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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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und David heraus. Sie tranken auf den König. Sie tranken auf die Ehrengäste, und David fragte die Prinzessin: »Darf ich auch in Ihrem Namen danken, Hoheit?«
    »Das überlasse ich Ihnen sehr gerne, Sir David.«
    David widmete der Insel, ihrer Schönheit und der Gastfreundschaft ihrer Bewohner einige Worte und ging dann darauf ein, warum er auch im Namen des eigentliche Ehrengastes, der Prinzessin Reabandini, darauf antworten dürfe. »Ich muss mit der Begründung allerdings ein altes Vorurteil meiner Mitoffiziere scheinbar bestätigen. Als ich noch junger Leutnant und Commander war, klagten sie immer, ich würde Ihnen auf den Bällen die schönsten Tänzerinnen wegschnappen. Und sie versuchten, mich für die Zeit der Bälle für Wachdienste einteilen zu lassen. Es ist ihnen nur selten gelungen. Aber noch heute sagen meine Mitoffiziere, die schönsten Damen auf den Bällen würde ich sowieso schon kennen. Heute haben sie Recht. Ich kenne Ihre Hoheit seit dem Herbst neunundneunzig, als wir uns auf einem Ball in Messina vorgestellt wurden.«
    Mit einem schnellen Seitenblick sah David, dass Maria Charlotta wie erstarrt wirkte. »Aber leider«, fuhr er fort, »kann ich mich aus diesem Anlass nur eines Tanzes rühmen. Die schönste junge Dame dieses und sicher vieler anderer Bälle war auf dem Weg zur Hochzeit mit dem Prinzen von Reabandini. Meine Frau und ich sahen das Paar, damals schon glückliche Eltern eines Sohnes, 1812 in Rom wieder. Diese Begegnung war weniger romantisch als die erste, aber sehr belebend bei der Vielzahl gemeinsamer Interessen. Ich verdanke Ihrer Einladung heute also die Gelegenheit, eine alte Freundschaft aufzufrischen, und ich werde neue Freundschaften beginnen können, damit ich auch für die Reden auf späteren Bällen ein Thema habe.«
    Er erntete viel Beifall und Gelächter. Junge Damen strahlten ihn verheißungsvoll an, und Maria Charlotta flüsterte leise: »Ich erinnerte mich nicht mehr, dass du auch so raffiniert sein kannst.«
    Sie hat ›du‹ gesagt, dachte er und Freude erfüllte ihn, aber auch die Angst, dass er wieder Grund zu schlechtem Gewissen haben würde.
    »War keiner deiner Offiziere in Palermo dabei und kann ganz anderes bezeugen?«, fragte sie leise nach.
    »Nein, ich war ja nicht mit meinem Flaggschiff, sondern mit der Fregatte Shannon in Messina und Palermo. Von diesen Offizieren ist keiner jetzt in meinem Geschwader.«
    Die Vorspeisen wurden aufgetragen, und sie mussten sich auch mit Oberst Bush und dem Grafen Natali unterhalten, der mit seiner Gattin von den Inseln vor Dubrovnik gekommen war. Dass Maria Charlotta mit dem Grafen fließend Italienisch sprach, verwunderte David nicht. Es war ja ihre Muttersprache. Aber dass sie sich mit Oberst Bush so flüssig in Englisch unterhielt wie mit dem Bürgermeister von Vis in Kroatisch erstaunte ihn schon.
    »Gibt es eine Sprache, die Sie nicht beherrschen, Hoheit?«, fragte er.
    »Mein Mann war ein guter Lehrmeister, Sir David. Nur sein Körper war gelähmt. Sein Geist war rege und anregend. Wer mit ihm lebte, musste von der Fülle seines Wissens und der Kreativität seiner Gedanken profitieren. Aber Türkisch habe ich nicht gelernt, um eine Schwachstelle gleich zu bekennen.«
    »Darf ich Sie in Deutsch anreden, Hoheit?«, erkundigte er sich aus Spaß in deutscher Sprache.
    Ihm blieb fast der Mund offen stehen, als Marias Charlotta in seiner Muttersprache antwortete: »Ich hatte in meiner Jugend einen sehr lieben Freund, der in einem deutschen Land geboren war. Da habe ich gemeinsam mit meinem Sohn diese Sprache gelernt, die er nie mit mir gesprochen hatte. Aber ich hoffte, ich könnte ihn eines Tages damit überraschen.«
    David wusste nicht, welchem Gedanken er Vorrang geben sollte. Er malte sich aus, wie schön es wäre, wenn Maria Charlotta wieder mit aufgewühlten Sinnen in seinen Armen lag. Und dieser Gedanke kämpfte mit dem Vorsatz, seiner geliebten Frau treu zu bleiben. Er konnte und durfte nicht wieder untreu werden.
    »Habe ich Sie so sehr überrascht, Herr Admiral?«, fragte Maria Charlotta.
    »Dieser Abend ist voller Überraschungen, Hoheit, und ich bin verunsichert, wie ich darauf reagieren soll.«
    »Sie waren schon immer am überzeugendsten, wenn Sie alle Raffinessen ablegten und ganz ehrlich waren, Sir David. Sie sind nicht der Einzige, der mit seinen Gefühlen ringt und nicht mit einer Situation fertig wird, die er ganz im Griff zu haben glaubte. Aber wir müssen uns den anderen zuwenden. Ich werde den

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