Kanonendonner über der Adria
Briefen nach Informationen. Alles an der Kleinen war gesund. »Helle Härchen hat sie, was wir von unseren Söhnen gar nicht gewohnt sind. Und sie ist nicht so faltig, wie Babys manchmal sind. Das wird ein hübsches Kind, und ich bin so froh, dass es ein Mädchen ist. Sie braucht nicht in den Krieg wie mein Sohn, von dem ich schon drei Wochen keine Nachricht habe.«
David durchsuchte schnell die Briefe. Da war einer von Edward vom 15. September. Na ja, sie hatten den Depeschenkutter sicher getroffen, als der Mastbruch behoben war. Schnell die letzten Zeilen überfliegen. Alles in Ordnung. So, nun musste er aber die Dienstpost durchsehen.
Die Admiralität teilte ihm mit, dass der schnellste Weg für Nachrichten nun über den neuen britischen Gesandten in Wien, Lord Aberdeen, führe. Napoleon sei in den deutschen Ländern mehrfach besiegt worden, gewinne auch hin und wieder eine Schlacht, konnte Berlin aber nicht besetzen und werde insgesamt immer schwächer. Die Verhandlungen mit Bayern, das sich von ihm lösen und zu den Verbündeten übertreten wolle, stünden kurz vor dem Abschluss.
Die Admiralität wollte wie üblich noch alle möglichen Listen, aber sie teilte ihm auch mit, dass sie seinem Geschwader ein zusätzliche Fregatte zuteilen werde, sobald sie vor Spanien nicht mehr gebraucht werde. David nickte erfreut. Das war eine seltene und gute Nachricht. Dann konnte er auch häufiger an der italienischen Küste patrouillieren.
Aber dann griff David wieder zu den Privatbriefen, las mit Erleichterung den Brief seines Schwiegersohnes, dass Christina nicht sehr leiden musste und schon wieder mit Appetit aß. Sie hätten sich entschlossen, dass Christina die Kleine zuerst selbst stillen werde. Das solle am gesündesten sein. Diese modernen Gedanken, dachte David. Mir hat die Amme auch gut getan.
Aber es war beruhigend und schön, was er aus der Heimat hörte. Alle waren gesund. Dr. Cottons Klinik fand regen Zulauf. Sein Sohn Charles hatte anscheinend die Frau fürs Leben gefunden. Aber er sei noch zu jung, um sich zu binden. Die Geschäfte florierten, nur er fehle. Aber der Krieg ginge wohl nun seinem Ende entgegen.
David legte die Briefe aus der Hand und trank einen Schluck Wein. Ja, eigentlich konnte man sich schon auf den Frieden freuen.
England und seine Verbündeten waren überall auf der Straße des Sieges. Aber Überraschungen waren im Krieg nie auszuschließen. Und die letzte Phase war oft die verlustreichste.
Am nächsten Tag lagen nur noch Milford, Eagle, Bacchante, Saracen und Imogene vor der Küste. Die anderen Schiffe waren zur Blockade Venedigs oder zu Patrouillen vor der italienischen Küste abgesegelt.
Von den verbliebenen Schiffen fuhren immer wieder Boote zum Ufer und setzten Leute ab, die die Wege zur Batterie von den gröbsten Hindernissen befreien sollten. Leutnant Cooper, der die Arbeiten überwachte, ging zu der Pumpe am Bauernhof, nahm den Hut ab, feuchtete ein Tuch an und legte es sich in den Nacken.
Ein Seemann, der gerade ein Loch auf dem Weg zuschaufelte, stieß seinen Nachbarn an. »Siehst du den Hallodri da? Die haben gestern wieder feste gebechert. Der Admiral soll Großvater geworden sein. Da hat der Cooper mehr als eine Flasche geleert, und jetzt muss er die Birne kühlen.«
Mr. Havell, der Major der Seesoldaten, ging den Weg ab und maß immer wieder, ob die Breite ausreichte. Als er Leutnant Cooper am Brunnen sah, lachte er, ging auf ihn zu und sagte leise: »Den jungen Herren sollte man nicht so viel Wein vorsetzen. Sie vertragen ihn noch gar nicht.«
»Wenn Sie Großvater werden, werde ich weniger trinken, Mr. Havell. Versprochen!«
Als Havell lachend wegging, murmelte Cooper in sich hinein: »Dein billiger Fusel würde ja auch keinem schmecken, du Geizhals.«
Bauern führten Pferdegespanne heran. Von der Milford stieß der erste Kutter mit einer der großen Kanonen ab.
»Beeilt euch, ihr lahmen Säcke!«, brüllte der Zimmermannsmaat, der am Strand den Aufbau des Entladungsgerüstes überwachte. »Sie kommen schon.«
Die Bauern standen mit offenen Mündern daneben, als der Kutter so weit an Land unter das Gerüst gezogen wurde, wie es möglich war. Dann wurden die Taue um das Rohr geschlungen, und mit viel Geschrei zogen die Seeleute es mit den Taljen hoch. Dann setzten sie eine Art Schlitten darunter, aus massivem, mit Eisen verstärktem Holz gezimmert, griffen die Zugseile und riefen, dass nun Männer und Pferde zum Ziehen kommen sollten.
In langen Reihen stellten
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