Kanonendonner über der Adria
Hauptmann«, sagte sein kroatischer Leutnant. »Die einzige Lösung wäre, dass wir im Eilmarsch alle Gefangenen zu General Nugent nach Rijeka bringen und dann – hoffentlich mit Verstärkung – schnell zurückkehren.«
»Das sind vier verlorene Tage. Die werden uns fehlen. Und was mache ich mit den Bauern?« Er grübelte einen Moment. »Sie sollen mit den kroatischen Grenztruppen, die zu uns übergelaufen sind, langsam nach Pula vorrücken. Und der britische Fähnrich kann seinem Admiral Nachricht geben, dass er Pula von See her angreifen möchte.«
Fähnrich Holsten hockte über den Hals gebeugt auf dem Rücken seines Pferdes und klammerte sich immer wieder an. Er war kein geübter Reiter, aber wenn er die beiden kroatischen Seesoldaten sah, dann konnte er sich das Lachen nicht verkneifen. Sie rutschten auf dem Pferderücken hin und her, klammerten sich an Mähne und Sattel fest und waren dauernd in Gefahr, auf den Boden zu fallen.
Die beiden Bauern aus Pazin, die sie und vor allem ihre Pferde begleiteten, hatten es längst aufgegeben, sie zu schnellerem Ritt zu bewegen. Einer ritt vorn, der andere hinten, und wenn sie Pause machten, dann schimpften sie immer. Man könne schon längst an der Küste sein, wenn sie nicht so bummeln müssten.
»Kommt ihr Bauernlümmel mal auf ein Schiff und dann in raue See, dann werden wir euch schon was von Tempo erzählen. Ihr habt doch keine Pferde, das sind doch Satansschinder.«
Wenn sie durch eine kleine Ortschaft ritten, dann verlangsamten die Bauern das Tempo, schrien ihre Nachrichten vom Sieg bei Pazin hinaus und ließen sich Wein und Brot reichen. Kaum war das letzte Haus außer Sicht, klopften sie den Gäulen auf die Hinterschenkel, dass die Soldaten fast hinunterflogen.
Fähnrich Holsten schimpfte und verbot den Bauern ihre Schikanen, aber die waren ein wildes und disziplinloses Volk. Sie hatten auch wenig Angst vor der Rache der Soldaten. Wenn die nach dem Ritt abstiegen, würden sie kaum laufen, geschweige denn sie verprügeln können.
Holsten wollte direkt zum Meer, zur Bucht von Plomin. Dort müsste er ein britisches Schiff sichten oder eins mit einem Fischerboot suchen. Endlich kamen sie durch Ivanici, den letzten kleinen Ort vor der Bucht. Holsten fragte nach britischen Schiffen vor der Küste.
Ein älterer Bauer, der in der Zeit der österreichischen Herrschaft aufgewachsen war, antwortete unterwürfig. »Wir haben keine gesehen in den letzten Tagen, gnädiger Herr. Die Fischer reden, sie jagten Berberpiraten.«
Holsten dankte und ritt weiter. Das fehlte ihm noch, dass ihre Schiffe irgendwo auf Suche waren. Dann würde er übersetzen nach Cres. Dort konnte er britische Ämter erreichen.
An der weiten Öffnung der Bucht hielt er an einer kleinen Fischersiedlung an. Seine Soldaten sahen Boote und ließen sich von den Pferden gleiten. Aber sie konnten nicht aufrecht stehen und den grinsenden Bauern keine Faust in den Magen rammen. Als sie auf die Knie fielen und die schmerzenden Hinterteile gerade zu biegen versuchten, war Holstens Geduld erschöpft.
»Verdammt noch mal! Seid ihr Soldaten oder Greise? Richtet euch an den Pfählen dort auf, wo sie ihre Netze trocknen und lasst den Körper dann hängen. Und ihr Pferdetreiber macht euch auf den Rückweg. Und wenn mein Armeepferd nicht beim Ortskommando in Pazin steht, spürt ihr meine Peitsche.«
Dann ging er zu den Fischern und fragte sie nach britischen Booten. Nein, in letzter Zeit seien keine hier entlang gesegelt. Ja, von den Berberpiraten werde geredet. Zwei große Schebecken. Aber die Engländer hätten nicht nur Fregatten, sondern auch ein Linienschiff in der Bucht. Was sollten die Berber da wollen?
Dann fing er an, über ein Übersetzen nach Cres zu verhandeln. Als er den Preis hörte, wurde er wütend. »Das sind doch nur zehn Kilometer. Wenn ihr denkt, ihr könnt mich übers Ohr hauen, beschlagnahme ich ein Boot und schieße den über den Haufen, der mich hindern will. Also, entweder ihr macht ein vernünftiges Angebot oder ihr bekommt gar nichts.«
Die Fischer murrten und schimpften, aber schließlich einigten sie sich über einen erträglichen Preis. Es gab noch einen Schnaps zur Einigung, dann kletterten sie in eines der Boote und stießen ab.
In dem kleinen Fischerdorf auf Cres, in dem sie anlegten, war niemand zu sehen. Niemand kam, um die Fremden zu begrüßen. Fähnrich Holsten ließ seine Soldaten die Gewehre bereithalten und ging langsam in den Ort. Ein Reiter kam schließlich
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