Kanonendonner über der Adria
Mein Großvater hatte einen Bruder, dessen Sohn ist er. Er ist in der ganzen Familie berühmt. Als er vor drei Jahren die Familie besuchte, war ich leider gerade auf See.«
»Nun, John, ich nehme an, du heißt Johann.« John nickte. »Wenn du mit meinem Freund verwandt bist und etwas von seinen Anlagen hast, passt du gut zu meinen Begleitern und mir.« Er schüttelte den Kopf und sagte: »Die Welt ist doch ein Dorf. Da treffen wir hier vor Dubrovnik einen Verwandten meines ältesten Freundes. Lernt ihn gut an. Erinnert mich, dass wir bei nächster Gelegenheit eine Rifle für ihn kaufen. Wenn ihr sonst etwas braucht, sagt mir Bescheid.«
Als sie gegangen waren, fiel ihm ein, dass er wieder einmal an seinen Freund William schreiben müsse und dass dies eine gute Gelegenheit sei.
Die Cesar segelte erst an Lapad vorbei. »Lassen Sie uns noch einmal die Festungsanlagen studieren, ehe ich mit den Herren rede.«
Sie kreuzten bis zur Insel Lokrum, auf der eine Festung die Einfahrt zum Hafen schützte. David zeigte auf die Anhöhe hinter der Stadt. »Sehen Sie, dort ist das neuere Fort Imperiale, und dann haben wir auf der anderen Seite noch das Kastell San Lorenzo. Dazu kommen alle die Befestigungen, die in den Stadtwall integriert sind, hier vorn St. John, dort zum Meer Dead Bell Fortress, am alten Hafen Bokar und noch ein Stück nördlich die Festung Lovrjenac auf der kleinen Halbinsel. Wenn Sie dann noch berücksichtigen, wie dick die Mauern sind, dass sie alle Laufgänge und Schießscharten haben, dann können Sie sich denken, dass diese Festung als uneinnehmbar gilt.«
Rowlandson nickte. »Aber warum, Sir, erwecken Sie den Eindruck, dass wir mit einer Kapitulation dieser gewaltigen Festung rechnen können?«
David lachte. »Sie kennen mich recht gut, Mr. Rowlandson. Meine Hoffnung baut darauf, dass General Montrichard all die Wälle mit ihren hundertfünfundsechzig Kanonen nicht viel helfen, wenn er keine entschlossenen Truppen hat. Er verfügt über siebenhundert Italiener aus Neapel, fünfzig kroatische Söldner und vierhundert Nationalgardisten aus Frankreich und seinen Nachbarländern.«
David dämpfte seine Stimme und neigte sich zu Rowlandsons Ohr. »Und nun ein Geheimnis, von dem Sie niemandem etwas sagen dürfen: Der König von Neapel, Murat, hat einen Beistandspakt mit England und Österreich unterzeichnet, der in vier Tagen in Kraft tritt. Dann hat Montrichard keine siebenhundert Neapolitaner mehr. Und die Bevölkerung ist aufsässig. Da helfen alle Mauern und Kanonen nichts. Er kann sich dann nur noch auf eine Handvoll Soldaten verlassen, und vor den Mauern drohen die Freischärler in Scharen.«
»Weiß der österreichische General Milutinovic davon, Sir?«
»Nicht von mir. Wenn er das weiß, zieht er gegen die Bevölkerung von Dubrovnik die Daumenschrauben fester an, als uns lieb ist. Er will Dubrovnik für Österreich annektieren. In unserem Interesse liegt es, dass die Bewohner wenigstens einige ihrer Rechte behalten. Sie sollen zum Beispiel nicht gezwungen werden, die Inseln zu boykottieren, weil ich dort die österreichische Verwaltung vor einem Friedensschluss niemals zulassen werde. Ich bin verpflichtet, die Außenpolitik unserer Regierung zu befolgen. Aber ich muss sie nicht übererfüllen, wenn ich sie für falsch halte.«
»Wenn Sie erlauben, Sir. Das ist ein riskanter Kurs. Sie können mit meiner Verschwiegenheit rechnen.«
Die Cesar steuerte die kleine Bucht von Lapad an, die an der Westseite des alten Hafens von Dubrovnik begann, und David setzte mit einem Kutter an Land. Mit ihm waren seine Getreuen und ein Trupp Seesoldaten. Sie gingen zu einem der Sommerpaläste des Adels aus Dubrovnik, für die Lapad so bekannt war. Kroatische Miliz aus Sipan bewachte die Tore und die Grafen Natali und Caboga begrüßten David an der Tür.
»Sir, wir haben Schwierigkeiten«, bekannte Graf Natali, nachdem sie auf das Wohl des Königs getrunken hatten. »Die Freischärler, die sich bei Graf Caboga eingefunden haben, sind sehr undiszipliniert. Es sind wohl auch einige richtige Strolche darunter, die schon geplündert und misshandelt haben. Uns fehlen Soldaten, die sie anleiten und disziplinieren würden.«
»Das ist nicht die einzige Schwierigkeit, Sir«, ergänzte Graf Caboga. »Die Patrizier in Dubrovnik wollen die Rechte der einfachen Bürger stärker beschränken als bisher. Damit sind die Freischärler, selbst einfache Bürger, natürlich nicht einverstanden. Und dann ist da noch der
Weitere Kostenlose Bücher