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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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wohl alles in dem Container befinden mochte?
    Sie kamen näher.
    Hanny blieb nichts anderes übrig. Fassungslos darüber, in was für eine Klemme sie sich da befördert hatte, atmete sie tief durch und sprang in den Container.
    Sie hatte Glück, es befand sich nur eine alte Matratze darin.
    Und Edith, die gerade selbstvergessen einen Döner verspeiste. Um ihren Hals baumelte ein altes Jägerfernglas, die Whiskyflasche hatte sie immer noch dabei. Sie bot Hanny einen Schluck an, doch Hanny, deren Herz raste, lehnte stirnrunzelnd ab.
    Â»Wo, zum Teufel, warst du?«, zischte Hanny ihr zu, und die Worte hallten von den Metallwänden wider. Erschrocken legte sie die Hand auf ihren Mund und spähte hinaus. Ob sie sie gehört hatten? Waren sie vielleicht schon auf dem Weg zum Container?
    Glücklicher- oder unglücklicherweise, das war Ansichtssache, stand das Pärchen immer noch da, wo Hanny es zuletzt gesehen hatte, und küsste sich leidenschaftlich. So leidenschaftlich, dass es nicht einmal von einer den Radetzkymarsch spielenden Blaskapelle Notiz genommen hätte.
    Â»Na, hier. Das hast du doch gerade herausgefunden. Döner?«
    Â»Pscht! Sie küssen sich!«
    Edith legte ihren Döner beiseite und spähte neben Hanny aus dem Container. Sie beobachteten diese öffentliche Zurschaustellung zärtlicher Gefühle eine Weile, dann platzte es viel zu laut aus Edith heraus: »Ist das Bastian?«
    Â»Das weiß ich nicht«, flüsterte Hanny Edith aus nächster Nähe ins Ohr, während sie ihr die Hand über den mit Joghurtsoße verschmierten Mund legte. »Genau das will ich ja herausfinden.«
    Â»Soll ich einfach mal ›Bastian‹ rufen? Dann sehen wir ja, ob er reagiert«, zischte Edith unter der Hand hervor. Offensichtlich war sie immer noch sturzbetrunken.
    Als der Kuss endlich ein Ende hatte, zog Hanny Edith wieder hinunter in den Container.
    Â»Jetzt hör mal zu, Edith. Wir sitzen einzig und allein deshalb in diesem stinkenden Container, weil wir nicht wollen, dass sie uns bemerken, klar? Wenn du jetzt rufst, bemerken sie uns. Verstanden? Wir ermitteln verdeckt. Und verdeckt heißt im Verborgenen. Verdeckt heißt nicht, auf sich aufmerksam machen, indem man auf gut Glück Namen ruft.«
    Edith nickte heftig und salutierte.
    Â»Aye, aye, Käpten! Habe verstanden. Schalte hiermit auf lautlos.« Edith fuhr sich mit dem Zeigefinger quer über die Kehle. Die nächste Geste interpretierte Hanny als »Möchtest du mein Fernglas leihen?«, sie hätte aber auch »Du hast einen tollen Busen, darf ich mal anfassen?« heißen können.
    Aber das Fernglas war gar nicht nötig.
    Als sie beide abermals wie in Zeitlupe über den Containerrand spähten, waren die Turteltauben nur wenige Meter von ihnen entfernt. Sie standen vor ihrer Haustür.
    Sie steckte den Schlüssel ins Schloss, öffnete die Tür und machte im Flur das Licht an. Jetzt war deutlich zu sehen, dass ihr geheimnisvoller Begleiter zwar von ganz ähnlicher Statur war wie Bastian, aber eindeutig nicht Bastian selbst.
    Der Mann, der noch vor wenigen Minuten seine Hände überall an ihrem Körper und seine Zunge in ihrem Mund gehabt hatte, war Oliver.
    Edith und Hanny hätten vor Überraschung kreischen mögen, rissen sich aber zusammen und verschwanden wieder im Container. Als die Haustür dann hinter den beiden Knutschenden ins Schloss gefallen war, prusteten sie los.
    Auf der Rückfahrt zu Hannys Cottage waren sie ausgesprochen ausgelassener Stimmung. Und das, obwohl Hanny beim neuerlichen Abtauchen in den Container mit dem Hintern in Ediths Dönerresten landete.

Der nächste Vormittag verlief deutlich weniger fröhlich, denn Nancy und Edith waren beleidigt und wollten nichts mit Hanny zu tun haben. Nancy schmollte, weil Hanny sie den ganzen Abend zu Hause allein gelassen hatte. Edith schmollte, weil Hanny ihr beim Frühstück eine Gardinenpredigt darüber gehalten hatte, wie gefährlich und illegal es war, in stark alkoholisiertem Zustand Auto zu fahren.
    Â»Ich sag das nur, weil du mir lieb und teuer bist«, beendete sie ihre Standpauke.
    Â»Und ich hab das alles nur mitgemacht, weil du mir lieb und teuer bist«, konterte Edith gekränkt.
    Seitdem hatten sie kein Wort gewechselt.
    Aber nach Hause gegangen war Edith auch nicht. Sie zog es vor, gemeinsam mit Nancy auf dem Sofa zu sitzen und beleidigte

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