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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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doch als sie jetzt vor der Haustür stand und Jai nachwinkte, war es plötzlich wieder da.
    Â» Sie hatte doch schon immer ein Auge auf Bastian geworfen.«
    Da glaubst du, völlig normal durchs Leben zu gehen, und dann kommt dir dieser Gedanke ... nur ein einziger Gedanke ... und der macht dich völlig fertig, zwingt dich zu einer Vollbremsung und bringt dich zum Nachdenken. Darüber, wer du bist und was du eigentlich machst, während du wie auf Autopilot mit ausgeschaltetem Hirn durchs Leben steuerst.
    Hanny sah gerade Nancy dabei zu, wie sie auf ihren kurzen Beinchen durch den Garten tapste und den Schnee hier und da gelb färbte, als es sie erwischte: als ihr ein Gedanke kam.
    Ein Gedanke, der sie bisher nicht einmal gestreift hatte, der aber ab sofort alles andere verdrängte.
    Vielleicht traf er sich ja jetzt gerade mit ihr ? Vielleicht hatten Bastian und sie den heimlichen Kuss in etwas Größeres verwandelt, vielleicht hatte ihre hartnäckige Weigerung, ihn zurück in ihr Leben zu lassen, ihn in die Arme einer Frau getrieben, die ihn genauso hartnäckig umgarnte? Vielleicht steckte inzwischen viel mehr dahinter.
    Vielleicht waren sie längst zusammen. Ein Paar.
    Sie wusste selbst, dass das unlogisch war. Wieso sollte er solch einen Aufwand betreiben, um sie zurückzugewinnen, wenn er längst eine Neue hatte? Aber so ist das nun mal, wenn einem ein solcher Gedanke kommt, er lässt sich nicht wieder abschütteln. Wie wenn man auf der Autobahn fährt und mal muss und die nächste Raststätte fünfzig Kilometer entfernt ist. Wie wenn man abnehmen will und weiß, dass Schokolade im Kühlschrank ist.
    Den ganzen restlichen Tag quälte sie sich mit dem Gedanken herum, bis sie sich schließlich am Abend vornahm, einen Plan zu verfassen, um ihn loszuwerden.
    Sie wohnte in einem alten, teuer restaurierten Stadthäuschen in einer Sackgasse mit Kopfsteinpflaster. Ziemlich schick und ziemlich teuer das Ganze – die Hinterlassenschaft früherer Beziehungen.
    War sie allein in dem hübschen, teuren Haus? Oder war sie mit Bastian dort?
    Hanny überlegte, was für ein Auto sie eigentlich fuhr. Sie hatte es doch bestimmt irgendwann mal gesehen. Hannys Auto war ziemlich auffällig, ein signalroter MG Midget, den sie Cyril getauft hatte und den sie über alles liebte, obwohl er launisch, abgehalftert und extrem unzuverlässig war. Sie dachte kurz an die Vespa. Aber nur ganz kurz, denn sie hatte ja versprochen, nicht wieder damit zu fahren, und sie wollte Eddie nicht verärgern. Wo er doch so nett zu ihr gewesen war.
    Dann fiel ihr etwas ein. Nicht die ideale Lösung, aber besser als gar keine. Hanny rief Edith an.
    Es dauerte eine Weile, bis Edith abnahm. Sie klang unwirsch. Im Hintergrund war in voller Lautstärke eines ihrer traurigen Klavierstücke zu hören. Offenbar arbeitete sie, und wenn Edith arbeitete, konnte sie sehr kratzbürstig sein. Sie hatte dann etwas von einem Windhund, der sich in den Hintern eines leckeren Karnickels verbissen hatte.
    Â»Edith von Trammel!«, bellte sie ins Telefon.
    Â»Hanny Richmond«, entgegnete Hanny. Das war ihre Standardantwort auf Ediths ruppige Art am Telefon. Sie hatte nämlich schon vor längerer Zeit herausgefunden, dass wenn sie einfach nur »Hallo!« sagte, Edith auch gern mal wieder auflegte. Also gab sie sich als Erstes eindeutig zu erkennen – und wenn Edith dann trotzdem auflegte, wusste Hanny, dass es ihr jetzt gerade sehr schlecht passte.
    Â»Was, zum Teufel, willst du, Hanny?«
    Hanny seufzte erleichtert.
    Edith war ansprechbar.
    Und Hanny wusste, welche Knöpfe sie bei Edith drücken musste.
    Â»Eine Komplizin«, antwortete sie.
    Zwanzig Minuten später hielt Ediths uralter VW-Bus vor Hannys Cottage. Uralt war gar kein Ausdruck. Er stammte noch aus den wildesten Hippiezeiten der frühen Siebzigerjahre und war ganz im Gegensatz zu seiner widerspenstigen Halterin das reinste Friedens- und Liebesmobil. Der Bus hatte früher Ediths noch lebenslustigem und noch verrückterem Onkel Horace gehört, der mit diesem Gefährt so einige glückliche Sommer an den Stränden Cornwalls verbracht hatte. Onkel Horace war der älteste Surfer der Stadt, mit seinen zweiundsiebzig Jahren sah man ihn immer noch regelmäßig im Wetsuit. Den Bus zierten große blaue Wellen und diverse »Peace«-Zeichen, was natürlich auch nicht gerade

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