Kann ich dir jemals widerstehen?
Kong
verwandt?"
Tonya
rührte weiter in der Suppe und warf ihm einen Blick zu. Sie
musste lächeln. "Jetzt kommst du dir wohl ganz klein vor,
du großer Verleger, wie?"
Er
schaute an sich herunter und lachte. Die Hemdsärmel hatte er ein
paar Mal umgekrempelt, den Hosenbund hielt er krampfhaft umklammert,
sonst wäre ihm die Jeans glatt heruntergerutscht. Die Hosenbeine
hatte er aufgerollt, dennoch schleiften sie auf dem Boden. Er war
fünfunddreißig und einer der mächtigsten Männer
in der internationalen Verlagsszene, aber nun fühlte er sich wie
ein kleiner Junge in den Kleidern seines Daddys.
Tonya
drehte die Flamme kleiner und legte den Kochlöffel hin. "Warte
mal, ich glaube, ich hab' da etwas, um dein neues Outfit zu
verbessern." Sie ging zur Kommode, wühlte kurz darin herum
und fand einen Gürtel sowie rot und blau gestreifte Hosenträger.
Aus purer Bosheit entschied sie sich für die Hosenträger.
"Hier."
Sein
Blick sagte: "Das darf doch nicht wahr sein!" Laut bemerkte
er: "Fehlt bloß noch die Axt. Ab sofort bin ich
Holzfäller."
"Nicht
wirklich", gab sie mit einem prüfenden Blick zurück.
"Stimmt.
Nicht alle Kleider machen Leute."
Leider
doch, dachte Tonya und erinnerte sich daran, wie sie Webster zum
ersten Mal in einem seiner Maßanzüge erblickt hatte. Da
war es auf der Stelle um sie geschehen gewesen.
"Hast
du Hunger?" fragte sie und verscheuchte die unwillkommenen
Erinnerungen.
"Was,
du bekochst mich sogar? Dafür könnte ich dir die Füße
küssen."
"Im
Klartext: Du hast einen Bärenhunger." Sie lachte leise.
"Setz dich. Wenn dir noch immer kalt ist, nimm dir die Decke vom
Schaukelstuhl und wickle dich ein."
"Danke,
mir ist schon wärmer. In den letzten Stunden kam ich mir vor wie
ein Schneemann. Ich weiß nicht, ob ich jemals so gefroren
habe."
"Magst
du Milch?"
"Aber
ja. O Mann, das duftet ja himmlisch." Er trat hinter sie und
schnupperte hingerissen.
Sie
schnupperte ebenfalls. Eine Frau roch nach dem Duschen nach Blumen
und Zitrusfrüchten. Ein Mann nach dem Duschen roch nach …
Mann. Dieser hier zumindest tat es. Sie fand seine persönliche
Duftnote so schön, dass ihr die Kehle eng wurde.
Es
war lange her, seit sie dermaßen heftig auf einen Mann reagiert
hatte. Es wühlte sie so sehr auf, dass ihre Hände
zitterten, als sie das Gas abdrehte.
"Es
ist eine ziemlich normale Hühnersuppe", erklärte sie
und begab sich außer Reichweite der verführerischen Düfte.
Sie nahm eine Suppentasse aus dem Schrank. "Leider kann ich dir
nicht die raffinierte Küche bieten, die du aus der Stadt gewohnt
bist."
"Okay,
ich möchte etwas klarstellen." Webster legte ihr die Hände
auf die Schultern und drehte sie zu sich herum. "Ich bin es
nicht gewohnt, vor hungrigen Bären in Deckung zu gehen, auf
überfluteten Straßen zu fahren, umstürzenden Bäumen
auszuweichen und bei Unwetter einen Unterstand zu suchen. Oder mich
irgendwo selbst einzuladen. Besonders, wenn meine Gesellschaft
unerwünscht ist, ich aber trotzdem gewärmt, mit trockenen
Sachen versorgt und verpflegt werde." Er machte eine kleine
Pause. "Tonya", fuhr er fort und drückte leicht ihre
Schultern, "glaubst du wirklich, ich würde nach alldem über
das Essen meckern? Essen, das so köstlich riecht wie früher
bei meiner Mom?"
Seine
Augen waren dunkel im trüben Licht der Gaslampe und der Kerze,
die er aus dem Bad mitgenommen hatte. Er wirkte vollkommen
aufrichtig. In verblüfftem Schweigen schaute Tonya in sein
freundliches Gesicht, das einen leicht amüsierten Ausdruck
hatte. Seine bisherige Lockerheit war verflogen.
Sie
verspannte sich am ganzen Körper. Diesen Blick kannte sie. Vor
zwölf Jahren hatte sie ihn schon einmal bei ihm gesehen. Es war
am Abend der Weihnachtsparty bei Tyler-Lanier, und sie hatte mit ihm
auf dem Rücksitz eines Taxis gesessen. Er hatte angeboten, sie
nach Haus zu bringen. Für sie war es wie im Märchen, wenn
der Prinz um die Bauerntochter warb. So etwas passierte Tonya, die
sich in eleganten Kleidern immer unwohl fühlte, sonst nicht.
Doch dieses Mal war sie wie verzaubert. Dass er sie ständig
Tammy nannte, verstimmte sie kaum, angesichts der Tatsache, dass er
sie überhaupt wahrnahm. Außerdem hatte sie genügend
Champagner getrunken, so dass sie beschloss, ihre Verliebtheit
endlich einmal auszuleben.
Berauscht
von seinem Lächeln hatte sie sich ihm im Taxi in die Arme
geworfen und ihn zu ihrer beider Überraschung geküsst.
Einfach so, ohne von ihm dazu ermutigt worden zu sein.
Es
war
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