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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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dem Alter so gewesen wie Richard Bolitho, dachte er. Er hoffte es wenigstens.
    Yeames räusperte sich und sagte: »Sie sollten jetzt besser die Mo rgenwache herauspfeifen, Sir, obwohl ich fürchte, daß es heute noch ein langer Tag wird.«
    Jury eilte davon, dachte dabei an das, was vor ihm lag, und überlegte, warum er sich eigentlich nicht mehr fürchtete. Er begleitete den Dritten Offizier, und das war für Jan Jury, vierzehn Jahre alt, eine Auszeichnung.
    Bolitho hatte vorausgesehen, daß das Warten schlimm werden wü rde, aber als die Besatzung der Destiny im Lauf des Tages Ausrüstung und Waffen für die Landekommandos bereitlegte, merkte er, daß er mit seinen Nerven an einem kritischen Punkt angelangt war. Sooft er von seiner Arbeit aufblickte oder aus der kühlen Dunkelheit einer Last an Deck kam, lag die kahle, feindselige Insel vor ihm. Obwohl er wußte, daß die Destiny während des Tages immer wieder auf Gegenkurs ging, schien es, als hätten sie sich überhaupt nicht bewegt und als ob die Insel mit ihrem Festungshügel auf etwas wartete. Auf ihn wartete.
    Gegen Abend legte Gulliver das Schiff auf einen neuen Kurs, der es gut frei von der Insel hielt. Die Ausgucks im Mast hatten keinerlei Bewegung in der Lagune beobachtet, doch Dumaresq bezweifelte nicht, daß Garrick jede ihrer Bewegungen beobachtete. Die Tatsache, daß die Destin y nie näher herangekommen war, mochte seine Zuve rsicht erschüttern und ihn in der Annahme bestärken, daß Hilfe für die einsame Fregatte unterwegs war.
    Schließlich rief Dumaresq seine Offiziere nach achtern und in die Kajüte. Es war beinahe so heiß und stickig wie das letztemal, jeder Luftzug wurde durch die geschlossenen Fenster unterbunden, so daß sie alle binnen kurzem in Schweiß gebadet waren.
    Sie gingen alle Punkte wieder und wieder durch. Von daher konnte eigentlich nichts schiefgehen. Sogar der Wind begünstigte sie. Er kam weiter aus Südwesten, und obwohl er etwas frischer als bisher wehte, gab es keine Anzeichen, daß er gegen sie drehen könnte.
    Dumaresq beugte sich über den Tisch und sagte sehr ernst: »Es ist soweit, meine Herren. Wenn wir jetzt auseinandergehen, werden Sie Ihre Boote klarmachen. Ich kann Ihnen nur den verdienten Erfolg wünschen. Ihnen lediglich Glück zu wünschen, käme einer Beleidigung nahe.«
    Bolitho versuchte, sich Glied für Glied zu entspannen, denn er konnte die Unternehmung nicht so verkrampft wie jetzt beginnen. Jeder kleinste Fehler würde ihn sonst zerbreche n, das wußte er.
    Er zupfte an seinem naßgeschwitzten Hemd und dachte daran, wie er damals ein neues Hemd angezogen hatte, nur weil er sich mit Aurora an Deck treffen wollte. Vielleicht war dies jetzt eine ebenso sinnlose Geste. Anders als der Brauch, vor einem Gefecht auf See saubere Wäsche anzuziehen, damit bei einer Verwundung eine Infektion ve rmieden wurde. Aber auf der schrecklichen Insel würde es keinen Bulkley geben.
    Dumaresq sagte: »Ich beabsichtige, den Kutter und die Jolle in einer Stunde auszusetzen. Um Mitternacht sollten wir dann auf der richtigen Position sein, um auch Pinasse und Barkasse zu fieren.« Sein Blick ruhte auf Bolitho. »Ihre Leute werden hart zu pullen haben, aber dafür wird die Deckung besser sein.« Er zählte die einzelnen Punkte noch einmal an den Fingern ab. »Vergewissern Sie sich, daß Musketen und Pistolen ungeladen bleiben, bis keine Panne mehr passieren kann. Prüfen Sie alle Geräte, die Sie brauchen, bevor Sie ins Boot steigen. Und sprechen Sie mit Ihren Leuten.« Er sagte es freundlich, beinahe herzlich. »Sprechen Sie mit ihnen. Die Leute sind Ihre Stärke und werden Sie beobachten, ob Sie allem gerecht werden.«
    Füße trampelten über ihren Köpfen, und Taljen wurden geräuschvoll über Deck geschleift. Die Destiny drehte bei.
    Dumaresq schloß seine Ansprache: »Morgen ist Ihr schwerster Tag, Mr. Bolitho. Sie liegen im Versteck und tun gar nichts. Wenn Sie entdeckt werden, kann ich Ihnen nicht helfen.«
    Midshipman Merrett klopfte an und rief: »Meldung von Mr. Ye ames, Sir: wir haben beigedreht.«
    Die Meldung schien überflüssig, da sie es längst an den unruhigen Bewegungen der Kajüte gemerkt hatten; darum grinsten einige der Anwesenden und stießen einander an. Sogar Rhodes, von dem Bolitho wußte, daß er sich vor dem Kommenden schrecklich fürchtete, lächelte breit. Die gleiche verrückte Stimmung schien zurückzukehren.
    Vielleicht war es besser so.
    Sie verließen die Kajüte und waren bald darauf in

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