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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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willkommenen Schatten des Springers. Zwei metallene Dorne, wie aus der Zwiebel wachsende Keime, reichten bis zum Boden. Das etwa hundertfünfzig Meter durchmessende Schiff selbst schwebte auf einem flirrenden Levitationskissen, dessen Energie sich für Valdorian wie statische Elektrizität anfühlte. Sie traten hinter die Dorne und blickten von dort aus zum Terminalgebäude zurück.
    Gardisten stürmten mit gezückten Waffen durch die Stahltür, die Jonathan eben geschlossen hatte.
    »Uns bleibt keine Wahl«, sagte der Sekretär und trat ins matte Glühen eines aktiven Levitatorlifts. Valdorian zögerte nicht, ließ sich ebenfalls von der Energie erfassen und nach oben tragen, hinter einem der metallenen Dorne und damit vor den Blicken der Gardisten verborgen.
    Ein halbdunkler Raum und angenehme Kühle empfingen sie.
    »Ich schlage vor, wir verstecken uns hier und warten bis zum Einbruch der Nacht«, sagte Jonathan leise und sah sich um. »Wenn es dunkel geworden ist, finden wir vielleicht Gelegenheit, das Kantaki-Schiff zu erreichen.«
    Ein schmaler Korridor schloss sich an den Raum an und führte tiefer in den stählernen Leib des Sprungschiffes. Das leise, unaufdringliche Summen ferner Aggregate begleitete die beiden Männer, als sie langsam einen Fuß vor den anderen setzten und nach einem Ort suchten, der ihnen für die nächsten Stunden als Versteck dienen konnte. Valdorian spürte, wie sich ein Teil der Anspannung auflöste. Wenn die Wächter sie nicht gesehen hatten – und davon ging er aus –, stellten sie keine Gefahr mehr dar: Sie kamen bestimmt nicht auf den Gedanken, ausgerechnet an Bord eines Springers nach ihnen zu suchen. Und wenn sie den Horgh begegneten … Valdorian tastete nach dem Identer in seiner Tasche. Er konnte bezahlen, und die Horgh ließen nie eine Gelegenheit aus, Geld zu verdienen. Schutz für einige Stunden, mehr nicht. Schutz und Schweigen. Der Preis würde hoch sein, aber das war derzeit die geringste seiner Sorgen.
    Metall und unterschiedliche Schattierungen von Grau bestimmten das Innere des Horgh-Schiffes. Verkleidungen zeigten sich nur dort, wo sie aus Sicherheitsgründen oder reiner Zweckmäßigkeit nötig waren. An den anderen Stellen verliefen die Kabelstränge und Rohrleitungen offen über den Wänden, deren Segmente nicht immer korrekt zusammengefügt waren. Indikatoren blinkten. Unverständliche Symbole glühten auf Displays und rotierten langsam in dreidimensionalen Projektionsfeldern. Käferartige Servi krochen hin und her, überprüften die Schnittstellen der Bordsysteme und nahmen Wartungsaufgeben wahr. Das Licht stammte von unterschiedlich breiten und langen Leuchtstreifen, die in unregelmäßigen Abständen über Wände und Decke reichten. Mal strahlten diese Streifen rot und gelb, mal blau und grün. Es gab auch Zwischentöne. Bestimmt signalisierten die verschiedenen Farben etwas, aber ihre Bedeutung blieb Valdorian verborgen. Er erinnerte sich nicht daran, jemals Beschreibungen vom Inneren eines Horgh-Schiffes gelesen zu haben; solche Dinge hatten ihn nie interessiert, denn die Springer eigneten sich nicht für den Transport menschlicher Passagiere, nur für den von Fracht. Er kam sich vor wie in einem riesigen, ineinander verschachtelten und von einer Schutzhülle umgebenen Konstruktionsgerüst, in dem einzelne Bereiche fertig gestellt waren, während an anderen immer noch gearbeitet wurde.
    Das allgegenwärtige Summen veränderte sich, und eine Vibration kam hinzu. Jonathan blieb abrupt stehen und erbleichte.
    »O nein«, brachte er erschrocken hervor. »Das Schiff startet.«
    Ein dumpfes Klacken hinter ihnen wies darauf hin, dass sich das Schott des kleinen Raumes, durch den sie das Schiff betreten hatten – eine Luftschleuse – geschlossen hatte.
    Kaltes Entsetzen stieg in Valdorian empor, als er begriff, was geschah. Das Horgh-Schiff startete und brauchte sicher nicht mehr als ein oder zwei Minuten, um die Atmosphäre des Planeten zu verlassen. Wenn es dann in den Transit ging … Er hatte die von fernen Springern verursachten Schockwellen als unangenehmes Zerren im Gehirn gespürt und wagte sich kaum vorzustellen, wie groß der Schmerz sein würde, wenn er sich beim Transfer an Bord eines Horgh-Schiffes befand.
    Das Gefühl der Schwäche wurde stärker, und Valdorian gab ihm aus gutem Grund nach, als er sich auf den Boden des Korridors legte. Jonathan verstand und folgte seinem Beispiel. Die Schockwelle des Transits würde ihnen beiden das Bewusstsein

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