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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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haben, falls er nicht vorher gefallen ist. Für ihn erhoffe ich letzteres. Denn er hätte von dieser Mörderbande kaum Gnade erwarten können. Was bitte auch Sie nicht aus den Augen verlieren sollten. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Bolitho bemerkte, daß er unbewußt die Hände zusammenpreßte und wieder lockerte. Seine Wunde begann wieder zu pochen, und er mußte zu Boden schauen, bis sein Kopf endlich klar wurde.
    Dumaresq sagte: »Sie werden sich an die ersten Schüsse auf den Spanier erinnern – aus einer einzelnen Kanone auf der Westseite des Hügels. Die Schüsse waren absichtlich schlecht gezielt, um die Eindringlinge in die Falle hineinzulocken. Als der Spanier dann an dem entscheidenden Punkt vorbei war, setzten sie ihre versteckte Batterie auf dem Hügel ein und verwendeten glühende Kugeln, um Panik und anschließende Kapitulation zu erzwingen. Dies gibt Ihnen eine Vo rstellung von Garricks Schläue. Er riskierte lieber, das Schiff in Brand zu schießen, als es in seine sorgfältig zusammengekaufte Flottille einbrechen zu lassen. Don Carlos wäre bei einer normalen Beschießung wirklich weiter vorgedrungen, wenn ich auch bezweifle, daß er am Ende siegreich geblieben wäre.«
    Über ihren Köpfen waren Schritte zu hören, und Bolitho konnte sich denken, daß sich die von ihren Offizieren alleingelassenen Leute der Wache neugierig fragten, welche Pläne dort unten ausgeheckt wurden und wer dafür später mit seinem Leben bezahlen mußte. Außerdem sah Bolitho das abgedunkelte Schiff vor sich, wie es unter wenigen Segeln durch die finstere Nacht geisterte.
    »Morgen wird Garrick uns immer noch beobachten und überlegen, was wir vorhaben. Wir werden tagsüber weiter aufund abpatrouillieren und nichts sonst. Das wird zweierlei bewirken: Garrick zeigt es, daß wir Verstärkung erwarten und außerdem nicht die Absicht haben zu verschwinden. Er wird wissen, daß seine Uhr abläuft, und daher versuchen, die Entscheidung voranzutreiben.«
    Gulliver fragte besorgt: »Wäre das nicht der falsche Weg, Sir? Warum lassen wir ihn nicht in Ruhe und warten auf das Geschwader?«
    »Weil ich nicht glaube, daß das Geschwader kommt.« Dumaresq hielt dem erstaunten Blick des Masters gelassen stand. »Es ist gut möglich, daß Fitzpatrick, der stellvertretende Gouverneur, meinen Bericht zurückhält, bis er seiner Verantwortung enthoben ist. Dann aber wäre es zu spät.« Er schenkte ihm ein kleines Lächeln. »Es hat keinen Zweck, Mr. Gulliver, Sie müssen Ihr Schicksal auf sich nehmen, wie auch ich es tue.«
    Palliser fragte: »Wir gegen einen Vierundvierziger, Sir? Und ich zweifle nicht, daß auch Garricks übrige Fahrzeuge gut armiert und in Gefechtstaktik erfahren sind.«
    Dumaresq schien der Diskussion mehr und mehr überdrüssig zu werden. »Morgen nacht werde ich dicht an die Insel herangehen und vier Boote aussetzen. Ich kann es nicht wagen, selber die Einfahrt zu erzwingen, und das weiß Garrick. Seine Kanonen sind auf das Fahrwasser gerichtet, sodaß ich auf jeden Fall im Nachteil wäre.«
    Bolitho fühlte, daß sich sein Magen zusammenzog. Eine Landeaktion also. So etwas war immer schwierig und weitgehend Glückssache, selbst mit den erfahrensten Leuten.
    Dumaresq fuhr fort: »Einzelheiten werde ich mit Ihnen besprechen, wenn wir sehen, wie der Wind uns unterstützt. Vorweg kann ich schon sagen: Mr. Palliser übernimmt den Kutter und die Jolle und landet an der Südostspitze der Insel. Das ist der am besten geschützte Teil, und niemand wird hier einen Angriff erwarten. Mr. Palliser wird unterstützt von Mr. Rhodes, Fähnrich Henderson und…« Seine Augen wanderten langsam zu Slade, »… von unserem ältesten Steuermannsmaaten.«
    Bolitho sah mit schnellem Blick, daß Rhodes blaß geworden war. Auf seiner Stirn standen kleine Schweißtropfen.
    Der älteste Fähnrich, Henderson, sah im Vergleich dazu ruhig und unternehmungslustig aus. Es war seine erste Bewährungsprobe, und bald würde er sich wie Palliser um eine Beförderung bemühen wollen. Das stand in seinen Überlegungen obenan, wenigstens so lange, bis es zur tatsächlichen Begegnung kam.
    »Wir erwarten eine mondlose Nacht, und soweit ich aus den Anzeichen schließen kann, wird die See uns freundlich gesonnen sein.« Dumaresqs Gestalt schien mit seinen Ideen zu wachsen. »Als nächste wird die Pinasse ausgesetzt und auf die Riffe am nordöstlichen Ende der Insel zuhalten.«
    Bolitho bemühte sich, nicht den Atem anzuhalten. Er wußte schon, was

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