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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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an mich erinnern. Ich wäre froh, unter Ihnen dienen zu dürfen, wenn Sie einmal ein eigenes Schiff bekommen.«
    Er war gegangen und hatte Bolitho verwirrt und ein wenig stolz zurückgelassen.
    Dumaresqs sonore Stimme unterbrach seine Gedanken. »Wir we rden morgen bei Anbruch der Dämmerung das Schiff klar zum Gefecht machen. Ich werde mit den Männern sprechen, bevor wir auf den Feind stoßen, aber Ihnen möchte ich schon jetzt meinen besonderen Dank sagen.«
    Macmillan drückte sich an der Lamellentür herum, bis das Auge des Kommandanten auf ihn fiel.
    »Mr. Timbrell läßt gehorsamst fragen, Sir, ob Sie das Schiff abdunkeln wollen?«
    Dumaresq schüttelte langsam den Kopf. »Diesmal nicht. Ich möchte, daß Garrick uns sieht. Seine große Schwäche ist – abgesehen von seiner Habgier – sein Jähzorn. Ich habe vor, ihn noch zorniger zu machen, bevor es tagt.«
    Macmillan öffnete die Tür, und die Offiziere und Fähnriche zogen sich dankbar zurück. Nur Palliser blieb; Bolitho nahm an, daß er die technischen Einzelheiten lieber allein und ohne Störung mit dem Kommandanten besprechen wollte.
    Als die Tür sich schloß, wandte Dumaresq sich seinem Ersten Offi zier zu und wies auf einen Sessel. »Es gibt noch etwas, habe ich recht?«
    Palliser setzte sich und streckte die langen Beine aus. Einen Augenblick rieb er sich die Augen mit den Handknöcheln, ehe er sagte: »Sie hatten recht, was Egmont betrifft, Sir. Selbst als Sie ihn auf ein Schiff mit Kurs Basseterre gesetzt hatten, versuchte er noch, Garrick zu warnen oder mit ihm in Verbindung zu treten. Wie das geschah, werden wir wohl nie erfahren. Er wechselte offenbar auf ein kleines, schnelleres Schiff über und nahm nördlichen Kurs durch die Inselgruppe, um vor uns da zu sein. Doch wie es auch war, seine Warnung an Garrick war verschwendet.«
    Er faßte in seine Tasche und zog einen goldenen Halsschmuck mit dem doppelköpfigen Vogel und den rubinschimmernden Schwanzfedern heraus.
    »Garrick hat beide Egmonts ermorden lassen. Diesen Schmuck habe ich einem unserer Gefangenen abgenommen. Der Matrose, von dem ich Ihnen berichtete, erzählte mir den Rest.«
    Dumaresq nahm das schwere Schmuckstück in die Hand und betrachtete es traurig.
    »Murray hat es gesehen?«
    Palliser nickte. »Er ist verwundet worden. Ich habe ihn auf den Schoner geschickt, bevor er mit Mr. Bolitho sprechen konnte.« Dumaresq trat wieder an die Heckfenster und sah zu, wie der Schoner abdrehte und ihnen das Heck zeigte. Seine Segel schimmerten so golden wie der Halsschmuck in seiner Hand.
    »Das war sehr überlegt gehandelt. Für das, was er gesagt und getan hat, wird Murray in England aus der Marine entlassen werden.
    Ich bezweifle, daß sein Weg sich jemals wieder mit dem Bolithos kreuzen wird.«
    »Dann wollen Sie ihm also nichts davon sagen, Sir? Ihn nicht wi ssen lassen, daß Aurora Egmont tot ist?«
    Dumaresq beobachtete die Schatten, die den Rumpf des davonsegelnden Schoners bereits verhüllten.
    »Von mir wird er nichts erfahren. Morgen müssen wir kämpfen, und da muß jeder Offizier und jeder Mann alles geben, was er hat. Richard Bolitho hat bewiesen, daß er ein guter Offizier ist. Wenn er den morgigen Tag überlebt, wird er ein noch besserer sein.« Dumaresq klappte ein Fenster auf und warf den Schmuck ohne Zögern ins Kielwasser der Destiny . »Ich lasse ihm seinen Traum. Es ist das mindeste, was ich für ihn tun kann.«
    In der Messe saß Bolitho in einem Sessel und ließ die Arme hängen, während die Spannung in ihm wie feiner Sand in einem Stundenglas verrann. Rhodes saß ihm gegenüber und starrte in ein leeres Weinglas, ohne etwas zu erkennen.
    Immer wieder stand ein neuer Morgen mit seinen Anforderungen vor ihnen. Es war wie der Horizont: sie erreichten ihn nie.
    Bulkley trat ein und ließ sich schwerfällig zwischen ihnen nieder.
    »Ich habe mich gerade mit unserem starrköpfigen Seesoldaten abgegeben.«
    Bolitho nickte trübsinnig. Colpoys hatte darauf bestanden, bei seinen Leuten auf der Fregatte zu bleiben. Gut versorgt und so bandagiert, daß er nur einen Arm bewegen konnte, hatte er kaum Kraft genug, sich auf den Beinen zu halten.
    Palliser trat ein und warf seinen Hut auf eine Kanone. Kurz schaute er sie an und sah dabei wahrscheinlich den Raum schon so vor sich, wie er morgen früh aussehen würde: ohne Möbel, die leichten Wände herausgenommen, die kleinen persönlichen Dinge vor Rauch und Feuer in Sicherheit gebracht.
    Dann sagte er scharf: »Es ist Ihre

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