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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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eingewickelt eine mittelgroße, sehr stabile Flasche.
    »Was ist da drin?«, fragte er.
    »Medizin gegen wunde Füße.«
    David öffnete die Flasche und roch. Es roch wie damals 1801 auf der Superb, als die Saboteure die Mannschaft vergiften wollten. »Fliegenpilz und Schierling und noch mehr«, hatte der Schiffsarzt gesagt.
    »Was solltest du mit der Flüssigkeit tun?«, herrschte er den Mann an. Der schwieg.
    »Fessele ihm die Hände auf den Rücken!«, sagte David zu Mustafa. »Wir bringen ihn zur nächsten Milizstation nach Ventnor. Da ist auch ein Arzt.«
    In der Kutsche sagte er zu Albert leise: »Ich vermute, das ist ein Saboteur, der Gift in das Hochzeitsessen tun sollte. Ich lasse den Arzt noch die Flüssigkeit überprüfen. Wenn es kein Gift ist, schaffen wir den Kerl nur als Betrüger von der Insel.«
    Die Miliz übernahm den Mann, erhielt von David den Hinweis auf strengste Bewachung. »Ich werde zwei Maate zur Vernehmung schicken.« Der Kommandant wurde zur Verschwiegenheit ermahnt. »Wer redet, findet sich in Australien in der Strafkolonie wieder.«
    Dann ging er mit der Flasche zum Arzt und berichtete von seinem Verdacht. Der roch an der Flasche. »Keines der üblichen Gifte. Ich habe ein Wildkaninchen im Gemüsegarten gefangen. Wenn Sie mir den Braten ersetzen, werde ich es an ihm probieren.« Er nahm einen Teller Milch, füllte ein wenig aus der Flasche hinzu und stellte es dem Kaninchen hin, das alles aufschlapperte. Nach etwa zwei Minuten fiel es mit Zuckungen um, wälzte sich hin und her, röchelte und starb.
    »Gift«, sagte der Arzt. »Es lähmt das Atemzentrum. In Portsmouth kann man es besser analysieren!«
    »Vielen Dank. Ich werde das veranlassen. Könnten Sie bitte über den Vorfall schweigen.«
    In der Kutsche erzählte David seinem Schwiegersohn, dass die Flasche Gift enthielt.
    Dann starrte er vor sich hin und kratzte sich immer wieder nervös am Kopf. »Er muss Spießgesellen haben, allein hätte er es nicht geschafft. Ich glaube auch nicht, dass man ihn ins Gutshaus gelassen hätte. Er wollte zur Stiftung, wo ja auch ein Teil der Feierlichkeiten stattfindet«, redete David vor sich hin. »Du musst mir helfen, Albert.«
    »Wie soll ich dir helfen, Dad? Ich habe so etwas noch nicht erlebt und bin ganz verwirrt.«
    »Albert, du weißt, was in der Stiftung stattfinden soll und was dort an Speisen gereicht wird. Ich hatte ja noch gar keine Zeit, darüber etwas zu erfahren.«
    Albert räusperte sich. »Na ja, nach der Trauung, dem Chor und den Gratulationen wird ein eher rustikales Büfett mit verschiedenen Sorten Fleisch, mit Broten und Gemüse angerichtet. An Suppen gibt es Hummersuppe, klare Rindsbrühe, Pilzsuppe und noch eine aus dem Gutshaus, deren Namen ich vergessen habe. Ach ja, vorher stoßen alle mit einer Pfirsichbowle auf das Brautpaar an. Das hat sich Christina gewünscht. Dann wird natürlich Kaffee gereicht, Wein und Champagner, Puddings.«
    »Pfirsichbowle«, murmelte David vor sich hin. »Das könnte es sein.«
    Dann wandte er sich an Albert: »Du musst mir versprechen, über den ganzen Vorfall bis zum Abend nach der Hochzeit zu schweigen. Wenn Mutti oder Christina davon erfahren, sind sie nur noch voller Furcht, und jede Freude an der Hochzeit ist vorbei. Kannst du das versprechen?«
    »Ja, Dad. Was wirst du tun?«
    »Ich werde mit Alberto reden. Vielleicht können wir dem Helfer eine Falle stellen.«
    Die beiden ließen sich von Britta und Christina begrüßen und sagten, dass sie sich gut unterhalten hätten. David zeigte sein Interesse an Alberts Aufgabengebiet. Scheinbar ganz plötzlich fiel ihm ein, dass er Alberto noch einen Auftrag geben müsse. »Eine Überraschung für morgen. Ich bin gleich wieder da.«
    Mit Alberto konnte David im Telegrammstil reden und wusste, der würde nichts verraten. »Nimm dir Baptiste und versuche mit ein paar Tricks, aus dem Kerl etwas herauszuholen. Aber vor allem brauchen wir einen Mann, der an Stelle dieses vermeintlichen Invaliden auf die Stiftung kommt und hoffentlich von dem angesprochen wird, dem er das Gift geben soll.«
    »Gregor hat einen neuen Mann, den hier noch keiner kennt. Eine Krücke hat der Gregor auch noch aus der Zeit nach der Verwundung.«
    »Ihr bringt den Agenten in die Zellen der Admiralität in Portsmouth. Dann holst du Gregor und den neuen Mann hierher.«
    David hörte eine Kutsche anrollen. »Nanu, wer kommt denn da?«
    Alberto war ans Fenster gegangen. »Der Hafenadmiral aus Portsmouth und Mr. Hansen,

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