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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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den südwe stlichen Wind voll zu nutzen. Sein ve rgoldetes Schnitzwerk leuchtete prachtvoll im Sonnenlicht, majestätisch blähten sich die stolzen Wimpel und die roten Kreuze auf Fock und Großsegel. So sahen Kriegsschiffe auf alten Bildern aus, dachte Bolitho. Im Vergleich dazu wirkte die schlanke und anmutige Destiny spartanisch.
    Bolitho ging nach hinten, bis er direkt unter der Querreling des Ac hterdecks stand. Er hörte Dumaresq sagen: »Noch eine halbe Kabellänge, und dann werden wir’s wissen.«
    Danach Pallisers Stimme, weniger sicher: »Er kann die Einfahrt erzwingen, Sir. Wenn er erst drinnen ist, wird er halsen, die dort vor Anker liegenden Schiffe zusammenschießen und sie sogar noch als Deckung gegen Beschuß von Land benutzen. Ohne Schiff sitzt Garrick in der Falle.«
    Dumaresq schien es zu erwägen. »Letzteres stimmt. Ich habe bisher nur von einem einzigen Menschen gehört, der über das Meer wandeln konnte; aber wir brauchen heute eine andere Art Wunder.«
    Einige der neben ihren Neunpfündern knienden Matrosen stießen sich lachend gegenseitig an.
    Bolitho staunte, daß es Dumaresq so leicht fiel. Er wußte genau, was nötig war, um seine Leute bei guter Laune und kampfesmutig zu halten.
    Gulliver sagte, ohne jemanden direkt anzusprechen: »Wenn der Don Erfolg hat, dann ade Prisengeld!«
    Dumaresq sah ihn grimmig lächelnd an. »Gott, sind Sie ein armseliger Gefährte, Mr. Gulliver. Wie Sie sich mit solcher Hoffnungslosigkeit auf dem Ozean zurechtfinden, kann ich gar nicht begreifen.«
    Midshipman Henderson rief: »Der Spanier hat die Landspitze passiert, Sir!«
    Dumaresq brummte: »Sie haben gute Augen.« Für Palliser fügte er hinzu: »Er steht vor einer Leeküste. Jetzt oder nie muß etwas geschehen.«
    Bolitho preßte die Hände fester zusammen, um sich zu beruhigen. Er sah reflektierte Blitze aus den abgewandten Stückpforten der San Augustin schießen und aus den Geschützmündungen Rauchpilze aufsteigen und hörte Sekunden später auch das donnernde Krachen der Breitseite. Am Hang des Hügels stiegen Staubwolken wie Federbüsche empor, und einige eindrucksvolle Steinlawinen polterten zum Wasser hinunter.
    Palliser sagte ärgerlich: »Wir müssen bald wenden, Sir.«
    Bolitho schaute zu ihm hinauf. Palliser hoffte, daß er nach der D e stiny ein eigenes Kommando bekommen würde, und machte auch kein Geheimnis daraus. Aber so lange Hunderte von Seeoffizieren bei halbem Lohn an Land warteten, bedurfte es schon mehr als nur einer freien Stelle, um ihm diese Beförderung zu bringen. Die Heloise hätte für ihn ein Schritt in diese Richtung sein können. Aber Beförderungsausschüsse hatten ein kurzes Gedächtnis, und die Heloise befand sich jetzt auf dem Meeresgrund und nicht in der Hand des Prisengerichts.
    Wenn Don Carlos Quintana Garricks Verteidigungsanlagen bezwang, würde ihm der ganze Ruhm zufallen und die Admiralität eine Beförderung Pallisers sicher nicht befürworten.
    Ein einzelner Knall war zu hören, und wieder stieg eine Wassersäule in einiger Entfernung vom Rumpf des Spaniers auf.
    Palliser sagte: »Garricks angebliche Stärke war also nur ein Bluff. Die Dons werden sich über uns totlachen. Wir haben den Schatz für sie aufgespürt und dürfen nun zusehen, wie sie ihn zurückholen.«
    Bolitho sah die Rahen des Spaniers langsam und schwerfällig herumschwingen; gleichzeitig wurde sein Großsegel aufgegeit, als er hinter einer weiteren Korallenbank vorbeiglitt. Für die in der Lagune vor Anker liegenden Schiffe mußte es ein bedrohlicher Anblick sein. Er hörte jemanden murmeln: »Sie setzen Boote aus.«
    Bolitho sah, wie zwei Boote vom Oberdeck der San Augustin ausgeschwenkt und dann längsseit zu Wasser gebracht wurden. Das wurde nicht besonders geschickt gemacht, und als die Männer in die Boote kletterten und vom Schiff absetzten, begriff Bolitho, daß ihr Kommandant es nicht wagen durfte, vor einer Leeküste und angesichts der zusätzlichen Bedrohung durch schwere Kanonen beizudrehen.
    Die Boote nahmen weder Kurs auf die Korallenbank noch auf das Vorland der Küste, sondern setzten sich vor ihr großes Mutterschiff und kamen damit schnell außer Sicht. Aber nicht für den Ausguck im Mast, der kurz darauf meldete, daß die Boote das Fahrwasser mit Blei und Schnur ausloteten, um zu verhüten, daß die Sa n Augusti n auf Grund lief.
    Bolitho beschloß, die bitteren Bemerkungen Pallisers zu ignorieren und statt dessen die Geschicklichkeit und Kühnheit des Spaniers zu

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