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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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ehrlich sein soll: Ich glaube, ich wäre zu ängstlich für den Krieg. Tut mir Leid.«
    »Das muss dir nicht Leid tun, Albert. Ich bin auch ein ziemlich ängstlicher Mensch.«
    Albert lachte. »Entschuldige, Dad. Ich glaube, du verspottest mich. Du bist doch unbestreitbar ein Held! Wie kannst du von Angst reden?«
    David hielt an und drehte sich ihm zu. »Albert, nach meiner Erfahrung sind nur sehr dumme Menschen frei von Angst. Wer Intelligenz und Vorstellungskraft hat, stellt sich auch immer vor, was geschehen könnte, wenn es nicht so läuft, wie er es plant. In jungen Jahren hat man dann eher Angst um sich selbst, um Schmerz, Verwundung und Tod. Je mehr Verantwortung du trägst, umso stärker verschiebt sich die Angst. Du sorgst dich um die Menschen, die du vielleicht unnötig in den Tod schickst. Entscheidend ist, dass die Angst dich nicht überwältigt, sondern dass du mit ihr umgehen kannst und in der Stunde des aktuellen Kampfes dann überlegt und entschieden handelst und nicht mehr an die Angst denkst. Das konnte ich. Aber vorher hatte ich oft furchtbare Angst und habe hin und her überlegt, was alles passieren könnte und was ich dagegen tun müsste.«
    »Dad, ich weiß nicht, wie viele Admiräle so etwas sagen würden. Aber ich verstehe das sehr gut. Umso mehr bewundere ich deine Taten.«
    David tätschelte Larry, der sich an ihn drängte. »Da hinten steht schon unsere Kutsche. Wir müssen öfter mal einen Spaziergang machen, Albert. Es plaudert sich gut mit dir.«
    Albert lächelte und wollte antworten, aber Larry war ein wenig vorausgelaufen und kläffte vor einem größeren Busch. David hielt an, drehte sich halb um und rief: »Mustafa, sieh einmal nach!«
    Mustafa lief an ihnen vorbei, legte sein Gewehr auf den Busch an und rief: »Rauskommen oder ich schieße!«
    Die Zweige teilten sich. Ein großer Mann mit langem wirren Haar trat hervor. Er stützte sich auf eine Krücke, weil sein linker Fuß fehlte. »Was ist denn los, ich bin doch bloß mal in den Busch gegangen, um zu pinkeln. Hier in der Nähe soll eine Stiftung sein, wo eine alte Teerjacke einen Schlag zu essen kriegt und vielleicht einen Grog.«
    David befahl Larry, ruhig zu sein, und erklärte dem Mann: »Auf den Grog solltest du nicht zu sehr hoffen, aber Essen erhältst du immer. Da vorn links geht ein Weg ab und hinter diesem Hügel dort liegt die Stiftung.«
    »Danke, Sir«, antwortete der Mann und legte zwei Knöchel an die Stirn, wie es Seeleute zum Gruß tun. »Dann will ich mich mal auf den Weg machen.«
    Er stützte sich auf seine Krücke und hob den rechten Fuß, um in die neue Richtung zu gehen. David sah gute Schuhe mit neuen Sohlen. Der Mann schwang sein invalides Bein herum, an dem die Hose seitlich hochgeklappt und mit einer Nadel befestigt war.
    Und auf einmal sah sich David vor seinem inneren Auge wieder anno 83 in dem Londoner Keller liegen, wo ihn die Straßenräuber bewusstlos hingeschleppt hatten. Es war, als käme er wie damals langsam zu sich. Damals war da einer, der nahm die Nadel aus der Hose, klappte sie herunter, zog die Hose aus, und da sah David, dass Fuß und Unterschenkel gar nicht fehlten, dass sie nur fest hinter den Oberschenkel hochgeschnallt waren. »Ja, annähen lohnt nicht, wenn du sie immer wieder abschnallen musst«, hatte der Gauner gebrabbelt.
    Und nun sah David, wie bei diesem vermeintlichen Landstreicher der linke Oberschenkel extrem dick war. »Larry!«, rief er, deutete auf den Landstreicher. »Pass auf! Mustafa, entsichern und zielen. Der Bursche ist faul.« Er selbst zog ein Wurfmesser aus der Ärmelmanschette und hielt es wurfbereit in der Hand.
    »Halt, Bursche!«, fuhr er den Kerl an. »Knie dich sofort hin, leg die Krücke zur Seite und heb beide Arme hoch. Du kannst dir sonst aussuchen, ob du ein Messer in der Kehle, eine Kugel in der Brust oder Hundezähne, die deinen Arm zerfleischen, haben willst.«
    Albert wollte auf ihn zutreten und ihn befragen.
    »Geh zur Seite, Albert, und warte!«
    Der Landstreicher schimpfte, was das solle, aber er gehorchte.
    David trat hinter ihn. »Leg dich auf den Bauch und nimm die Arme zur Seite!«
    Dann schnitt er die Hose an der Seite auf und sah, wie der Unterschenkel hochgeschnallt war. Er hielt dem Mann sein Messer ans Genick und tastete seine Taschen ab. Da war nichts Auffälliges. Ein Brotmesser würde jeder ehemalige Seemann bei sich haben. David nahm ihm die Decke ab und löste die Verschnallung. Kleidung, ein Stück Brot und gesondert

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