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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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griff nach dem ersten Wort, das ihm einfiel. »Zu einer Zeitschleife. Oder etwas in der Art. Lassen Sie die Zeit rückwärts laufen, für meinen Körper. Nicht für den Geist, nicht für mein Selbst, nicht für meine Erinnerungen. Nur für den Körper. Geben Sie mir zusätzliche Zeit für mein Leben.«
    Der Kantaki schwieg, und Valdorian spürte, wie sich um ihn herum Dinge veränderten. Die Luft schien sich noch weiter zu verdichten, und er gewann den Eindruck, dass es kühler wurde.
    »Um deinen Wunsch zu erfüllen, müsste ich gegen den Sakralen Kodex verstoßen«, klickte Vater Groh schließlich. »Zeitmanipulationen sind streng verboten. Aus gutem Grund.«
    Zum Teufel mit dem Sakralen Kodex, dachte Valdorian zornig. »Aber es ist möglich, nicht wahr? Es gibt solche Zeitschleifen? Gewissermaßen … negative Zeit?«
    »Die Temporalen haben die Zeit benutzt wie ein Werkzeug, ohne zu ahnen, dass sie selbst nur Werkzeuge waren. Wer die Zeit manipuliert, vergeht sich an der Realität. So etwas darf nicht geschehen.«
    »Aber ich will leben !«, entfuhr es Valdorian.
    Der Kantaki hob eines seiner vorderen Gliedmaßen und streckte es dem Menschen entgegen, der erschrocken zurückwich – aber nur einen Schritt weit, denn plötzlich hatte er eine Wand des dunklen Raums im Rücken, obwohl ihn eben noch einige Meter davon getrennt hatten. Vater Grohs Arm – oder eines seiner Beine – berührte Valdorian an der Stirn. »Ja, ich sehe, dass dein Leben zu Ende geht, aber was ist das Schicksal eines Individuums, wenn es um das ganze Universum geht? Das vierte der fünf Großen Kosmischen Zeitalter …«
    »Ersparen Sie mir diesen Unfug!«, bellte Valdorian. »Vielleicht beeindrucken Sie die Piloten und andere leichtgläubige Narren mit Ihrem pseudophilosophischen Unsinn, aber mich nicht! Ich will leben, verdammt, und Sie können mir helfen!« Er atmete schwer, von der eigenen Unbeherrschtheit verblüfft und in Verlegenheit gebracht. »Ich kann dafür bezahlen«, fügte er rasch hinzu. »Jede Summe, die Sie verlangen. Nennen Sie mir den Preis für hundert zusätzliche Jahre.«
    »Kantaki manipulieren die Zeit nicht«, klickte Vater Groh und zog die Gliedmaße zurück. Der lange, ledrige Hals schwang von einer Seite zur anderen, und gleichzeitig neigte sich der dreieckige Kopf von rechts nach links. Es sah nach den unkontrollierten Bewegungen eines Berauschten aus, und geisterhaftes Fluoreszieren umgab den Kantaki. »Wir schützen sie. Wir schützen und bewahren die Realität, so wie wir es vor, während und nach dem Zeitkrieg getan haben. Die Wünsche einer einzelnen Person spielen keine Rolle, Valdorian, der du glaubst, mit Geld alles kaufen zu können. Es gibt Dinge, von denen du nichts weißt und die viel wichtiger sind als du. Wer die Zeit manipuliert, gefährdet die Stabilität des Seins, und solch ein Vorgehen wird bestraft, weil es gegen den Sakralen Kodex verstößt.«
    »Wer gibt Ihnen das Recht, anderen Völkern Ihren verdammten Kodex aufzuzwingen?«
    »Wir zwingen niemandem etwas auf. Wir bieten unsere Dienste an, doch wer unsere Regeln missachtet, muss auf diese Dienste verzichten.«
    »Was bedeutet, dass die entsprechenden Welten isoliert sind. Ihre Bewohner können keine anderen Sonnensysteme mehr erreichen. Sie unterbrechen selbst die Kommunikationsverbindungen durch den Transraum.«
    »Wer unsere Dienste in Anspruch nimmt, muss den Sakralen Kodex beachten.« Der Hals neigte sich nach vorn und unten, brachte den dreieckigen Kopf näher an Valdorian heran. Das Fluoreszieren flackerte auch über die beiden multiplen Augen hinweg, wie ein sonderbares Elmsfeuer. »Das gilt für alle und jeden. Auch für dich, Valdorian.« Der Kopf kam noch näher, und Valdorian nahm einen eigentümlichen Geruch wahr, wie von einem uralten Baum. Der Geruch der Zeit? »Auch für dich. Vergiss das nie. Ich sehe Dinge in dir, Valdorian, Dinge, die mir nicht gefallen. Ich sehe Absichten und Pläne, die du überdenken solltest. Sei gewarnt. Der Sakrale Kodex ist unantastbar, und wer gegen ihn verstößt, muss die Konsequenzen tragen.« Der Kopf wich fort. »Geh jetzt. Nutze die dir verbleibende Zeit, um Ordnung zu schaffen in dir selbst.«
    Und damit verschwand der Kantaki. Er verschmolz mit der Dunkelheit in der rückwärtigen Hälfte des Raumes, schien sich in den Schatten aufzulösen. Wieder verflüchtigte sich ein Teil der Wand, und Valdorian kehrte in den Raum zurück, in dem sein Levitatorwagen auf ihn wartete. Er stieg ein, nahm

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