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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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Grafen nach seinen Erfahrungen auf den Inseln fragen und kann dann für Sie übersetzen.«
    Und so schalteten sie sich in das allgemeine Gespräch ein, und David war überzeugt, dass er noch nie eine so charmante und gute Dolmetscherin gehabt habe.
    Aber es kam auch der Augenblick, da die Speisenfolge beendet war und Oberst Bush ankündigte, dass die Kapelle die neuesten Tänze aus Wien spielen werde. »Darf ich Sie, Hoheit, bitten, mit Sir David den Tanz zu eröffnen?«
    Die Kapelle intonierte leise die ersten Takte. »Wie schön, ein Wiener Walzer«, freute sich Maria Charlotta. »Bitte führen Sie mich, Sir David.«
    »Aber ich kann keinen Wiener Walzer, Hoheit«, antwortete er verlegen.
    »Dann kann ich Sie ja auch einmal in etwas einführen«, gab sie mit schelmischem Lächeln zurück und stand auf.
    Es ergab sich alles ganz automatisch. Er musste den rechten Arm um ihre Taille legen und mit der linken Hand ihre rechte fassen. Und nun wiegten sich ihre Körper im Takt der Musik und dann bewegten sich die Füße danach. Er drehte sich rechts herum, sie führte ihn vorwärts, dann ein wenig links herum und immer dieser aufmunternde Takt und die einschmeichelnde Melodie.
    Andere Paare füllten die kleine Tanzfläche. »Sie sind eine wunderbare Tänzerin und Lehrerin, Hoheit«, flüsterte er.
    »Dann kann ich dir ein wenig zurückgeben für die Schönheit des Lebens, die du mir erschlossen hast, David«, sagte sie auf Deutsch einfach und ohne jede Koketterie. »Wir sind im Augenblick erfüllt von unseren Erinnerungen, denen an unsere Liebe und Leidenschaft und denen an die großartigen Partner, die wir beide hatten oder haben und die wir betrügen müssten, wollten wir unsere Liebe wiederbeleben. Wir müssen abwarten, David, und zu uns selbst kommen. Wir werden uns wiedersehen.«
    »Woher willst du wissen, wo meine Schiffe gerade sind?«
    »Ich kenne jeden deiner Schritte, David, sobald du ihn gegangen bist, und manche schon im Voraus. Mir ist bekannt, dass du eine Nacht in den Händen des französischen Geheimdienstes warst und ihm entkamst. Fouché, der neue Generalgouverneur, will dich wegen der Entführung des Grafen Natali zum Tode verurteilen lassen. Ich weiß, dass du jetzt nach Triest segeln und dort mit General Nugent konferieren wirst. Gemeinsam werdet ihr euch in Rijeka sehen. An jedem dieser Orte könnte ich auch sein. Ich habe überall Freunde. Wenn sie mir sagen, dass Gefahr für dein Leben droht, werde ich dich warnen. Aber sonst liefere ich keine Informationen. General Nugent kenne ich auch. Er wird dir gefallen. Kühn und entschlossen. Irischer Abstammung übrigens.«
    David war überrascht wie selten in seinem Leben. Er hatte die Frau Maria Charlotta gesehen und weniger die unermesslich reiche und einflussreiche Prinzessin Reabandini, von der auf die eine oder andere Weise unendlich viele Menschen auf beiden Seiten der Adria abhängig waren. Wie hätte sie sonst mitten im Krieg so von einer Partei zur anderen reisen und mit allen feiern können?
    »Maria Charlotta, du verwirrst mich immer mehr. Der Sprung von der jungen, hinreißend schönen Frau, die vor dem Eintritt in das Leben stand, zu der hinreißend schönen Frau, die das Leben in allen Facetten durchschaut und es nach ihrem Willen gestaltet, ist zu groß für einen Abend. Wir müssen uns wiedersehen.«
    »Du hast dich doch auch sehr verändert von dem Draufgänger und Kämpfer zu dem alle Konsequenzen in militärischer und diplomatischer Hinsicht vorausberechnenden Flottenführer. Du hast damit, dass du den örtlichen Adel und den kroatischen Nationalismus in deine Pläne einbindest, den Franzosen schon die Hand an die Gurgel gelegt. Sie arbeiten an ihren Evakuierungsplänen. Wir werden uns wiedersehen, lieber David. Für heute werde ich mich still empfehlen.«
    »Werde ich deinen Sohn Frederico kennen lernen?«
    Sie klopfte ihm zum Abschied leichthin auf den Arm. »Du solltest ruhig auch seinen zweiten Vornamen nennen. Er heißt so nach seinem leiblichen Vater.«
    Sie wand sich leichtfüßig durch die Menge, grüßte hier, lächelte dort und war verschwunden.
    »Eine außergewöhnliche Frau! Man weiß nie, was man mehr bewundern soll, ihre Schönheit oder ihre Klugheit«, sagte Graf Natali zu dem wie erstarrt dasitzenden David.
    »Verzeihen Sie, Graf. Ich war mit meinen Gedanken ganz weit weg.«
    Der Graf wiederholte seine Aussage.
    »Ich würde mich für die Bewunderung der Klugheit entscheiden, Graf. Die Schönheit kenne ich schon von

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