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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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sehen. Baptiste sagte zu Will: »Leg dich hier hinter den Busch und ruh dich aus. Ich wache.«
    »Hast du noch einen Schluck Rum? Mein Arm tut verdammt weh.«
    »Hier nimm! Trink aber nicht zu viel. Vielleicht musst du noch schießen oder rennen.«
    Will trank und ließ sich zu Boden sinken. Baptiste spähte und horchte. Aber weder an Land noch auf See war etwas zu sehen. Es wurde hell. Und dort kam ein Kutter und suchte das Ufer ab. Baptiste wartete, bis er sicher war. Es war ein Kutter der Milford. Dann lief er an den Strand und rief und winkte. Der Kutter hielt auf ihn zu.
    Baptiste lief zu Will, der eingeschlafen war. Er rüttelte ihn wach. »Sie kommen, um uns zu holen. Los! Stütz dich auf mich.«
    Als der Kutter dicht vor dem Ufer war, sprangen vier Seeleute ins Wasser und stapften auf sie zu.
    »Baptiste! He, Will. Sind noch mehr da?«
    Baptiste schüttelte den Kopf. Dann stützten sie ihn und Will und brachten sie in den Kutter. Sie verbanden Wills Wunde und der Midshipman sagte: »Wir müssen noch ein Stück weiter suchen, ehe wir euch zum Schiff bringen können. Vielleicht konnten sich noch mehr retten.«
    David hatte einen Schluck Kaffee getrunken, als ein Midshipman die Meldung brachte: »Sir, Sie bringen Baptiste und einen Vortoppgast an Bord. Baptiste ist unverletzt. Der andere hat eine Armwunde.«
    »Danke!«, murmelte David. Er war grau vor Müdigkeit und Selbstvorwürfen.
    Kapitän Markwood kam. »Sir, wir haben vierzehn Tote, sechs Vermisste und zehn Verwundete.«
    »Ein furchtbarer Blutzoll. Ich mache mir die schwersten Vorwürfe.«
    »Aber, Sir. Sie haben doch alles gut und richtig geplant. Sie konnten nicht mehr Vorsorge treffen.«
    »Doch! Ich hätte dem Agenten nicht vertrauen dürfen.«
    »Sir, die Leutnants Wale und Hotham warten, um Ihnen zu berichten. Ich lasse sie jetzt herein.« David nickte.
    Die beiden Leutnants traten ein und nahmen ihre Hüte ab.
    »Was haben Sie zu melden?«, fragte David.
    »Sir«, antwortete Hotham. »Wir arbeiten seit drei Jahren mit dem Agenten. Wir verdankten ihm vor zwei Jahren den Hinweis auf das Auslaufen eines Vierundsiebzigers, den wir vernichten konnten. Er hat uns viele gute und richtige Hinweise seitdem gegeben. Wir konnten ihm vertrauen.«
    »Und wen hat er zur Hilfe bei der Beschaffung der Boote herangezogen?«, fragte David.
    »Seinen Bruder und seinen Neffen, Sir, die uns beide auch schon geholfen haben.«
    »Hat sich etwas im Leben des Agenten in letzter Zeit geändert? Eine Liebschaft oder so etwas?«
    »Davon ist nichts bekannt, Sir. Sein Sohn wurde vor einem Monat zu einem italienischen Regiment einberufen.«
    David hob die Hand. »Das wäre ein Grund für einen Handel mit den Franzosen: die Freiheit des Sohnes gegen einen Verrat.«
    »Aber, Sir. Damit müsste er doch zugeben, dass er seit Jahren Agent ist«, wandte Leutnant Wale ein.
    David nickte. »Wer weiß, wie verzweifelt er war.«
    Kapitän Markwood mischte sich ein. »Sir, wenn Sie erlauben. Die Verdachtsmomente sind zu schwach. Es gibt kein Unternehmen ohne Risiko. Niemand hat nach meiner festen Überzeugung hier fahrlässig gehandelt, Sir. Es war Pech, Sir.«
    David sah ihn schweigend an. »Danke, Mr. Markwood. Ich weiß, wie Sie das meinten. Aber mir wäre wohler, ich wäre bei den armen Kerlen dabei gewesen, als sie ins Unglück rannten. Auf jeden Fall müssen unsere anderen Agenten und die Österreicher nach den drei Leuten fahnden. Wenn sie uns verraten haben, dann gnade ihnen Gott. Und unsere Kutter fahren bis morgen früh noch Patrouille am Strand, falls sich noch andere durchschlagen konnten. Ich schreibe jetzt meinen Bericht für Vizeadmiral Pellew.«
    Sie konnten niemanden mehr bergen. Zwei Vermisste waren von den Franzosen gefangen worden. Der Agent und seine Verwandten waren aus ihrem Heimatort verschwunden. David bat die Österreicher um Fahndung. Als Baptiste ihm von Mustafas Tod berichtete, liefen ihm die Tränen die Wangen hinunter, und auch der riesige Baptiste weinte wie ein Kind.
    »Dieser gute, treue Mann. Bald hätte er seine Heimat wiedergesehen. Mein Gott, wie soll ich mit dieser Verantwortung leben?«
    »Es war Schicksal, Sir. Wir müssen es hinnehmen. Seine Seele lebt und ist um uns«, stammelte Baptiste unter Tränen.
    »Du musst jetzt seinen Posten einnehmen, Baptiste. Alberto wartet schon auf dich.«
    Die Stimmung der Mannschaft war gedrückt. Sie besserte sich auch kaum, als sie vor der Pomündung einen kleinen Geleitzug mit vier Handelsschiffen erbeuteten.

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