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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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vielleicht benutzt hatten, um durch die Zeit zu reisen, erst die Welten der Feyn auf der anderen Seite der Milchstraße anzugreifen und dann den Spiralarm, in dem die Menschen und andere Völker zu Hause waren. Der von den Feyn und Kantaki verbesserte Sporn hatte sie schließlich besiegt, nach einem fast tausendjährigen Krieg, aber gewissermaßen als Kollateralschaden waren unzählige Anomalien entstanden, die nach und nach von den Kantaki in die Raum-Zeit reintegriert wurden. Valdorian fragte sich, wie lange er in diesem Labyrinth überleben konnte, falls er noch lebte, und ob es irgendwo einen Ausgang gab, eine Möglichkeit, das temporale Chaos zu verlassen und in stabile Raum-Zeit zurückzukehren.
    Er sank tiefer, glitt über einen riesigen Ozean hinweg, fühlte sich dabei an den Flug im Kampfanzug erinnert, an den Absturz auf Kabäa. Im Norden entwickelten sich die Kuakah, bauten ihre Nestknollen und lernten, Netze zu spannen und Noadi zu fangen.
    Schließlich kamen Menschen.
    Kantaki-Schiffe brachten sie ins Epsilon-Eridani-System, tausende, im Lauf der Jahre Millionen. Autarke schufen sich, wie auch auf anderen Welten, eine unabhängige Existenz, aber viele Kolonisten konnten die von den Kantaki verlangten Transportpreise nicht bezahlen und mussten sich verschulden, um auszuwandern. Auf dieses große Arbeitsreservoir griffen die ersten Magnaten zurück, wurden reicher und mächtiger …
    Valdorian kannte die historische Entwicklung natürlich, aber jetzt erlebte er sie im Zeitraffer mit, während er weiterhin durch einen Zeittunnel der Anomalie jagte. Große Unternehmen bezahlten die Passage für Ausreisewillige und banden sie mit Tilgungsverträgen; aus diesen Kolonisten wurden die Subalternen. Die Autarken bewahrten zunächst ihren unabhängigen Status, doch als die großen Wirtschaftskonglomerate der Magnaten entstanden, wurden viele von ihnen ebenfalls zu Subalternen. Anderen gelang es, als Kontraktadministratoren und Delegierte neue Wege einzuschlagen. Die gesellschaftlichen Strukturen veränderten sich, hier deutlich, dort subtil, während die Macht auf den neuen Welten der Menschheit immer in den gleichen Händen ruhte. Aber es war eine relative Macht, die jenseits der planetaren Horizonte sofort an ihre Grenzen stieß, denn im All, im interstellaren Raum, galt der Sakrale Kodex der Kantaki, und völlige Isolation erwartete den, der dagegen verstieß.
    Große Städte entstanden auf Kabäa, noch im einundzwanzigsten und zweiundzwanzigsten Jahrhundert der alten Zeitrechnung, urbane Komplexe, die zuerst völlig ohne Rücksicht auf die lokalen Biotope wucherten. Es waren Städte der alten Art, und sie erinnerten ihn an Organismen, die immer nur wuchsen: größer, höher, breiter. Türme ragten gen Himmel, zuerst aus Glas, Metall und Kunststoff, später aus Vorläufern der Stahlkeramik. Nach einigen hundert Jahren kam es zu ersten ökologischen Katastrophen. Luftströmungen änderten sich, und die zyklischen Überflutungen bestimmter Regionen auf der Nordhalbkugel wurden immer stärker. Ein globaler Klimawandel kündigte sich an. Am stärksten betroffen von der Verschlechterung der allgemeinen Lebensbedingungen waren die Subalternen, und während der Ersten Dynastie, im sechsundzwanzigsten und siebenundzwanzigsten Jahrhundert der alten Zeitrechnung, nahm der von ihnen ausgehende politische Druck immer mehr zu. Außerdem wurden die Umweltkatastrophen zu einem Kostenfaktor, der die industriellen Renditen beeinträchtigte. Valdorian …
     … existierte, war seit Jahrmillionen tot und noch nicht geboren, hing im Nichts und wurde unter einem Berg zermalmt. Er versuchte, sich am Raum selbst festzuhalten, als Dunkle Energie die Expansion des Universums auf den Faktor unendlich beschleunigte und alles zerriss, als das Vierte Kosmische Zeitalter auf eine Weise andauerte, die keineswegs den Wünschen der Kantaki entsprach. Diese Erkenntnis vermittelte eine gewisse Zufriedenheit, aber der Rest …
    Etwas knirschte unter seinen Füßen, und er sah, dass er Stiefel trug, die Stiefel eines Kampfanzugs. Das Knirschen stammte von einem trockenen, spröden Boden, der seit vielen Jahren keinen Regen gesehen hatte. Hier und dort glitzerten Objekte, die wie winzige Glassplitter aussahen, aber als Valdorian in die Hocke ging und genauer hinsah, bemerkte er, dass die Kanten der kleinen Fragmente seltsam verschwommen blieben. Er erinnerte sich an die eisblumenartigen Gebilde. Waren dies Splitter kondensierter Zeit?
    Rechts und

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