere Richtung zu werfen.
    Der größte Teil der Torte landete darum ziemlich unsortiert mitten in Miriams Gesicht.
    Flo machte die Augen auf und strahlte, als sie die sahneverschmierte, mit pinkfarbenen Zuckerkugeln übersäte Miriam sah. Sie wandte den Blick gen Himmel und sagte laut und vernehmlich: »Danke, Geburtstagsfee! Das nenne ich Service!«

    Die Krönung des Abends war ein Feuerwerk. Andrew hüpfte breit grinsend mit einer Kerze im Garten herum wie ein lustiger, pyromanisch veranlagter Kobold und sandte eine Glitzerfontäne nach der anderen in den Nachthimmel.
    Miriam nutzte die Gelegenheit, um sich mitsamt Tortenresten zu verkrümeln, und plötzlich stand Nathan wieder neben Alice.
    Â»Alice?«, murmelte er und schlang die Arme um sie.
    Â»Ja?«
    Seine Augen glänzten

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