Kanonendonner über der Adria
österreichische General Milutinovic, der vor kurzem mit Infanterie hier eintraf. Er will über Dubrovniks Rechte nicht einmal reden, sondern nur die österreichische Verwaltung einführen. Er ist Serbe von Geburt und uns nicht sehr freundlich gesonnen.«
»Wird schon über die Kapitulation verhandelt, meine Herren?«
»Jawohl, Sir. Aber General Milutinovic lehnt eine Teilnahme der Freischärler ab.«
»Was erwarten Sie von mir, meine Herren?«
Natali war der Wortführer. »Sir David, wir bitten darum, dass sich England in die Verhandlungen einschaltet, dass Sie Geschütze anlanden, damit die Verteidiger sehen, wie ernst es uns ist, und wir bitten um Führungspersonal für die Freischärler.«
»Ihre Wünsche sind durchaus berechtigt und auch in unserem Interesse. Ich werde mit General Milutinovic reden. Wir werden einige Achtzehnpfünder und Mörser anlanden und ich werde Befehl geben, aus Vis etwa fünfzig kroatische Offiziere und Unteroffiziere zu entsenden. Und selbstverständlich werden wir uns am Angriff auf die Stadt von der See aus beteiligen.«
Beide bedanken sich wortreich und sahen hoffnungsvoller in die Zukunft.
David wollte auf dem Weg zum Strand an der bekannten Kirche des Heiligen Michael vorbeigehen und bat einen der Kroaten, ihn und seine Begleitung zu führen. Alberto, Baptiste und Johann gingen voraus. Die Seesoldaten marschierten hinter David und seinem Flaggleutnant. Auf dem Platz vor der Kirche war reges Leben, wahrscheinlich ein örtlicher Markt.
Sie gingen auf den Markt zu. Auf einmal rief Johann: »Dort hat ein Mann gemordet. Er hat einen anderen mit dem Messer abgestochen, seinen Geldbeutel genommen und die Leiche hinter den Busch gelegt.«
David schaute zweifelnd.
»Er hat Falkenaugen, Sir. Wo ist der Mörder?«, fragte Alberto.
»Dort geht er ganz unauffällig.«
»Greift ihn euch und bringt ihn her!«, befahl David.
Die drei liefen davon. Als sie den Mörder erreichten, sagte Alberto: »Zeig dein Messer und rück den Geldbeutel raus. Wir haben alles gesehen.«
Der Mörder zog sein Messer und wollte es Alberto in die Brust rammen, aber Baptiste schlug ihn mit einem Knüppel auf den Unterarm, dass das Messer zu Boden fiel und der Mann vor Schmerz in die Knie sank. Johann und Baptiste fesselten ihm blitzschnell die Hände auf den Rücken.
»He, was soll das?«, riefen die Menschen in der Nähe.
»Der Mann ist ein Mörder. Seht, wie blutig sein Messer ist«, erklärte Alberto. »Der ermordete Mann liegt dort hinter dem Busch. Er hat ihm den Geldbeutel gestohlen.« Und er griff in die Tasche des Mörders und holte die Börse heraus. »Wir gehen jetzt zur Leiche. Wer sich überzeugen will, kann ja mitkommen.«
Sie gingen zu dem Busch und fanden hinter dem Busch die Leiche. »Kennt ihn jemand?«
Alle verneinten. Alberto durchsuchte die Taschen des Toten und fand einige Papiere und einen Briefumschlag.
»Wer hilft uns, die Leiche zu den Briten zu bringen? Die sollen alles dem Gericht übergeben.«
Nun waren die Leute überzeugt und vier halfen, die Leiche zu transportieren.
Neben David hatten sich die Seesoldaten aufgestellt. »Es ist, wie Johann es gesehen hat. Der Mann hat einen anderen erstochen und beraubt. Wir haben sein Messer und die Geldbörse. Hier, diese Papiere hatte er bei sich.«
David sah die Papiere durch. Sie bestätigten die Identität eines Mannes aus Neapel. Und der Briefumschlag war an General Milutinovic adressiert. David steckte ihn unauffällig in seine Manschette.
»Wo ist das nächste Gericht oder die nächste Polizeistation?«, fragte er.
Die Menschen zeigten: »Dort hinter der Kirche.«
»Bringt den Mörder und die Leiche hin, macht eine kurze Aussage und sagt, dass ihr gleich zurück zum Admiral müsst. Ich bin noch einen Moment in der Kirche. Nehmt zwei Seesoldaten mit. Das wirkt amtlicher.«
David ging in die Kirche, sah sich den Schmuck und die Glasmalereien an und setzte sich dann auf eine Seitenbank. Er studierte den Brief, den er aus der Manschette gezogen hatte. Es war eine Nachricht an General Milutinovic, dass Murat den Vertrag mit den Österreichern abgeschlossen habe, der in zwei Tagen in Kraft trete. Murat werde seinen Truppen in Dubrovnik den Befehl geben, sofort die Seiten zu wechseln.
David überlegte einen Augenblick. Da hatte der Mörder zufällig einen Kurier Murats erwischt. Wenn Milutinovic die Nachricht erhielte, würde er die Verhandlungen mit General Montrichard abbrechen und die bedingungslose Kapitulation fordern.
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