Kanonendonner über der Adria
erläuterten die Stabschefs der Franzosen und Österreicher, wie sie die Freischärler vom Einzug in die Stadt fern halten wollten: »Wir werden ankündigen, dass die Österreicher und ihre Verbündeten durch das Pile-Tor in die Stadt einrücken werden. Dort werden morgen früh auch zwei Kompanien der österreichischen Truppen Aufstellung nehmen. In Wirklichkeit wird der Einmarsch durch das Tor nach Ploce erfolgen, das auch für Ihre Seesoldaten sehr bequem am Hafen liegt, Sir David. Die alliierten Truppen werden nach dem Einmarsch sämtliche Bastionen besetzen und die Freischärler notfalls mit Waffengewalt am Eindringen hindern.«
»Freunde werden Sie sich dadurch nicht schaffen, General Milutinovic«, bemerkte David.
»Das ist auch nicht meine Aufgabe, Sir David. Ich soll Österreichs Interessen durchsetzen«, antwortete Milutinovic recht schroff.
»Die Kunst beginnt, wenn man das eine mit dem anderen verbindet«, fügte David hinzu. »Aber lassen Sie mich noch die Frage anschließen, ob Sie an Sabotage gedacht haben. Der französische Geheimdienst ist vom freien Abzug ausgeschlossen. Für ihn wäre es ideal, ein Chaos in der Stadt zu erzeugen.«
»Wie sollten das die paar Mann schaffen?«, fragte Milutinovic überheblich.
»Nun, indem sie das Pile-Tor öffnen und die Freischärler einlassen, nachdem sie ihnen vorher gesagt hatten, dass man sie ausschließen wollte.«
»Ich schlage vor, dass General Milutinovic einen Leutnant mit einem Trupp Soldaten zum Pile-Tor schickt und unerlaubtes Öffnen verhindert«, warf Montrichard ein.
»Sehr gut. Ich werde das veranlassen. Dann können wir ja gehen. Morgen wird ein großer Tag für Dubrovnik.«
Bevor Milutinovic den Raum verlassen konnte, betrat ihn ein Schreiber mit vielen Bücklingen. »Mon général , auf der Treppe lag ein Brief an General Milutinovic. Er muss ihm oder einem der Herrn aus der Tasche gerutscht sein.«
Milutinovic blickte erstaunt und griff nach dem Brief. Er prüfte oberflächlich, fand das Siegel unbeschädigt und öffnete den Brief. Als er ihn las, wurde sein Gesicht puterrot. »Ich bin getäuscht, ich bin hintergangen worden! Wie lange ist der Brief schon in Ihren Händen?«
Montrichard fragte: »Was steht denn drin?«
»Dass Murat morgen auf unsere Seite überwechselt und seinen Truppen in Dubrovnik befiehlt, unsere Partei zu ergreifen. Ich hätte Ihnen nie diese Bedingungen gewährt, wenn ich das gewusst hätte. Seit wann haben Sie diesen Brief?«
Montrichard antwortete mit Würde: »Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass ich diesen Brief noch nie gesehen habe.«
Milutinovic war ratlos und wollte es nicht zum völligen Eklat kommen lassen.
»Meine Herren«, schaltete sich David ein. »Der französische Geheimdienst weiß seit Tagen, dass er vom Vertrag ausgeschlossen ist. Nach meinen Erfahrungen mit diesem Dienst traue ich ihm jede Intrige und auch jede Zusammenarbeit mit den Freischärlern zu. Vielleicht wurde Ihr Bote ermordet und der Brief abgefangen, General. Forschen Sie da nach. Aber jetzt ist doch nichts mehr zu ändern. Führen wir den Vertrag aus und verhindern wir Unruhen.«
David saß mit Alberto, Baptiste, Johann, dem Feuerwerker der Cesar und Kapitän Rowlandson in der Kajüte. »Wenn der Geheimdienst Unruhe und Chaos stiften will, um unbemerkt zu entkommen, dann muss er die Freischärler in der Stadt auf die Franzosen hetzen. Das wollen Franzosen und Österreicher verhindern und planen den Einmarsch durch das Ploce-Tor und nicht durch das Pile-Tor, wie es verkündet wurde. Sobald die Österreicher und wir in der Stadt sind, sollen wir alle Befestigungen und wichtigen Häuser in der Stadt besetzen. Die Franzosen werden sofort auf die Schiffe im Hafen geführt.«
Mr. Rowlandson bemerkte: »Dann scheint doch Vorsorge getroffen zu sein, dass es nicht zum Chaos kommt.«
»Ja«, bestätigte David. »Sofern der Geheimdienst nicht die Freischärler aufhetzt und das Pile-Tor öffnet. Ich habe zwar mit Milutinovic verabredet, dass er sofort einen Offizier und Soldaten zum Pile-Tor schickt, aber ob die eine Sabotage erkennen?«
»Was könnte der Geheimdienst an Teufeleien ausbrüten?«, murmelte Alberto vor sich hin.
»Er könnte das Tor in die Luft sprengen«, sagte Baptiste.
»Bei einer großen Sprengung werden viele Menschen verletzt und rennen eher weg als durch das Tor in die Stadt«, gab David zu bedenken.
»Ja, man müsste nur die Scharniere und Schlösser lockern, dass sie beim geringsten Anprall aufspringen«,
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