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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schüttelte sich. »Ich war erst dreizehn. Und er war ein fettes Schwein.«
    Bolitho fühlte sich seltsamerweise enttäuscht. »Haben Sie Mr. Egmont denn nicht aus Liebe geheiratet?«
    »Aus Liebe?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich finde Männer nicht sehr anziehend, müssen Sie wissen. Darum war ich mit allem, was er für mich arrangierte, einverstanden. Ich glaube, er braucht mich ebenso als Dekoration wie seine anderen schönen Besitztümer.« Sie öffnete den Schal, den sie an Deck trug. »Wie diesen Vogel, verstehen Sie?«
    Bolitho sah den zweiköpfigen Vogel mit den rubinbesetzten Schwanzfedern, den sie bei dem Fest in Rio getragen hatte. Leidenschaftlich und unvermittelt stieß er hervor: »Ich liebe Sie!«
    Sie versuchte zu lachen, aber es gelang ihr nicht. Stattdessen seufzte sie: »Ich habe den Verdacht, daß Sie sogar noch weniger über die Liebe wissen als ich.« Sie hob die Hand und strich über sein Gesicht.
    »Aber Sie meinen es ernst. Tut mir leid, wenn ich Sie verletzt habe.«
    Bolitho ergriff ihre Hand und preßte sie fest an seine Wange. Sie hatte ihn nicht verlacht ode r wegen seines plumpen Geständnisses verhöhnt. Er sagte: »Man wird Sie bald in Frieden lassen.«
    Wieder seufzte sie. »Damit Sie als wackerer Ritter auf Ihrem Schlachtroß kommen und mich retten können? Solche Dinge träumte ich als Kind. Aber nun denke ich als Frau.« Sie zog seine Hand hinab und drückte sie gegen ihre Brust, sodaß ihm die Wärme des edelsteinbesetzten Vogels vorkam wie ein Stück von ihr selbst.
    »Fühlen Sie etwas?« Sie beobachtete ihn gespannt.
    Er spürte den heftigen Schlag ihres Herzens, der dem seinen gleichkam, fühlte ihre weiche Haut und die feste Wölbung ihrer Brust.
    »Ich bin kein Kind mehr.« Sie wollte sich abwenden, doch als er sie festhielt, sagte sie: »Was soll daraus werden? Wir sind nicht allein auf der Welt. Wenn mein Mann argwöhnt, daß ich ihn betrüge, wird er sich weigern, Ihrem Kommandanten zu helfen.« Sie legte die Fingerspitzen auf seine Lippen. »Hören Sie mir gut zu, Richard. Wissen Sie, was das bedeutet? Mein Mann würde in ein englisches Gefängnis geworfen und abgeurteilt, wenn nicht gar hingerichtet. Ich als seine Frau würde vielleicht ebenfalls eingesperrt oder mittellos mir selber überlassen, um auf einen weiteren portugiesischen Händler oder auf Schlimmeres zu warten.« Sie zögerte, bis er sie losließ, und flüsterte dann: »Aber glauben Sie nicht, ich wollte oder könnte Sie nicht lieben!«
    Stimmen waren an Deck zu hören, ein Bootsmannsmaat verlas die Namen der neuen Wache, die gleich nach achtern kommen und Bolithos Leute ablösen würde.
    In diesen wenigen Sekunden haßte Bolitho seinen Dienst aus vollem Herzen. Er stieß hervor: »Ich muß Sie wiedersehen!«
    Sie ging schon zur anderen Seite, ihre schlanke Gestalt hob sich wie ein Geist von dem dunklen Wasser ab.
    »Dreitausend Meilen sagten Sie, Leutnant? Das ist eine sehr lange Fahrt. Jeder Tag wird eine Qual werden.« Sie zögerte und schaute zu ihm zurück. »Für uns beide.«
    Rhodes kam den Niedergang herauf und trat beiseite, um Mrs. Egmont vorbeizulassen. Er nickte Bolitho zu und sagte: »Eine wirkliche Schönheit.« Er bemerkte Bolithos Stimmung und ahnte, daß es eine scharfe Erwiderung geben würde, wenn er weitere Bemerkungen über sie machte. Entschuldigend sagte er: »Das war blöd von mir.«
    Bolitho zog ihn zur Seite, ungeachtet der Wache, die an der Achterdecksreling antrat.
    »Ich bin verzweifelt, Stephen, und kann es sonst niemandem sagen. Es macht mich noch verrückt.«
    Rhodes war von Bolithos Offenheit und der Tatsache, daß er sein Geheimnis mit ihm teilte, tief bewegt.
    Er sagte: »Wir werden uns etwas ausdenken.« Das klang angesichts der Verzweiflung seines Freundes so wenig überzeugend, daß er hinzufügte: »Bevor wir Saint Christopher erreichen, kann eine Menge passieren.«
    Der Steuermannsmaat tippte an seinen Hut: »Wache hat gewechselt, Sir.«
    Bolitho ging zum Niedergang. Auf der ersten Stufe hielt er an. Auroras Parfüm hing noch in der Luft. Oder haftete es an seinem Uniformrock? Laut sagte er vor sich hin: »Was kann ich bloß tun?«
    Doch die einzige Antwort kam von der See und dem Rumpeln des Ruders unter Dumaresqs Kajüte.
    Die erste Woche Fahrt verging recht schnell mit einigen heftigen Böen, welche die Männer in Bewegung hielten und die brennende Hitze vertrieben.
    Es ging hinauf zum Kap Branco und dann mit Kurs Nordwest zu den Westindischen Inseln. Längere

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