Kanonendonner über der Adria
nicht, Mr. Markwood. Aber Sie wissen doch, ich muss manchmal etwas jammern, um mich zu erleichtern.«
In einer der nächsten Sitzungen geriet David mitten in den Konflikt zwischen Oberst Bush und der Zivilverwaltung. Oberst Bush beharrte auf einer ›Anlandungsgebühr‹ für jedes Handelsschiff, das Vis anlief. Die Zivilverwaltung wollte dagegen Vis als Freihafen deklarieren, in dem Waren ohne Steuern angelandet und umgeschlagen werden konnten. Nur dann werde Vis als Hafen attraktiv, und die Einnahmen durch den Warenverkauf sowie die Frachtgebühren wären viel größer als die ›Anlandungsgebühr‹.
David fand die Argumente der ›Freihändler‹ überzeugend. Oberst Bush war in diesem Bereich ein reiner Verwaltungsfetischist. Andererseits musste er auf Bushs Posten als Gouverneur Rücksicht nehmen. Aber dann fiel ihm die Lösung ein und er diskutierte sie mit Oberst Bush, nachdem die Sitzung vertagt worden war.
»Mr. Bush, Sie wissen, dass wir in Cres einen Stützpunkt eingerichtet haben, der die umliegenden Inseln kontrolliert und durch einige Schiffe unterstützt wird. Wir brauchen für unsere Aktivitäten in Istrien und im Golf von Triest einen weiteren, viel bedeutsameren Stützpunkt. Ich habe mich noch nicht festgelegt, ob Rovinj, Izola oder Triest selbst in Frage kommen. Wir müssen Triest erobern. Wenn Österreich in den nächsten Wochen in den Krieg eintritt, wie ich vermuten darf, dann ist die Eroberung Triests nur eine Frage der Zeit. Aber wir brauchen auch eigene Truppen dort und vor allem hochrangige Offiziere, die mit den Österreichern auf gleicher Basis reden können. Ich war immer der Meinung, dass Sie unser einziger Offizier sind, der als ›Befehlshaber Nordadria‹ in Betracht kommt, aber da ich nun sehe, wie Sie sich hier mit dieser Gebühr engagiert haben, da wollen Sie ja vielleicht gar nicht weg.«
Bush war etwas verlegen. »Nun, Sir, so wichtig ist mir das auch nicht. Man muss doch die Dimensionen in der richtigen Relation sehen. Das hier ist eine Zollmaßnahme, dort bei Triest wird um das Schicksal der Adria gekämpft. Wenn Sie mich für diesen Posten für geeignet halten, nehme ich das ehrenvolle Angebot dankend an.«
In einer anderen Besprechung ging es um die Milizen und Kanonenboote. Die Ausbilder waren sehr zufrieden. Die Kanonenboote waren voll bemannt und unternahmen schon selbstständige Patrouillenfahrten. Sie hatten sogar schon Prisen aufgebracht. Und die Lager zur Ausbildung in Korčula platzten aus allen Nähten. Hauptmann Marker war glücklich, dass Major Skarda mit einigen Zügen nach Cres abtransportiert werden würde.
»Wir können ohne weiteres drei weitere Kompanien in spätestens drei Wochen aufstellen, Sir.«
»Die werden wir auch brauchen, Mr. Marker. Wir haben ja bei den Kornaten noch keinen Stützpunkt.«
Als die Besprechung beendet war, konnte David dem Hafenmeister noch zuflüstern, dass sich die Frage der ›Anlandungsgebühr‹ in Kürze erledigen werde, da Oberst Bush Militärbefehlshaber in der Nordadria werde.
Der Hafenmeister lächelte und flüsterte: »Eine elegante Lösung, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, Sir David.«
David zwinkerte ihm zu. »Wir sehen uns ja in einer Stunde noch zum festlichen Dinner.«
Das Dinner war eigentlich ein Herrendinner, ausgerichtet von einer alteingesessenen italienischen Adelsfamilie. Aber zum mediterranen Lebensstil gehörten nun einmal Frauen dazu, und so hatte sich der Kreis um Ehefrauen der leitenden Beamten und Offiziere, aber auch um die führenden Familien der Inseln erweitert. Es war kein Ball im eigentlichen Sinne, aber viel fehlte auch nicht mehr.
David hatte sich mit Fredericks Hilfe die Extrauniform mit den wichtigsten Orden angezogen. »Was bin ich froh, dass die Sitzungen vom Nachmittag vorbei sind«, gestand er Frederick. »Die sind immer so langweilig, und ich kann nicht schlafen, da ich möglicherweise die Entscheidung treffen muss.«
Vor der Tür hörte er Larry mauzen. »Dann ist er vom Spaziergang mit Alberto zurück«, sagte David. »Lass ihn rein, Frederick! Aber halt ihn ein wenig zurück, damit er mir nicht die Uniform voll sabbert.«
Aber Larry merkte schnell, dass er seinen Herrn nur vorsichtig berühren durfte und richtete sich danach. »Müssen wir heute Abend beide dabei sein, Sir?«, fragte Alberto.
»Nein, das ist überflüssig. Einer reicht. Macht es unter euch aus«, entschied David.
David war in die Kutsche gestiegen. Mustafa begleitete ihn auf dem Kutschsitz, und sie
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