Kanonendonner über der Adria
Aber wenn Sie dort, links auf gleicher Höhe, und dort am Ufer Ihre Kanonen aufstellen können, dann werden sie nicht lange aushalten.«
David betrachtete durch das Teleskop die bezeichneten Orte und sagte. »Wir werden Batterien errichten. Es wird ein paar Tage dauern, denn wir sind nach dem Siegeszug durch Istrien sehr von Mannschaften entblößt, aber dann wird Ihnen die Stadt zu Füßen liegen.«
Graf Nugent sah fast gerührt drein. »Wissen Sie, Sir David. Ich habe zu diesem Ort, an dem wir stehen, eine sehr emotionale Beziehung. Ich war als junger Leutnant in Triest in Garnison, und wir haben oft Picknickausflüge mit den Damen der Gesellschaft hierher unternommen. Bei einem Picknick lernte ich meine zukünftige Frau kennen und lieben. Wir verlebten die ersten Ehejahre in Triest. Ich muss ihr gleich schreiben, dass wir von hier die Stadt sahen und beschlossen, sie gemeinsam zu erobern.«
»Wenn das kein gutes Omen ist, Graf. Triest wird der würdige Schlusspunkt bei der Befreiung Dalmatiens und Istriens.«
Von Triest nach Kotor
(Oktober bis Dezember 1813)
Unterhalb des Hügels in unmittelbarer Nähe der Festung von Triest knirschten die Kiele von drei Kuttern in den Ufersand. Einige Matrosen sprangen aus den Booten und hielten sie im seichten Wasser auf geradem Kiel. Alberto nahm David auf den Rücken und trug ihn die paar Schritte zum Strand. Die anderen mussten sich die Beine nass machen und die wenigen Meter durchs Wasser waten.
Am Ufer wartete Graf Nugent mit einem Trupp Offiziere und einem Zug Grenadiere. Er begrüßte David freundlich und sagte: »Ich wüsste gar nicht, ob in meiner engeren Begleitung jemand ist, der mich tragen könnte.« Und er klopfte auf seinen gerundeten Bauch.
»Sie sind doch fast immer auf trockenem Boden, Graf. In meiner Jugend probierte ich es oft, vom Bug des Kutters an Land zu springen, aber meist war der Abstand zu groß. Da beschloss ich, Admiral zu werden.«
»Der beste Grund, einen hohen Militärposten anzustreben, den ich bisher hörte. Sonst bringt er doch nur Ärger, aber wenn man wenigstens die Füße trocken halten kann …« Er lachte kurz. »Aber nun lassen Sie uns gehen. Es ist nicht weit.«
Die beiden Adjutanten hatten inzwischen die anderen Herren bekannt gemacht, vorwiegend Artillerieoffiziere, denn man wollte ja die Anlage einer Batterie besprechen, um Triest sturmreif zu schießen.
Sie stapften im Haufen den Hügel hinan. Die österreichischen Grenadiere gingen voran, die Seesoldaten folgten.
»Sagen Sie ihnen bitte, sie möchten das Tempo etwas verringern«, bat David Graf Nugent. »Wir Seeleute sind ungeübte und schlechte Marschierer.«
Nach einer Wegbiegung tauchten Dächer auf. »Ein Bauernhof«, erklärte Nugents Adjutant. »Nach Errichtung der Batterie könnte er als Stabsquartier dienen.«
Vor dem Hauseingang saß eine junge Frau und stillte ein Kind. Der Bauer kam auf sie zu. »Willkommen die Herren. Sie kommen zu einer glücklichen Zeit. Meine Tochter hat einen Sohn geboren, den Hoferben. Wenn Sie uns noch von den Franzosen befreien, wäre das Glück vollkommen.«
»Mutter und Kind sind gesund, wie man sieht«, sagte General Nugent.
»O ja, gnädiger Herr, danke der Nachfrage.«
David hatte sich zu seinem Flaggleutnant umgewandt. »Sie haben doch immer einige Goldstücke in der Tasche, Mr. Wale. Geben Sie mir bitte fünf Louisdor.«
Wale guckte erstaunt, nestelte aber die Goldstücke aus der Tasche.
David trat auf den Bauern zu. »Für sein Enkelkind. Möge es gesund und in Frieden heranwachsen.«
Der Bauer blickte auf seine Hand, staunte und riss die Mütze vom Kopf. »Gott segne Sie, gnädiger Herr. Und vielen Dank! Gott vergel t's .«
»Sind Sie bei jedem kleinen Balg so großzügig, Sir David?«, fragte Graf Nugent, als sie weitergegangen waren. »Dann dürfen Sie nie in ein Zigeunerlager gehen, sonst sind Sie arm.«
David lächelte. »Nein, Graf. Ich warte jeden Tag auf die Nachricht, dass meine Tochter entbunden worden ist, und hoffe, dass alles gut verlaufen wird. Das macht mich ein wenig anfällig und vielleicht bin ich ein wenig abergläubisch.«
Der General sah David überrascht an. »Das verstehe ich, Sir David. Mein Gott, was war ich aufgeregt, als meine älteste Tochter vor einem Jahr gebar. Mein erster Enkel. Am liebsten wäre ich bei ihm. Ich schaue dauernd nach kleinen Kindern und freue mich an ihrem Anblick.«
»Ich sehe sie auch gern, die tapsigen kleinen Bälger. Aber auf See ist selten Gelegenheit dazu. Mir
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