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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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uns über angenehmere Dinge sprechen: über unsere bevorstehenden Siege.«
    Graf Nugent trank mit David noch einen Schluck Wein und bat ihn dann an die Karte. Er sagte in ernstem Ton: »Ich weiß nicht, wie lange ich mich in Rijeka halten kann. Die Franzosen haben auch den letzten waffenfähigen Mann in Italien eingezogen und werfen ihn uns entgegen. Ich kann mich nicht auf der Halbinsel Istrien einschnüren lassen, aber ich muss Istrien erobern, um den Rücken frei zu haben. Dazu habe ich Hauptmann Lazarich mit einem Leutnant und sechsundvierzig Kroaten sowie einem Korporal und sechs Husaren abgeordnet. Sie rücken morgen ab. Hauptmann Lazarich wird mit Ihnen noch heute über die mögliche Zusammenarbeit sprechen.«
    David sah General Nugent ungläubig an. »Habe ich richtig mitgezählt? Sie wollen sechsundfünfzig Mann eine Provinz mit knapp zweihunderttausend Menschen erobern lassen?«
    »Ja, es klingt verrückt. Aber die Bevölkerung ist auf unserer Seite, und Hauptmann Lazarich ist ein Held für diese Provinz. Er wurde 1809 bei der Verteidigung ihrer Freiheit auf den Tod verwundet. Man hat ihm später eine Kugel aus der Brust geschnitten, und er ist nun wieder feldtauglich. Die Menschen in Istrien kennen und verehren ihn.«
    »Ich bin der Letzte, Graf, der den Wert der Persönlichkeit missachtet, aber kann sie einen so eklatanten Unterschied der realen Macht ausgleichen?«
    »Sir David, ich weiß es auch nicht. Meine Hoffnung ruht darauf, dass nach allen Berichten die Landbevölkerung bloß darauf wartet, von uns zum Aufstand gerufen zu werden.«
    »Ihr Wort in Gottes Ohr, Graf. Ich erwarte dann den Hauptmann.«
    »Ein Wort noch, Sir David. Im Rathaus ist heute ein festlicher Empfang. Bitte kommen Sie mit Ihren Kommandanten um sieben Uhr zum Lunch. Es werden auch Damen anwesend sein.«
    Seit dieser Ankündigung waren Davids Gedanken wieder voll und ganz mit Maria Charlotta beschäftigt. Er war sicher, dass sie als Gast anwesend sein würde, sofern sie nicht sogar das Treffen angeregt hatte.
    David begrüßte auf dem Schiff selbst seinen Hund Larry nur flüchtig, obwohl der um Zuneigung bettelte. Er ließ sich mechanisch von Frederick beim Ankleiden helfen, ließ Kapitän Markwood und die anderen Kommandeure sowie Alberto und Mustafa benachrichtigen und saß in der Zeit, die ihm noch bis zur Abfahrt verblieb, apathisch in seinem Sessel.
    Er fragte sich immer wieder, was Maria Charlotta mit dem erneuten Zusammentreffen bezwecke. Sie wusste doch, dass er gebunden war, dass ihn seine Leidenschaft nur kurzfristig wegreißen könne und dass er danach sich und sie verfluchen würde. Warum?
    Dann rief Frederick, dass die anderen bereit seien, und er stand auf. Die anderen wunderten sich über seinen abwesenden Gruß. Es wurde auf der Überfahrt und auf dem kurzen Weg zum Palazzo nicht gesprochen.
    Graf Nugent empfing sie in seiner Extrauniform sehr herzlich und führte sie in den Saal. Viele Honoratioren des Ortes kannte David von seiner ersten Besetzung, und sie begrüßten ihn alle freundlich. »So human wie Ihre Eroberung war keine andere, weder vorher noch nachher, Sir David.«
    Und dann kam Maria Charlotta, der Gast mit dem höchsten Rang. Graf Nugent wollte David vorstellen, aber sie wehrte freundlich lächelnd ab. »Wir sind gute alte Freunde, Graf. Wenn Sir David verraten würde, seit wann wir uns kennen, wäre mein Alter zu erraten und ich müsste meine Garderobe der einer alten Frau anpassen.«
    Der Graf protestierte und David sagte: »Hoheit altern nicht im Aussehen, Sie wachsen an Weisheit und Menschenkenntnis.«
    »Nanu, Sir David. Sie waren doch sonst kein Schmeichler«, sagte sie etwas verwundert.
    »Das war auch keine Schmeichelei. So sehe ich Sie, Hoheit.«
    Sie senkte den Kopf und ließ sich von Graf Nugent zum Platz führen. Sie saß diesmal nicht neben David und er wusste, dass sie das arrangiert hatte. Also wollte sie nicht oder noch nicht mit ihm sprechen. Aber was wollte sie? Sie kokettierte auch nicht, war freundlich, charmant, aber etwas distanziert. Dann erhoben sich die Gäste nach den Hauptspeisen, um einem Chor zuzuhören und sich ein wenig die Beine zu vertreten.
    »Würden Sie so lieb sein, Sir David, und mich auf die Terrasse führen?«, fragte sie David überraschend.
    Er reichte ihr seinen Arm und führte sie hinaus, bis sie außer Hörweite der anderen waren.
    »Ich habe so ein schlechtes Gewissen, David, und muss mich bei dir entschuldigen. Meine Erinnerung an unsere damalige

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