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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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ihnen marschierten die Soldaten.
    Die Ulanen verteilten sich etwas, und auch von den Soldaten schickte der Hauptmann einen Trupp nach rechts und links zur Flankensicherung, aber sonst marschierten sie ganz locker und fröhlich und winkten immer wieder den Leuten zu.
    »Sie fürchten keinen feindlichen Angriff, Herr Hauptmann?«, fragte Holsten.
    »Nein, Herr Holsten, das hätten mir die Bewohner längst mitgeteilt. Wir marschieren jetzt zum Bergmassiv des Ucka, von dem aus ich in verschiedene Richtungen vorgehen kann, je nach den Nachrichten, die ich erhalte. Und wenn der Feind zu stark ist, weichen wir auf die Schiffe Ihrer Flotte aus.«
    »Verzeihen Sie, Herr Hauptmann. Wir können nicht einfach zu den Schiffen hinausschwimmen. Wir müssten Vorsorge treffen und Boote in Reserve haben.«
    »Gut, junger Herr. Da vorn gabelt sich die Straße. Ich schicke einen Korporal mit zwei Mann nach Lovran, der sorgt dort dafür, dass die Fischer uns Boote bereit halten. Wir marschieren weiter zum Berg, und der Korporal stößt wieder zu uns.«
    Sie lagerten zu Nacht in der Nähe des kleinen Ortes Vranja. Sie waren fast dreißig Kilometer marschiert, aber den Kroaten schien das nichts auszumachen. Sie zündeten Feuer an und brieten Fleisch an Stöcken. Aber Holstens Seesoldaten jammerten über die ›verdammte Latscherei‹.
    Nachts gegen zwei wurde Holsten wach, weil die Posten riefen. Ein kleiner Trupp Bauern wollte den Hauptmann sprechen. Der winkte Holsten und seinem Leutnant: »Kommen Sie, hören Sie gleich mit, was die Leute zu sagen haben.« Aber er achtete darauf, dass die Mannschaften nicht mithören konnten.
    Was die Bauern berichteten, klang für Holsten so bedrohlich, dass er sicher war, sie würden sofort zur Küste marschieren und sich auf die britischen Schiffe flüchten.
    Die französischen Truppen aus Pula und Rovinj hätten Marschbefehl erhalten und sollten sich hier am Ucka mit französischen Nationalgarden des früher venezianischen Teils von Istrien vereinigen.
    Die französischen Besatzungen umfassten nach Aussagen der Bauern etwa dreitausend Mann und sie sollten sich mit viertausend Mann Nationalgarden vereinigen. Zwölf Kanonen führten sie mit sich. Sie würden dann der Brigade des Generals Nugent in den Rücken fallen.
    Fähnrich Holsten wurde ganz schlecht. Siebentausend Mann gegen sechsundfünfzig plus drei Briten. Mein Gott, die zerrissen sie ja in der Luft.
    Aber Hauptmann Lazarich war die Ruhe in Person. Er fragte die Bauern aus, welche Nachricht sie von wem hätten. Dann suchte er noch einen aus, der Nachrichten zu General Nugent bringen könne, und schickte die anderen zurück in Richtung Pazin, damit sie das Vorrücken der Franzosen beobachten sollten. Der Bote an Nugent erhielt noch einen Bericht von Lazarich, und dann liefen die Bauern wieder fort. Holsten fiel auf, wie nachdrücklich ihnen Lazarich einschärfte, niemandem ein Sterbenswörtchen von dem zu sagen, was sie ihm berichtet hatten.
    »Wer das hört, dem rutscht doch das Herz in die Hosen. Dabei sind diese Zahlen nicht mehr als heiße Luft. Nun schlafen Sie noch ein wenig, meine Herren. Wir werden morgen Kraft brauchen.«
    Holsten lag noch wach, aber von Lazarich hörte er schon nach wenigen Minuten ruhiges Schnarchen.
    Am Morgen wurden sie schon früh durch lautes Rufen geweckt. Immer neue Trupps von Bauern näherten sich dem Lager, brachten Essen und Getränke und bejubelten die Soldaten. Auch Frauen kamen und scherzten mit ihnen.
    »Na, was habe ich gesagt? Die Bevölkerung ist auf unserer Seite. Sie wollen auch mit uns kämpfen. Sehen Sie, sie haben Heugabeln, gerade geschmiedete Sicheln und Knüppel dabei. Einige haben sogar noch Gewehre.«
    Holsten fragte sich, was diese wilden Haufen mit ihren Ackergeräten ausrichten sollten. Aber Lazarich hielt eine anfeuernde Rede, in denen er ihnen prophezeite, dass die Gegner wie Spreu im Wind auseinander stieben würden, sobald sie und die anderen Bewohner Istriens gegen sie anrückten. Und dann befahl er den Abmarsch in Richtung auf Pazin. Dort würden sich die feindlichen Truppen vereinigen. Dort würden sie ihnen die Stirn bieten.
    Holsten fragte sich, ob die alle verrückt oder betrunken seien. Eine Kompanie Seesoldaten und zwei Salven, dann würde dieser wilde Haufen doch rennen wie ein Schweinsrudel. Aber dann hörte er die Kirchenglocken in allen Dörfern auf ihrem Weg und sah immer neue Scharen, die ihnen zuströmten, Fahnen, Heugabeln und Sensen schwingend.
    Langsam ließ sich

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