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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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Webster gingen Mustafa und Baptiste. Die Landzunge war hier nur gut dreihundert Meter breit. Bevor sie das Ufer der Lagune erreichten, schlichen die beiden mit drei anderen Matrosen leise voran. Dort am Ufer lagen vier Boote. Sie suchten das Ufer rechts und links von den Booten ab und prüften dann die Boote. Sie fanden nichts, was verdächtig war. Mustafa imitierte den Schrei einer Eule.
    Leutnant Webster kam mit den anderen. Zu jedem Boot ging ein Trupp, blieb aber am Ufer stehen, bis die Männer mit den Fässern kamen. In jedes Boot luden sie ein Fass. Dann stiegen zehn Mann in jedes Boot, rieben die Aufleger für die Riemen mit Fett ein und legten ab.
    Sie ruderten völlig lautlos mit mittlerem Tempo. Leutnant Webster hatte Mustafa seiner guten Nachtsicht wegen in den Bug gerufen und spähte mit ihm voraus. Baptiste hielt derweil Mustafas Druckluftbüchse und seine eigene Rifle im Heck. »Wo ist denn heute dein Freund Alberto?«, flüsterte ganz leise ein Matrose.
    »Der hat Dünnschiss«, gab Baptiste ebenso drastisch wie leise zurück.
    Zwei andere Boote folgten etwas links und rechts abgesetzt dicht hinter ihnen. Das vierte Boot fuhr in Kiellinie des ersten etwas weiter hinten. Sie hatten Vogelschreie für mehrere Eventualitäten verabredet. Ein Reiherschrei befahl: »Anhalten!« Ein Entenkrächzen war das Signal, die Pulverfässer zu zünden. Licht war in keinem Boot erlaubt.
    Nördlich der Lidodurchfahrt krachte und donnerte es jetzt. Raketen stiegen in den Himmel. Niemand in den Booten wandte den Kopf in diese Richtung. Das waren Ablenkungsmanöver ihrer beiden Blockadeschiffe, die die Aufmerksamkeit der Wachen auf den venezianischen Schiffen ablenken und ihre Nachtsicht beeinträchtigen sollten.
    Leutnant Webster hatte sein Nachtteleskop ans Auge gepresst und spähte nach vorn. Jetzt lösten sich schwarze Schatten aus der Nacht. Sie lagen etwas backbord voraus. Webster fasste Mustafas Hand und deutete in die Richtung. Mustafa spähte und drückte Websters Hand, als er die Schatten sah.
    Flüsternd wurde eine leichte Richtungsänderung nach hinten durchgegeben. Webster nahm die Sprechtrompete ans Ohr. Er hörte nichts. Merkwürdig! Bei normalem Wachdienst riefen sich die Ausgucke doch immer in Abständen zu, dass alles in Ordnung sei.
    Sie kamen näher und sahen jetzt auch ohne Nachtglas die Schatten zweier großer Schiffe. Webster klatschte leicht in die Hände, das Signal, dass sich zwei Boote dem an Steuerbord liegenden Schiff nähern sollten, die anderen dem Richtung backbord.
    Sie waren noch fünfzig Meter entfernt. Auf den Schiffen konnte man die kleinen Lampen am Ruderhaus mehr ahnen als sehen.
    Plötzlich schepperte es auf dem mehr backbord liegenden Schiff. Jemand fluchte und helles Licht erleuchtete das Achterdeck. Sie konnten es sehen: Das Deck war voll mit Menschen. Die Kanonen waren bemannt. Schützen standen an der Reling.
    Wie ein Blitz schoss es Webster durchs Hirn: Da hat jemand eine abgedunkelte Blendlaterne umgestoßen. Und das Schiff ist gefechtsbereit. Sie haben uns erwartet.
    »Verrat!«, schrie er laut. »Zurück! Rudert um euer Leben! Fässer über Bord!«
    Baptiste hatte sofort das Steuer herumgerissen. Das Boot legte sich auf die Seite. Die Ruderer reagierten, ruderten kraftvoll auf der einen Seite und bremsten auf der anderen. Aus den Augenwinkel nahm Baptiste wahr, dass auch die anderen Boote reagierten. Webster hatte sich halb erhoben und schrie: »Zurück! Auseinander die Boote! Rudert schneller!«
    Und dann sah Baptiste wie Blitz und Donner aus den Kanonenrohren der beiden Schiffe schossen. Eine Kugel riss ihrem Boot den Bug ab und zerfetzte Webster und Mustafa. Baptiste sah, wie die Körper zerrissen wurden, wie Blut emporschoss und dann die Fleischklumpen ins Meer platschten. Entsetzen und Grauen schnürten ihm die Kehle zu. Erst wollte er schreien, aber er konnte nicht. Mustafa hatte doch immer überlebt. Und nun rief er: »Mustafa!«
    Aber auch die anderen schrien, die in der Nähe gesessen hatten und verwundet waren. Ihr Boot sackte ab wie ein Stein. Baptiste ließ seine Rifle fahren, griff nach der Druckluftbüchse, schob sich den Riemen über die Brust und sprang ins Wasser. Seinen Entersäbel ließ er los. Das Messer genügte ihm.
    Wo waren die anderen Boote? Konnte er einen Verwundeten dorthin schleppen? Ein Boot war zerschmettert. Die anderen verschwanden in der Nacht. Schwimmer waren im Wasser. Verwundete schrien. Von den Schiffen knallten Musketen. Bald würde auch

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