Kanonendonner über der Adria
erhält er fünfzig Pfund. So leicht möchte ich das auch verdienen. Mich verkleiden und warten, dass mich jemand anspricht und eine Flasche haben will.«
»Der Helfer wollte die Flasche schon am nächsten Tag haben, Sir«, berichtete der ›Agentenjäger‹ am dritten Tag dem Hafenadmiral. »Der Helfer war ein junger Mann, der dort als Koch lernte. Er stammt aus der Nachbarschaft, war als Vollwaise nach dem Bankrott seines Herrn ohne Zukunft und kam in der Stiftung unter.«
Der Admiral schüttelte den Kopf. »Warum, verdammt noch mal, soll ein Bauernjunge so etwas machen? Der Landstreicher, den Sir David fing, ist doch ein Gewohnheitsverbrecher aus dem Bordellmilieu in Portsmouth, der vor seiner Deportation fliehen konnte. Warum soll der sich mit einem Laien zusammentun?«
Der Agentenjäger nickte. »Sir, es ist eine irrsinnige Geschichte. Wir wollten es nicht glauben und haben alles dreimal überprüft. Der ehemalige Herr des Vollwaisen, Mr. Albert Thatcher, ist Trinker und Spieler. Nach dem Tod seiner Frau hatte er jeden Halt verloren und sein Ackerland fast völlig versoffen. Die Winters haben es aufgekauft, und ihr Gebiet reicht im Halbkreis um sein Haus. In Thatchers kaputtem Gehirn wuchs der Hass auf die, die ihm nach seiner Meinung alles genommen hatten. Was er noch an Geld hatte, trug er zu einem illegalen Spielmacher in der Stadt und kaufte sich Gift und jemanden, der es in die Stiftung brachte. Dem Jungen, den er praktisch aufgezogen hatte und der nicht sehr klug ist, sagte er, es sei ein Scherz und alle würden tanzen und lachen nach dem Trunk. Der Anschlag hat nichts mit dem französischen Geheimdienst zu tun, Sir. Er ist die Ausgeburt eines kranken Gehirns.«
Der Admiral ließ sich auf einen Stuhl fallen und läutete nach seinem Diener. »Wollen Sie auch einen Gin? Ich brauche jetzt einen. Sir David zieht solche unmöglichen Gefahren förmlich an. Aber damit konnte doch keiner rechnen.«
Der Agentenjäger trank dem Hafenadmiral zu. »Bei den vielen Irren, die es gibt, Sir, muss man sich wundern, dass solche Dinge so selten geschehen.«
Für David bot die nächste Woche außer den ruhigen Vormittagen mit seinen Söhnen Charles und Edward so unendlich viele bunte Eindrücke, sodass es ihm später, wenn er sich zu erinnern suchte, so vorkam, als habe jemand ständig ein buntes Kaleidoskop vor seinen Augen geschüttelt.
Einzelne Bilder hielten einen Moment vor seinem Auge inne: Der Admiral, der ihn und Albert am Trauungstag vor der Kirche abfing und ihnen zuflüsterte: »Wir haben auch den Helfer. Es besteht keinerlei Gefahr mehr.« David wusste noch, wie erleichtert er war und Albert schnell in die Kirche schubste, denn die Braut, schön in einem hinreißenden Kleid, kam schon durch die jubelnden Massen der Freunde und Stiftungsbewohner. Albert durfte sie doch aber erst sehen, wenn er sie ihm in der Kirche zuführte.
Und dann sah David immer wieder das Bild, wie sich nach dem Toast auf das Brautpaar alle lachend um sie drängten und ihre guten Wünsche anbringen wollten. Alberts Vater stand neben ihnen, klug, geistreich, erfahren und bescheiden. Er passte gut zu ihnen. Und Holmes, der recht alt gewordene Verwalter der Stiftung, mit Mr. Ballaine, seinem früheren Sekretär, jetzt Leiter der renommierten Privatschule.
Henry trat mit seiner Frau und seinen beiden Kindern zu ihnen, und Britta, noch ganz beschwingt vom Jubel über ihre Tochter, wollte ihm etwas Freudiges sagen: »Henry, ich habe mich entschlossen. Ich bestelle noch eine Galiotkuff in eurer Werft.«
Aber Henry freute sich nicht. »Wie schön, wenn ich liefern könnte. Aber das ist die vierte Bestellung in drei Tagen. Alle wollen das Schiff mit den beiden Pivots, seit eure Leute damit den Lugger zusammengeschossen haben. Mir fehlen schon Leute, und für die Neubestellungen brauchte ich fünfzig Zimmerleute, Kalfaterer, Schlosser und all die anderen Fachleute, die unsere Flotte längst weggefangen hat.«
Britta schaute enttäuscht, Henry auch, die anderen sahen betreten beiseite. David sprang ein Gedanke an. »Henry, du heuerst für ein halbes Jahr fünfzig spanische Fachleute an. Dort läuft das Geschäft noch nicht. Der Major mit seiner Prothese segelt in fünf Tagen zurück nach Santander. Wenn du willst, nimmt er einen Beauftragten von dir und einen Dolmetscher mit und bringt sie an die richtigen Stellen.«
»Ausgebildete Leute, unser Lohnniveau, moderate Abzüge für Unterkunft und Verpflegung«, entschied Henry schnell. Und sie
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