Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
Vom Netzwerk:
schnarchen. Unbeirrt drehte Hanny noch einmal den Schlüssel. Der Motor sprang einwandrei an, und schon waren sie auf dem Weg.
    Unterwegs fiel ihr ein, dass Ediths etwas schräger fahrbarer Untersatz ihr zwar unbekannt sein mochte, Bastian ihn aber nur zu gut kannte. Wenn er also bei ihr war, dann wären sie auf der Stelle entlarvt. Darum parkte sie ein paar Straßen weiter vor einem Kebabladen, bevor sie die schlafende Edith mit einem Mantel zudeckte und sich auf die Pirsch machte.
    Auf den Straßen war kaum etwas los, der Kebabladen leer bis auf eine Jugendliche, die stumpfsinnig in den sich drehenden Fleischberg pikte, während die Neonbeleuchtung brummte und ihre Langeweile unterstrich.
    Auf dem Kopfsteinpflaster in ihrer Straße machte jeder Schritt einen Höllenlärm, darum schlich Hanny sich auf Zehenspitzen an zugezogenen Vorhängen und schwacher Beleuchtung vorbei, bis sie nah genug dran war, um etwas zu erkennen. Um durchs Erdgeschossfenster zu spähen und ihren Ex auf dem Designersofa mit seiner Neuen schmusen zu sehen. Um an Fallrohren hochzukraxeln und in das Schlafzimmerfenster zu linsen, wo in diesem Augenblick womöglich hemmungsloser Sex praktiziert wurde.
    Doch im Haus war alles dunkel. So dunkel, wie es nur war, wenn niemand zu Hause war.
    Die ganze Aufregung, der ganze Aufwand, und jetzt war sie gar nicht da!
    Hanny hätte sich selbst treten können für ihre Blödheit. Sie trabte zurück in Richtung VW-Bus, wobei sie immer wieder auf den Kopfsteinen ausrutschte. Als sie wieder die durchgehende Straßen erreichte, fühlte sie sich schon etwas sicherer, doch als sie am Bus ankam, zersprang ihr trotzdem fast das Herz. Gott, war sie blöd. Sie stieg ein, schlug die Tür zu, startete ohne Probleme den Motor und fuhr los.
    Erst als sie am Ende der Straße nach links abbog und die Ortschaft verlassen wollte, stellte sie entsetzt fest, dass ihre deliriöse Freundin nicht mehr im Fußraum lag.
    Edith war von Bord gegangen.
    Sofort drehte sie um und suchte die Gegend nach ihr ab.
    Straße für Straße fuhr sie entlang und stierte auf die Bürgersteige wie ein frustrierter alter Mann auf der Suche nach etwas Spaß mit einer käuflichen Dame.
    Doch keine Edith.
    Schließlich stellte Hanny den Bus wieder vor dem Kebabladen ab und ging zu Fuß auf die Suche. Sah in den einen oder anderen Pub, aber in keinem hing Edith am Tresen und verlangte nach mehr Alkohol. Dann fiel ihr ein, dass auch Edith wusste, wo sie wohnte, darüber hatten sie nämlich gesprochen, als Hanny ihr erzählte, was passiert war. So wie Hanny ihre Freundin kannte und so wie Edith sie verabscheute, war zu befürchten, dass sie in diesen Minuten um ihr Haus schlich und Wände und Türen mit tiefsinnigen Botschaften wie »Lass die Finger von ihm, du Hure!« besprühte.
    Hanny nahm die Beine in die Hand, doch als sie wieder in der Sackgasse gelandet war, musste sie feststellen, dass Edith nicht dort war.
    Â»Verdammt noch mal, Edith, wo bist du?«, zischte Hanny. Zu ihrer Sorge mischte sich Ärger.
    Und dann bogen zwei Gestalten in die kleine Straße ein.
    Ein lachendes, Händchen haltendes Paar.
    Die Frau lehnte den Kopf an seine Schulter, dann blieb sie stehen, bis er sie zog, wie ein kleines Kind spielte sie mit ihm, ließ los, tanzte um ihn herum und entwischte ihm dann. Als ihr seidiges Haar von der Straßenlaterne erhellt wurde, begriff Hanny, dass dieser Ausbund an Koketterie niemand Geringeres war als sie .
    Und Hanny konnte nicht weg. Der einzige Weg aus dieser Sackgasse führte an den beiden vorbei. Sie saß fest, die beiden würden sie garantiert sehen. Regungslos blieb sie stehen. Hin- und hergerissen zwischen »Schnell, schnell, versteck dich!« und »Wer?«.
    Wer war der Mann, der sich da so umgarnen ließ?
    Sein Gesicht lag im Schatten, sie konnte nur grobe Züge erkennen. Ihr Herz und ihr Magen zogen sich zusammen. Diese groben Züge kamen ihr nämlich so bekannt vor ...
    Vollkommen gelähmt wie ein von Scheinwerfern geblendetes Reh stand sie da, bis das Paar gefährlich nah kam und Hanny sich panisch nach einem Versteck umsah. Kein einziges Auto war auf der Straße geparkt. Die alten Stadthäuser standen nahtlos eng aneinander, nicht einmal ein Gässchen dazwischen. Das einzige mögliche Versteck war ein kleiner Container vor einem Haus, das gerade renoviert wurde.
    Sie zögerte. Was sich

Weitere Kostenlose Bücher