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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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kommen würde.
    So war es fast eine Erlösung, als Dumaresq sagte: »Mr. Bolitho, Sie übernehmen das Kommando auf der Pinasse. Sie werden unterstützt von den Midshipmen Cowdroy und Jury, außerdem von einem erfahrenen Geschützführer mit vollständiger Crew. Sie werden diese einzelne Kanone am Hügelabhang aufspüren, erobern und anschließend selber benutzen.« Er lächelte, aber in seinen Augen war keine Wärme.
    »Leutnant Colpoys kann eine Korporalschaft ausgesuchter Scharfschützen einteilen und mit ihnen Mr. Bolithos Aktion decken. Sie werden bitte dafür sorgen, daß Ihre Seesoldaten die Uniformröcke ablegen und sich so lässig kleiden wie Matrosen.«
    Colpoys war sichtlich entsetzt – nicht über die Aussicht, daß er sein Leben verlieren könnte, sondern über den Gedanken, seine Seesoldaten in etwas anderes gekleidet zu wissen als in ihre roten Waffenrökke.
    Dumaresq musterte prüfend ihre Gesichter. Vielleicht um die Erleichterung bei denen abzulesen, die an Bord bleiben würden, und die Sorgen bei denen, die für den gewagten Angriffsplan eingeteilt waren. Er sagte langsam: »In der Zwischenzeit werde ich das Schiff gefechtsklar machen. Denn Garrick wird herauskommen, meine Herren. Er hat zu viel zu verlieren, wenn er drinnen bleibt, und da die Destiny der einzige Zeuge gegen ihn ist, wird er alles daransetzen, uns zu vernichten.«
    Sie waren jetzt ganz Ohr.
    »Und dazu wäre er gezwungen, weil ich ihn keinesfalls freiwi llig vorbeilasse.«
    Palliser stand auf. »Wir sind entlassen.«
    Sie bewegten sich in Richtung Tür, grübelten über Dumaresqs Wo rte nach und hatten vielleicht noch ein Fünkchen Hoffnung, daß der offene Kampf vermieden werden könnte.
    Rhodes sagte leise: »Nun, Dick, ich glaube, ich brauche einen tüchtigen Schluck, bevor ich heute nacht die Wache übernehme. Mir liegt es nicht, über Kommendem lange zu brüten.«
    Bolitho warf einen Blick auf die Midshipmen, als sie an ihnen vo rbeigingen. Für sie mußte es noch viel schlimmer sein. Er sagte: »Solch eine Unternehmung habe ich schon mitgemacht. Ich nehme an, daß Sie und der Erste Offizier eines der vor Anker liegenden Schiffe herausholen sollen.« Er zitterte trotz aller Selbstbeherrschung. »Ich bin nicht begeistert von der Aussicht, daß ich ihnen diese Kanone unter der Nase wegnehmen soll.«
    Sie sahen einander an, und schließlich sagte Rhodes: »Wer als erster von uns zurückkommt, spendiert Wein für die ganze Messe.«
    Bolitho wußte darauf nichts zu antworten. Er tastete sich seinen Weg zum Niedergang und hinauf aufs Achterdeck, um seine Wache wieder zu übernehmen.
    Ein großer Schatten löste sich vom Fuß des Besanmastes; Stockdale sagte in heiserem Flüsterton: »Morgen nacht also, Sir?« Er wartete nicht auf eine Antwort. »Das fühle ich in meinen Knochen.« Er rieb sich die Hände in der Dunkelheit. »Sie beabsichtigen doch wohl nicht, jemand anderen als Geschützführer mitzunehmen?«
    Sein schlichtes Vertrauen half Bolitho mehr, seine Sorgen zu zerstreuen, als er für möglich gehalten hätte.
    »Wir bleiben beisammen.« Impulsiv berührte er Stockdales Arm.
    »Aber danach werden Sie den Tag verfluchen, an dem Sie zur See gegangen sind.«
    Stockdale schüttelte sich vor unterdrücktem Gelächter. »Niemals.
    Hier hat ein Mann Platz zum Atmen.«
    Yeames, der Steuermannsmaat der Wache, grinste. »Ich vermute, dieser verdammte Pirat weiß nicht, was ihm bevorsteht. Der alte Stockdale wird ihm schon den Bart stutzen.«
    Bolitho wechselte auf die Luvseite und marschierte dort langsam auf und ab. Wo mochte Aurora jetzt sein? Auf irgendeinem Schiff mit Kurs auf ein fremdes Land und ein Leben, das er nie mit ihr teilen konnte?
    Wenn sie jetzt nur hätte zu ihm kommen können wie in jener unvergeßlichen Nacht. Sie hätte ihn verstanden, hätte ihn umarmt und die Furcht vertrieben, die ihn zu zerreißen drohte. Und es war noch ein ganzer langer Tag zu überstehen, bevor der nächste Akt begann. Eigentlich konnte er nicht noch einmal überleben. Er nahm an, das Schicksal habe es nie anders vorgesehen.
    Midshipman Jury hielt die Hände über das Kompaßlicht, um die schwankende Scheibe abzulesen, und schaute dann hinüber auf die langsam dahinschreitende Gestalt. So wie Bolitho zu werden, war der einzige Lohn, den er sich jemals wünschte. So fest und zuversichtlich und nie ungeduldig oder schnell mit einem Anschnauzer bei der Hand wie Palliser oder mit einer bissigen Bemerkung wie Slade. Vielleicht war sein Vater in

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