Kann ich den umtauschen?
gut, ich gebâs zu. Wenn du nicht willst, dass ich El für dich umbringe, dann fällt mir auch nichts Besseres ein.«
Alice nickte.
Und dann hielt sie Flo ihr leeres Glas hin.
»Mir auch nicht. Also, füll mich ab, Flo.«
Achtzehntes Kapitel
Alice öffnete die Augen.
Sie befand sich im Halbschlaf. Sie blinzelte kurz und lieà die Augen dann wieder zufallen.
Sie schnarchte leise.
Fünf Minuten später riss sie die Augen wieder auf, begriff, dass irgendetwas nicht stimmte, denn sie lag nicht wie üblich in ihrem Bett. Sie setzte sich kerzengerade auf.
Sie war im Wohnzimmer.
Auf dem Sofa. Komplett angezogen.
Und sie war allein.
Das Letzte, an was sie sich erinnern konnte, waren Leute und Musik gewesen. Flo und Andrew hatten getanzt. Lola hatte neben ihr gesessen und sich mit ihr unterhalten. Nathan und El hatten sich mit Nathans hypermoderner Stereoanlage befasst und Musik ausgesucht. Aber jetzt herrschte gespenstische Stille und Leere.
Im Raum verteilt lagen und standen leere Gläser und Flaschen â auf dem Couchtisch, auf den Anrichten und auf dem Kaminsims. Handfeste Beweise für die Exzesse der letzten Nacht.
Sie hatte hämmernde Kopfschmerzen, ihr Mund war ganz trocken und schmeckte nach saurem Rotwein.
Es war noch dunkel, aber es begann bereits zu dämmern. Der tintenblaue Himmel hatte angefangen, eine leicht blaugraue Färbung anzunehmen. Die Vögel waren gerade erwacht und begrüÃten den neuen Tag mit einem Chor lieblicher Stimmen.
Sie sah zur Standuhr hinüber. Halb sechs. Das letzte Mal hatte sie um kurz vor eins auf die Uhr gesehen. Flo und Andrew hatten Arm in Arm ziemlich schief »Hit Me Baby One More Time« mitgesungen.
Wo waren die denn alle?
Die waren doch wohl nicht einfach ins Bett gegangen und hatten sie auf dem Sofa liegen gelassen?
Und dann hörte sie jemanden lachen.
Alice wandte sich in Richtung des Geräusches und bemerkte, dass die Terrassentüren weit offen standen. Durch das Fenster konnte sie drauÃen zwei Gestalten sehen, die sich gegen das Steingeländer lehnten. Sie sprachen leise miteinander, steckten die Köpfe zusammen. Die gemurmelten Gespräche wurden hin und wieder von leisem Gelächter unterbrochen.
Alice strengte die Augen an, um die Silhouetten besser sehen zu können.
Da verschwamm ihr alles vor den Augen.
Sie schloss sie noch einmal und öffnete sie dann wieder.
Aber sie war sich sicher, dass sie die Augen immer noch zuhaben musste. Dass sie noch schlafen musste. Dass das alles ein Traum war. Ein Albtraum.
Sie küssten sich?
Küssten sie sich?
Alice rappelte sich hoch.
Jetzt konnte sie direkt durch die offenen Türen sehen.
Sie küssten sich.
Nathan und Elinor küssten sich.
Nathan und Elinor küssten sich, und Alice schwieg. Alice stand da wie angewurzelt.
Sie beobachtete sie. Sekunden kamen ihr wie Stunden vor. Dann löste Nathan sich abrupt von Elinor.
»Das hättest du nicht tun sollen«, flüsterte er schroff und entfernte sich so schnell quer über die Terrasse von ihr, dass er Alice gar nicht in der Tür stehen sah.
Elinor ging ihm ein paar Schritte hinterher, die Hand nach ihm ausgestreckt. Dann blieb sie stehen.
Sie lieà die Hand sinken.
Sie seufzte schwer.
Und dann fiel ihr Blick auf Alice in der Tür.
Und die Kinnlade fiel ihr herunter vor Entsetzen.
Die beiden Frauen sahen sich sehr lange an.
Dann fing El an zu reden, wobei sie ein wenig lallte.
»Es tut mir so leid, Alice, ich weià gar nicht, was da gerade über mich gekommen ist, gerade sprachen wir noch über Hedgefonds, und dann auf einmal dachte ich, was für einen wunderschönen Mund er hat und wie gerne ich ihn küssen würde ⦠Ich habe wirklich nicht weiter darüber nachgedacht, ich habe es einfach getan, ⦠Alice. Sag doch etwas ⦠bitte.«
Aber Alice sagte nichts. Sie wandte sich ab und ging.
Neunzehntes Kapitel
Oben im Schlafzimmer war Nathan bereits im Bett. Einen Moment lang glaubte sie, er schlafe, doch dann machte er die Augen auf, sah sie und seufzte.
»Da bist du ja ⦠Bist also endlich aus deinem Koma erwacht ⦠Im Ernst, Alice, ich finde, du solltest nicht so viel trinken« â er gähnte so ausgiebig, dass Alice seine makellose weiÃe Zahnreihe sehen konnte â, »das passt einfach nicht zu dir. Im Ãbrigen finde ich es auch ziemlich peinlich, wenn ich deine Gäste unterhalten muss, weil
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