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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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klar zum Aussetzen des Bootes!« Er schaute hinauf, als das Großmarssegel aufgegeit wurde und träge an seiner Rah schlug. »Danach setzen wir sofort wieder jeden Fetzen, den wir haben. Wenn das Frettchen hinter uns ein Freund ist und sich nur bei uns angehängt hat, um unseren Schutz zu genießen, werden wir es bald erfahren. Wenn nicht, Mr. Palliser, wird e r einiges erfahren, das verspreche ich Ihnen.«
    Eine anonyme Stimme flüsterte: »Kommandant kommt, Sir.« Palliser drehte sich um und wartete, daß Dumaresq zu ihm an die Reling trat. Schattenhaft schob sich Gulliver durch das Dunkel. »Kurs Ost zu Süd, Sir, voll und bei. 6 «
    Dumaresqs Antwort war ein kurzes Grunzen. »Sie hatten recht mit der sternenlosen Nacht, Mr. Gulliver, obwohl der Wind frischer ist als erwartet.«
    Bolitho stand mit Rhodes und drei Midshipmen auf der Leeseite des Achterdecks bereit, jeden plötzlich gegebenen Befehl auszuführen. Und natürlich waren sie damit auch nahe genug, um an der weiteren Entwicklung und wachsenden Spannung teilzunehmen. Dumaresqs Bemerkung hatte geklungen, als mache er den Master für den Wind verant wortlich.
    Bolitho schaute hinauf, und es überlief ihn ein Schauer. Nachdem die Destin y sich mühsam ein gutes Stück nach Luv hochgearbeitet hatte, war sie, wie von Dumaresq geplant, durch den Wind gegangen und stürzte sich nun mit einer steifen Brise von Backbord gegen die anstürmenden Seen, die an der Luvseite Gischt bis zur Takelage hinaufschickten und die an Deck hockenden Seeleute wie mit einem Tropenregen übergössen.
    Die Segel der Destiny waren bis auf Marssegel und Klüver weggenommen; in die große Breitfock jedoch waren nur zwei Reffs eingesteckt, für den Fall, daß sie bei einer plötzlichen Kursänderung gesetzt werden mußte.
    Rhodes murmelte: »Irgendwo da vorn ist das andere Schiff, Dick.« Bolitho nickte und versuchte, nicht an die Barkasse zu denken, die in der zunehmenden Dunkelheit bis auf ihre Lichter, die sich lebhaft im Wasser spiegelten, verschwunden war.
    Es war unheimlich, dieses totenstille, dunkle Schiff. Niemand sagte etwas, und die stark eingefetteten Blöcke und Taljen ließen ihr sonstiges Knarren und Quietschen vermissen. Zu hören waren nur die vo rbeirauschenden Seen und das Gurgeln des durch die Speigatten ablaufenden Wassers, wenn die Destin y den Bug wieder einmal tief in ein Wellental gesteckt hatte.
    Bolitho versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was vor ihnen lag. Palliser hatte die besten Seeleute als Enterkommando ausgesucht, falls es dazu kam. Doch der auffrischende Wind konnte Dumaresqs Pläne durchkreuzt haben, dachte Bolitho. Er hörte Jury, der ruhelos an den Netzen hin und her ging, und Cowdroy, Rhodes’ Midshipman, der schon zwei Jahre an Bord war: ein mürrischer und überheblicher Bursche von sechzehn Jahren, als Offizier ungeeignet. Rhodes hatte mehr als einmal Anlaß gehabt, ihn beim Kommandanten zu melden, und das letztemal war er vom Bootsmann schändlich über einen Sechspfünder gelegt und mit dem Stock gezüchtigt worden. Das schien ihn aber nicht geändert zu haben. Als dritter vervollständigte der kleine Me rrett, der sich wie üblich möglichst außer Sichtweite hielt, das Trio.
    Rhodes sagte leise: »Jetzt ist es bald soweit, Dick.« Er lockerte den Säbel an seinem Gürtel. »Könnte ein Sklavenhändler sein, wer weiß?« Yeames, Steuermannsmaat der Wache, sagte heiter: »Wohl kaum, Sir. Ein Schiff voll Sklaven würden Sie jetzt schon riechen.« Palliser brummte ärgerlich: »Haltet den Mund!«
    Bolitho beobachtete, wie die See weiß schäumend über die Leereling schlug. Dahinter sah er nichts als eine tiefschwarze Wand, nach oben durch eine gezackte Linie abgeschlossen. Schwarz wie Stiefelwichse, hatte Colpoys bemerkt. Seine Scharfschützen hockten schon oben in den Masten, bemühten sich, ihre Musketen trocken und gleichzeitig nach dem Fremdling Ausschau zu halten.
    Wenn der Kommandant und Gulliver die Zeit richtig berechnet hatten, mußte der Fremde jetzt an Steuerbord voraus in Sicht kommen. Die Destin y würde die bessere Position zum Wind haben und dadurch verhindern können, daß das andere Schiff ausriß. Die Männer der Steuerbordbatterie standen bereit, die Geschützführer knieten hinter den Rohren, um sie gleich nach dem Ausrennen auf den Feind richten zu können.
    Einer Zivilperson, die daheim in England am Kamin saß, mochte das alles verrückt erscheinen. Aber für Kapitän Dumaresq war es etwas ganz anderes, und darauf

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