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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schienen die Kuppen vor seinen Augen abwechselnd zu ve rschmelzen und sich dann wieder zu trennen. Aber der Seesoldat hatte recht. Direkt hinter dem einsamen Ausguck erhob sich ein mit Sege ltuch zugedeckter Höcker. Die einzelne Kanone, die den Spanier durch ihre schlechte Schießleistung über den entscheidenden Punkt hinausgelockt hatte, war wahrscheinlich darunter versteckt.
    Colpoys flüsterte: »Die haben sie sicher dort aufgestellt, um die unten ankernden Prisenschiffe zu decken.«
    Sie sahen einander an, denn auf einmal war ihnen die Bedeutung ihrer Aufgabe klargeworden. Die Kanone mußte genommen werden, bevor Palliser es wagen konnte, aus seinem Versteck zu kommen. Wenn er vorher entdeckt wurde, konnte ihn die geschickt postierte Kanone an seinem Platz festnageln und in Ruhe abschlachten. Wie um diesen Gedanken zu unterstreichen, kamen einige Leute über die Seite des Hügels und marschierten auf die Hütten zu.
    Colpoys sagte: »Großer Gott, schauen Sie sich das an! Es müssen mindestens hundert Mann sein!«
    Und es waren bestimmt keine Gefangenen. Sie gingen zu zweien oder zu dreien und wirbelten Staub auf wie eine ganze Armee. Auf der Lagune zeigten sich einige Boote, und an ihrem Ufer waren weitere Leute mit langen Stangen und Taurollen zu sehen. Es hatte den Anschein, als richteten sie einen Behelfskran auf, um Lasten in die Boote hinunterzulassen.
    Dumaresq hatte recht gehabt, wieder einmal: Garricks Männer bereiteten alles zum Verlassen der Insel vor.
    Bolitho sah Colpoys an. »Nehmen wir mal an, wir hätten uns geirrt, was die San Augustin betrifft. Aber daß wir sie nicht sehen, heißt noch nicht, daß sie unbenutzbar ist.«
    Colpoys schaute immer zu den Männern bei den Hütten hinüber.
    »Ich stimme Ihnen zu. Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.« Er drehte den Kopf, als Jury atemlos den Hang hochkam. »Bleiben Sie in Deckung!«
    Jury bekam einen roten Kopf und warf sich neben Bolitho zu Boden. »Mr. Cowdroy möchte wissen, ob er noch Wasser ausgeben darf, Sir.« Sein Blick wanderte über Bolitho hinweg zu dem geschäftigen Treiben am Ufer.
    »Noch nicht. Sagen Sie ihm, er soll die Leute gut versteckt halten. Wenn sich einer sehen oder hören läßt, sind wir alle erledigt.« Er machte eine Kopfbewegung zur Lagune hin. »Danach kommen Sie zurück. Haben Sie Lust auf einen kleinen Spaziergang?« Er sah, daß die Augen des Jungen sich weiteten und gleich wieder zusammenzogen.
    »Ja, Sir.«
    Als Jury außer Sicht war, fragte Colpoys: »Warum Jury? Er ist doch noch ein Junge!«
    Bolitho hob sein Glas wieder ans Auge. »Morgen im ersten Tageslicht wird die Destin y einen Scheinangriff auf die Einfahrt machen. Das ist schon Wagnis genug. Aber wenn sie außer von der Batterie auf dem Hügel auch noch von der Artillerie der Sa n Augusti n aufs Korn genommen wird, könnte sie schwer beschädigt, ja zum Wrack ge schossen werden. Wir müssen also wissen, was uns bevorsteht.« Er machte eine Kopfbewegung zum anderen Ende der Lagune. »Der Erste Offizier hat seine Befehle. Er wird in dem Augenblick angreifen, in dem die Verteidiger der Insel durch die Destin y abgelenkt sind.« Er begegnete dem beunruhigten Blick des Seesoldaten und hoffte, daß er überzeugender wirkte, als ihm zumute war. »Und wir müssen Palliser helfen. Wenn ich die Lage nüchtern betrachte, komme ich zu dem Schluß, daß Sie bei dieser Unternehmung der wichtigere von uns beiden sind. Darum werde ich gehen und Mr. Jury als Melder mitnehmen.« Er sah zur Seite. »Wenn ich heute falle…«
    Colpoys drückte seinen Arm. »Sie – fallen? Dann werden wir Ihnen so schnell folgen, daß Petrus Mühe bei der Einlaßkontrolle hat.«
    Gemeinsam schätzten sie die Entfernung zum niedrigen Nachbarhügel. Jemand hatte ein Stück des Segeltuchs hochgerollt, und darunter war jetzt deutlich ein Rad zu erkennen, das Rad einer Landkanone. Colpoys sagte bitter: »Französisches Fabrikat, darauf halte ich jede Wette.«
    Jury kam zurück und wartete, daß Bolitho ihn ansprach. Bolitho löste seinen Säbelgurt und gab ihn dem Seesoldaten. Dann sagte er zu Jury: »Lassen Sie alles hier, außer Ihrem Dolch.« Er versuchte ein Lächeln. »Wir wandern wie Landstreicher mit leichtem Gepäck.« Colpoys schüttelte den Kopf. »Sie werden auffallen wie weiße Me ilensteine!« Er hielt ihnen seine Feldflasche hin. »Begießen Sie sich damit, und wälzen Sie sich anschließend im Staub. Das nützt, wenn auch nicht viel.«
    Schließlich waren sie – schmutzig

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