Kanonendonner über der Adria
können wir keine Kanonen hochschleifen, Sir. Vergessen Sie bitte auch nicht, dass ich mit der Hilfe unserer Verbündeten dabei nicht rechnen kann. Für sie ist das keine Kriegerarbeit.«
»Das ist wirklich ein lausiges Pack, Kapitän Hoste. Aber diese Situation erinnert mich an den Diamond Rock, den Diamantenfelsen. Sie sind vielleicht zu jung, um davon gehört zu haben.«
»Ja, Sir. Der Name sagt mir nichts.«
»Das ist eine steile Felseninsel vor Martinique, die sehr günstig lag, um den französischen Nachschub nach Port Royal zu behindern. Man hat anno nullvier lange Achtpfünder mit Jackstags oder Seilzügen auf den über zweihundert Meter hohen Steilfelsen gebracht. Man braucht dazu sehr stabile Verankerungen auf einem Schiff oder am Ufer und Gegenlager auf dem Berg. Mit dünneren Tauen wird dann ein ganz dickes Seil gespannt, das das Gewicht tragen kann. Auf dem Seil laufen viele Rollen, um das Gewicht zu transportieren. Die Kanone wird mit einem Flaschenzug hochgezogen. Das ist mühsam und erfordert viele Kräfte, ist aber die einzige Möglichkeit bei so steilen Felsen.«
»Sir, ich muss das mit meinem Zimmermann und dem Segelmacher besprechen. Das sind wahre Zauberer. Und sie brauchen starke Trageseile, denn ein Achtpfünder wiegt etwa fünfundzwanzig Zentner.«
»Es ist ein hartes Stück Arbeit, aber nur so können Sie es schaffen. Sagen Sie mir noch etwas über die Führer der beiden Volksgruppen, Mr. Hoste. Vielleicht sollte ich mit denen verhandeln.«
»Das wäre sicher nützlich, Sir, zumindest bei Erzbischof Petar I. Ich sagte Ihnen schon, dass er einem imponieren kann. Er trägt gern russische Orden und ist ein gebildeter Mann. Der Sprecher der Bocchesen – oder wie er selbst beansprucht – der österreichischen Regierung, ist ein Priester namens Jacobo Brunazzi, ein intriganter, selbstgefälliger Kerl, der anscheinend alle unsere Maßnahmen so lange sabotieren will, bis die Österreicher hier eintreffen. Glücklicherweise ist sein Ansehen bei den Bocchesen selbst begrenzt.«
Hostes Seesoldaten erkundeten mit den Handwerkern den Aufstieg zum Mount Theodore und Hoste kündigte David an, er werde versuchen, mit Hilfe dieses Seilzuges Kanonen auf den Berg zu bringen.
David hatte Quartier im Kloster des Heiligen Georg bezogen und erfuhr am nächsten Tag, dass die Meuterei der Kroaten in Kotor nur teilweise geglückt sei. Ein Teil der Truppen sei in der Stadt eingeschlossen worden, der andere Teil konnte entkommen.
Er hörte außerdem, dass Petar I. zu einem Treffen mit ihm gern bereit sei. Er schlage Perast für ein Treffen vor und bitte, dass Davids Adjutant mit seinem die Einzelheiten vereinbare.
David besprach mit seinem Flaggleutnant, dass er das Treffen möglichst bald wünsche, dass jeder von maximal drei Personen ohne Feuerwaffen begleitet werde, dass man sich vor dem Palast der Bujovics treffen und dann im Palast miteinander unter vier Augen verhandeln solle.
So wurde es akzeptiert und der Admiral traf sich mit dem Erzbischof an einem kühlen, aber sonnigen Vormittag in Perast. David hatte außer dem Bath-Orden und dem Pour le Mérit seine russischen Orden angelegt. Kapitän Hoste, sein Flaggleutnant und ein Leutnant der Seesoldaten begleiteten ihn.
Petar I. war wirklich eine beeindruckende Erscheinung in seiner weiten Seidenrobe. Auch er trug ein rotes Ordensband über der Brust, und David sah einen russischen Orden, der ihm selbst auch verliehen worden war.
Er hatte seine Begleiter vorbereitet, dass er den Erzbischof auf Russisch begrüßen werde, und so zeigten sie kein Zeichen der Überraschung, als David auf Russisch sagte: »Exzellenz, ich freue mich, den Mann zu treffen, der sein Volk in die Unabhängigkeit führen wird.«
Dem Erzbischof war seine Überraschung anzusehen. »Sie sprechen Russisch, Herr Admiral? Sie tragen auch einen russischen Orden. Haben Sie in der russischen Flotte gedient?«
»Von anno achtundachtzig bis neunzig diente ich in der baltischen Flotte, Exzellenz, und kämpfte im russisch-finnischen Krieg.«
»Davon müssen Sie mir bei einem Glas Wodka erzählen. Ich diente im Krieg gegen die Türkei. Wir konnten uns also nicht begegnen. Aber ich erinnere mich an einen britischen Admiral Haddington, der im Schwarzen Meer kämpfte.«
»Ein enger Freund von mir«, unterbrach ihn David.
»Sie sehen, wir haben viel Gesprächsstoff, Herr Admiral. Lassen sie uns in den Palast gehen.«
Er wollte David vorangehen lassen, als einer seiner Begleiter vorsprang,
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