Kanonendonner über der Adria
nicht in fünf Minuten unter Deck sind, werden ins Meer geworfen!«
An drei seiner Leute gewandt, befahl er: »Sichert die Pulverkammer.«
Dann übersetzte der Dolmetscher: »Alle Waffen an Deck legen und auf das Vordeck setzen. Hände hinter dem Kopf verschränkt.«
Der Kommandant der Korvette trat auf Leutnant Setlag zu und wollte ihm seinen Degen überreichen. Setlag hatte eine starke Abneigung gegen die italienischen Parteigänger Napoleons und ließ durch den Dolmetscher sagen: »Werfen Sie das Ding zu den übrigen Waffen und setzen Sie sich zu den anderen.«
Der Kommandant wurde weiß vor Wut und sah Setlag böse an, befolgte aber den Befehl.
Setlag ließ die Maate und Offiziere vortreten und sagte zum begleitenden Midshipman: »Wo soll ich die Kerle bloß hinbringen, auf der Cesar ist doch kein Platz mehr.«
»Sir, die hat doch jetzt viel Prisenmannschaften abgegeben. Und den einen Tag können sie ja auf dem Geschützdeck bewacht werden.«
»Stimmt auch«, gab Setlag zu. »Veranlassen Sie den Transport. Ich gehe in die Kapitänskajüte und schaue nach den Papieren.«
Auf der Cesar blickten einige dem Kutter entgegen. Baptiste sagte zu Alberto: »Das bringt wieder einen Batzen Prisengeld.«
»Was machst du eigentlich mit der ganzen Knete ohne Frau und Kind?«
»Ich spare. Der Admiral hat es mir geraten. Dann kann ich mir ein Haus kaufen oder einen Laden, eine Wirtschaft, wer weiß.«
»Mensch, heirate! Das ist besser als allein im Haus.«
»Mr. Rosso«, rief der Wachhabende. »Können Sie bitte für mich übersetzen. Ich weiß nicht, wo ich die Kerle unterbringen soll.«
»Steckt sie doch in den Stauraum für die Zimmermannswerkzeuge. Die Zimmerleute sind ja jetzt alle auf der Prise. Und es ist doch nur für einen Tag«, schlug der Bootsmann vor.
Drei Stunden später segelten die drei Schiffe auf die Bucht von Kotor zu, die Cesar windwärts von den beiden anderen. Auf der Bark hatten sie alle Gefangenen im Unterdeck eingeschlossen. Außer den Wachen und dem Rudergänger war keiner mehr wach. Sie lagen an allen möglichen Stellen an Deck und schliefen den Schlaf völliger Erschöpfung.
»Ein Glück«, sagte Leutnant Camburg, »dass die Italiener auch so viel gearbeitet haben. Sonst könnten die uns jetzt glatt überwältigen.«
»Doch nicht die Knoblauchfresser, Sir«, kommentierte der Rudergänger verächtlich und spuckte seinen Priem in hohem Bogen über Bord.
In Herzeg Novi, der Hafenstadt am Eingang zur Bucht von Kotor, lag ein Kanonenboot mit britisch-kroatischer Besatzung vor Anker. Die Stadt hatte sich Kapitän Hoste ergeben, aber mehr als einen Zug Seesoldaten für das Spanische Fort konnte er nicht entbehren.
Mit Erleichterung blickte die britische Besatzung auf die nahenden Schiffe. Eine Fregatte mit zwei Prisen. Das war auf jeden Fall eine willkommene Verstärkung.
Und auch die Huren freuten sich. Das Geschäft war sehr flau gewesen, seitdem die Franzosen und Italiener vertrieben worden waren. Die einheimischen Männer waren nach Kotor gezogen und stritten sich mit den Montenegrinern, wer denn nun stark genug sei, die Franzosen zu vertreiben.
David hatte nicht viele Ansprechpartner in der Stadt. Ein pensionierter österreichischer Major diente als Stadtkommandant und der Midshipman, der das Kanonenboot kommandierte, vertrat die britische Flotte.
Er erfuhr jedenfalls, dass Kapitän Hoste seine Fregatte durch den engen Kanal von Verige in die innere Bucht geschleust und vor Kotor geankert habe. Insel und Kloster San Giorgio seien in britischer Hand. Montenegriner und Bocchesen hätten Kotor vom Hinterland abgeschnitten.
David beriet mit Rowlandson über die nächsten Schritte. »Ich muss nach Kotor, um zu sehen, wie es steht und wie ich Bocchesen und Montenegriner zu einem gemeinsamen Vorgehen bewegen kann. Es wäre unsinnig, wenn wir versuchen würden, mit der Cesar durch die Enge von Verige in die innere Bucht zu segeln. Die Enge ist nur dreihundertfünfzig Meter breit, hat eine starke Strömung und ist bei widrigen Winden fast unpassierbar. Ich werde mit dem Kanonenboot oder einem Kutter leichter nach Kotor gelangen. Die Cesar kann hier im Hafen liegen. Die Besatzungen der Prisen werden wir bis auf je fünfzehn Mann etwa, die beim Segelsetzen helfen, in Herzeg Novi ausbooten. Sie stellen Prisenbesatzungen für die Bark und die Korvette, die beide nach Korčula segeln, dem nächsten Werfthafen. Die Korvette können wir hoffentlich an die Österreicher verkaufen. Ich werde Befehle
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