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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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verzog, während er wusste, dass sie sich innerlich ausschüttete vor Lachen.
    Â»Er muss dir doch fehlen.« Annie sagte das wie nebenbei, beobachtete aber sehr genau Hannys Miene.
    Hannys Blick schoss zu ihrer Großmutter.
    Die wartete darauf, einen Anpfiff zu bekommen, doch Hanny nickte.
    Â»Ja. Ja, er fehlt mir.«
    Â»Und warum hast du Midge dann angelogen und behauptet, du hättest dich mit ihm getroffen?«
    Hanny verstummte.
    Statt zu antworten, stand sie auf, nahm eine halb leere Flasche Wermut vom Tisch und warf sie mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Handgelenk in den Abfalleimer.
    Â»Du trinkst zu viel, Oma. Das ist nicht gut für dich.« Und damit verließ sie die Küche. Nur um Sekunden später zurückzukehren und mit den Worten »Und die hier sind noch schlimmer!« Annies Zigaretten zu schnappen, die Schachtel zu zerdrücken, auf den Boden zu werfen, ein paarmal darauf herumzutrampeln und schließlich mit einem Nicken und einem zufriedenen »Hmpf!« in Annies Richtung wieder hinauszurauschen.
    Edith saß mit offener Kinnlade da, und Annie blinzelte wie eine Eule, die soeben dem Licht von tausend Sonnen ausgesetzt worden war.
    Sie brauchten beide eine Weile, um sich von dem Schrecken zu erholen. Als sie so weit waren, reichten hochgezogene Augenbrauen aus, um sich zu verständigen. Annie nickte, ging zum Kühlschrank, befreite einen Zettel mit einer Telefonnummer von seiner magnetischen Gefangenschaft, nahm das Telefon zur Hand und wählte.
    Â»Hallo? Könnte ich bitte mit Joe sprechen?«
    Â»Hallo, Joe, mein Lieber! Hier ist Annie. Ich kann mich täuschen, aber ich glaube wirklich, dass hinter dieser ganzen Sache mehr steckt, als wir vermuten ...«
    Beim Abendessen war Hanny wie ausgewechselt, als hätte der Streit am Morgen nie stattgefunden. Edith war inzwischen nach Hause gegangen, und Annie hatte Abendessen gemacht: Shepherd’s Pie.
    Â»Ach, übrigens, dein Freund hat auch angerufen«, erwähnte Annie ganz nebenbei, während sie es sich schmecken ließen.
    Â»Welcher Freund?«
    Â»Na, dieser Joe.«
    Â»Du meinst Jai?«
    Â»Ja, genau. Joe.«
    Â»Jai, Oma.«
    Â»Sag ich doch. Joe.«
    Â»Okay.« Hanny musste lächeln. »Hat Joe gesagt, was er wollte?«
    Â»Ja. Du sollst ihn zurückrufen.«
    Â»Prima, Oma. Tausend Dank.«
    Hanny rief ihn gleich nach dem Essen an, man sagte Hanny, er sei noch in einer Besprechung, er werde zurückrufen.
    Bis dahin war sie gespannt wie ein Flitzebogen. Nicht, dass es etwas Ungewöhnliches war, dass Jai sie anrief, das tat er ja ständig, aber normalerweise lief das nach einem ganz bestimmten Muster ab. Er rief sie nämlich zum Beispiel nie aus dem Büro an, weil sie da nicht ungestört reden konnten. Und sie telefonierten, um ausführlich zu reden. Es war das bereits beschriebene Drei-Gänge-Menü.
    Dieses Mal allerdings verstieß er gegen jede Regel und fing gleich mit dem Espresso an.
    Â»Hanny, ich weiß ja, dass du erst am Vierundzwanzigsten mit mir rechnest, aber ich wollte fragen, ob ich vielleicht schon etwas früher kommen könnte?«
    Â»Klar kannst du früher kommen, was für eine Frage, Jai!? Ich freu mich! Wann denn genau?«
    Â»Morgen.«
    Hanny hätte gerne das Telefon fallen lassen, damit sie vor Freude in die Hände klatschen konnte.
    Â»Nichts dagegen?«
    Â»Dagegen? Du wirst Leben retten! Meine Oma treibt mich zum Wahnsinn, ich bin kurz davor, sie zu erwürgen!«
    Â»Ach, eine Sache noch ...«
    Â»Hm?«
    Â»Dürfte ich einen Freund mitbringen?«
    Â»Einen Freund?«, wiederholte Hanny ehrfürchtig, als hätte er gerade gefragt, ob er den Messias, Mahatma Ghandi oder Martin Luther King mitbringen dürfte.
    Â»Einen Freund«, wiederholte Jai, und Hanny konnte durch die Telefonleitung hindurch spüren, wie er in fünfhundert Kilometern Entfernung lächelte.

Hanny hatte den verloren, den sie für den Mann ihres Lebens gehalten hatte – und Jai hatte seinen offenbar gefunden, denn wenn Jai fragte, ob er zu Weihnachten »einen Freund« mitbringen dürfe, dann musste das etwas ziemlich Ernstes sein.
    Diese Erkenntnis fand Hanny eigentlich viel wichtiger als das zweiundzwanzigste Geschenk – doch als sie den beiden Männern die Tür aufriss und zu ihnen hinausstürmte, stolperte sie sehr unglücklich über das ziemlich große

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