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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Leute nicht zu sehr an!« Er sah Bolithos Überraschung und beantwortete sie mit leichtem Lächeln. »Sie werden bald zu den Riemen greifen müssen. Ich beabsichtige, die Helois e von ihren Beibooten schleppen zu lassen. Da werden die Männer noch alle Kraft brauchen.«
    Bolitho tippte an seinen Hut und ging nach vorn. Das hätte er sich denken können. Aber er mußte sich eingestehen, daß er Pallisers Entscheidung bewunderte. Der Mann dachte an alles.
    Er sah Jury und Midshipman Ingrave am Fockmast auf ihn warten. Jury wirkte sehr ernst, während Ingrave, der ein Jahr älter war, kaum seine Freude darüber verbergen konnte, daß er vom Posten des stellvertretenden Schreibers beim Kommandanten abgelöst war.
    Hinter ihnen entdeckte Bolitho unter den in aller Eile ausgewählten Leuten weitere Bekannte: Josh Little, den Feuerwerksmaat, dessen Bauch fett wie eh und je über den Hosengurt hing; Ellis Pearse, der Bootsmannsmaat, ein Mann mit buschigen Augenbrauen, der die gleiche Genugtuung über Murrays Flucht verraten hatte wie Bolitho.
    Pearses Aufgabe wäre es gewesen, Murray – den er immer gemocht hatte – auszupeitschen. Und selbstverständlich war auch Stockdale dabei. Er stand da, die kräftigen Arme vor der Brust verschränkt, und musterte das Deck der Brigantine. Vielleicht erinnerte er sich an den wilden, verzweifelten Kampf, den Bolitho mit dem jetzt toten Kapitän des Schiffes ausgetragen hatte. Da war auch Dutchy Vorbink, ein Holländer vom Vortoppp, der den geregelten und bezahlten Dienst bei der Ostindischen Handelsgesellschaft einem Kriegsschiff zuliebe verlassen hatte. Er sprach schlecht englisch und auch das nur, wenn er Lust hatte. So kannte bisher noch niemand den Grund, warum er sich freiwillig zur britischen Marine gemeldet hatte.
    Es gab noch andere Gesichter, die Bolitho inzwischen vertraut waren, einige grob und seelenlos, andere aggressiv. Die Leute stritten sich gern mit ihren Kameraden, solidarisierten sich aber ebenso schnell wieder, wenn ein Angriff von dritter Seite kam.
    Bolitho sagte: »Mr. Spillane, inspizieren Sie die Waffenkiste und machen Sie eine Bestandsliste. Mr. Little, Sie sollten sich die Pulve rkammer anschauen.« Er warf einen Blick auf ihre wenigen Drehbassen, von denen zwei sogar noch von der Destin y stammten. »Etwas wenig für einen Krieg.«
    Das brachte ihm einige Lacher ein; Stockdale murmelte: »Unten sind immer noch ein paar Gefangene eingeschlossen, Sir.«
    Bolitho sah Little an. Er hatte ganz vergessen, daß es ja noch die Originalbesatzung der Heloise gab. Wer nicht getötet oder verwundet worden war, war unten eingesperrt. An sich waren sie dort gut ve rwahrt, aber wenn es zum Kampf kam, mußten sie bewacht werden. Little grinste mit seinen lückenreichen Zähnen. »Für die ist gesorgt, Sir. Ich habe Olsson als Posten eingeteilt, vor ihm haben sie solche Angst, daß sie ihn bestimmt nicht angreifen.«
    Bolitho stimmte ihm zu. Olsson war Schwede und – wie es hieß – halb verrückt. Seine Augen, die wie blaues Milchglas aussahen, bestätigten das. Aber er war ein guter Seemann, der Segel reffen, das Ruder bedienen und jede andere Handarbeit erledigen konnte. Nur – als sie diese Brigantine geentert hatten, war es Bolitho kalt über den Rücken gelaufen, als Olsson sich mit schrillen Schreien und dem Beil einen Weg durch seine Gegner bahnte.
    Er zwang sich zu einem Lächeln. »Bei dem würde auch ich es mir zweimal überlegen.«
    Pearse brummte, als die Segel immer wieder schlaff gegen Tauwerk und Rahen schlugen. »Weg ist er, der verdammte Wind!«
    Bolitho beugte sich über das Schanzkleid und schaute ins tiefblaue Wasser. Er sah weit vor dem Bug leichte Kräuselspuren wie von ei nem Fischschwarm, mit denen sich der letzte Windhauch verabschiedete.
    Die Brigantine hob und senkte sich in der Dünung, Blöcke und Segel quietschten in gemeinsamem Protest, als der Segeldruck ausblieb.
    »In die Boote!« Palliser stand neben den Rudergängern.
    Nackte Füße trappelten über die vor Hitze weichen Decksfugen, als die Besatzungen von Bord hasteten und das Beiboot der Helois e und den Kutter der Destiny , die sie am Heck nachgezogen hatten, bemannten.
    Es dauerte eine gewisse Zeit, bis die Schleppleinen klariert und von der Back an die Boote hinuntergereicht waren. Dann endlich begann das mühsame, langwierige Pullern, ohne daß das Schiff dadurch viel Fahrt machte. Aber es bewirkte wenigstens, daß die Heloise nicht völlig steuerlos herumdümpelte und gleich auf

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