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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Qualm untertauchte.
    Hustend und fluchend erklärte Rhodes: »Wir wußten, daß ihr versuchen würdet, uns zu erreichen. Einzige Chance. Mein Gott, habt ihr ein Tohuwabohu angerichtet, ihr Halunken!«
    Ein brennender Schoner trieb querab vorbei. Bolitho spürte die Hitze wie Höllenfeuer im Gesicht. Explosionen dröhnten durch den Rauch, und er nahm an, daß ein weiteres Pulvermagazin in die Luft flog oder daß die Batterie auf dem Hü gel blindlings über die Lagune feuerte.
    »Was jetzt?«
    Rhodes stand auf und gestikulierte heftig zum Bootssteurer. »Hart Steuerbord!«
    Bolitho sah die Zwillingsmasten eines Schoners direkt über sich, und schon griffen die Männer nach den Leinen, die ihnen aus dem Qualm wie Schlangen entgegenflogen.
    Stöhnend und manchmal vor Schmerzen schreiend, wurden die Verwundeten die Bordwand hinaufgezogen oder -geschoben, und als sie das Boot mit einem Kameraden darin, der noch angesichts der sicheren Rettung gestorben war, treiben ließen, hörte Bolitho Pallisers vertraute Stimme.
    Bolitho tastete sich durch den Rauch zu Palliser und Slade an der Pinne.
    Palliser rief: »Mann, Sie sehen aus wie ein entsprungener Sträfling!« Er schenkte ihm ein kurzes Lächeln, und Bolitho erkannte darin ebenso Erschöpfung wie Erleichterung.
    Rhodes kniete neben dem Offizier der Seesoldaten. »Er wird überleben, wenn wir ihn bald zum alten Bulkley schaffen.«
    Palliser hob eine Hand, und das Ruder wurde leicht gelegt. Ein anderer Schoner stand unter vollen Segeln genau querab von ihnen und hielt von den brennenden Wracks weg auf die Einfahrt zu.
    Er sagte: »Bis sie entdeckt haben, daß wir eines ihrer Schiffe geschnappt haben, sind wir klar von ihnen.«
    Er wandte sich abrupt um, als die gewaltigen Masten der Sa n Au g u stin plötzlich über dem Rauch emporstiegen. Sie lag noch vor Anker, und sicherlich stand jeder Mann an Bord bereit, die treibenden Branderschiffe fernzuhalten und jeden überspringenden Funken zu erstikken.
    Palliser setzte hinzu: »Was danach kommt, ist zum Glück nicht mehr mein Problem.«
    Eine Kugel platschte neben dem Backbordbug ins Wasser. Bolitho schloß daraus, daß Garricks Kanoniere endlich erkannt hatten, was vor sich ging. Doch als der Qualm dünner wurde und Teile der Insel bleich, aber klar im Sonnenlicht hervortraten, waren sie schon hinter dem kritischen Punkt.
    Pearse flüsterte: »Schau, Bob, da ist sie!« Er hob den Kopf eines verwundeten Matrosen so an, daß er die hart angebraßten Marssegel der Destiny sehen konnte, die von Dumaresq so nahe an die Riffe herangeführt worden war, wie er es wagen konnte. Dann sagte Bootsmannsmaat Pearse, der wie ein Teufel gekämpft hatte und auf Befehl seines Kommandanten den Rücken manches Delinquenten mit der neunschwänzigen Meerkatze blutig geschlagen hatte, leise zu Palliser: »Der arme Bob ist tot, Sir.« Er schloß die Augen des jungen Matrosen mit seinen teerigen Händen und setzte hinzu: »Noch ein paar Minuten, und er wäre gerettet worden.«
    Bolitho beobachtete, wie die Fregatte Segel wegnahm und viele Leute auf ihren Laufbrücken hin und her rannten, als beide Schiffe einander näherkamen. Die Galionsfigur der Destiny hob, unverändert nackt und bleich, den Siegeskranz wie zum Hohn der rauchgeschwärzten Insel entgegen.
    Bolitho dachte an den toten Seemann namens Bob und an den einsamen Leichnam, der im Langboot zurückgelassen worden war. Er dachte auch an Stockdales Sorge, daß er abkommandiert werden könnte, als er gebraucht wurde. Und er dachte an Colpoys, an den Korporal mit dem Spitznamen ›Dipper‹, an Jury und Cowdroy und an die vielen, die sie tot hatten zurücklassen müssen.
    »Vorsegel bergen!« Palliser beobachtete die langsame Annäherung der Destiny mit grimmiger Genugtuung. »Es gab Augenblicke, in denen ich dachte, ich würde diese Lady nie wiedersehen.«
    Josh Little trat an Pearses Seite und brummte: »Darauf genehmigen wir uns einen Schluck, wenn wir wieder an Bord sind, eh?«
    Pearse schaute noch immer auf den Toten nieder. »Aye, Josh. Und einen auf ihn.«
    Rhodes sagte: »Der ›Herr und Meister‹ wird auf seinem Willen bestehen: Kampf bis zur Entscheidung.« Er duckte sich, als eine Wurfleine neben ihm landete. »Ich für meine Person wünschte, die Chancen wären ausgeglichener.« Er blickte hinüber auf den großen Mantel aus Rauch, der den abgeflachten Hügel einhüllte, als wolle er ihn wegtragen. »Sie waren großartig, Dick. Wirklich.«
    Sie sahen einander so prüfend an wie

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