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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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an den Kontrollen Platz, saß einige Sekunden lang reglos da und merkte, dass er die Fäuste geballt hatte.
    »Ich bitte um Kursdaten«, ertönte die synthetische Stimme des Navigationsservos.
    »Zurück«, sagte Valdorian leise. »Bring mich dorthin, wo wir hergekommen sind.«
    Was hat der Kantaki wirklich in mir gesehen?, dachte er, als der Levitatorwagen über das Verwaltungszentrum von Orinja hinwegflog. Er stellte sich ein Konsortium vor, dessen Welten isoliert waren, die nicht einmal mehr untereinander kommunizieren konnten – eine Schreckensvision. Vater Grohs Warnung war eindeutig und unmissverständlich gewesen. Er hatte Absichten erwähnt, Pläne …
    »Kommunikation«, sagte er laut.
    »Bereitschaft«, meldete sich der Kom-Servo.
    »Zeichne folgende Nachricht für Cordoban auf und lass sie so bald wie möglich per Transverbindung übermitteln. Beginn: Projekt Doppel-M und alle damit in Zusammenhang stehenden Aktivitäten sofort einstellen. Die K wissen vielleicht Bescheid. Ende. Füge der Nachricht meine Identifizierungssequenz hinzu und verschlüssele sie.«
    »Bestätigung«, sagte der Kommunikationsservo.
    Wieder stellte Valdorian fest, dass er die Fäuste geballt hatte, und wieder versuchte er ganz bewusst, sich zu entspannen. Die Kantaki hatten die Möglichkeit, ihm zu helfen, aber sie weigerten sich, beriefen sich dabei auf ihren Kodex. Damit blieb ihm nur eine Alternative.
    Lidia.
    »Kommunikation.«
    »Bereitschaft.«
    »Verbinde mich mit Jonathan.«
    Wenige Sekunden später erschien das Gesicht seines Sekretärs auf einem Display.
    »Teilen Sie Dr. Connor mit, dass ich mich entschieden habe, Jonathan. Für ein Jahr mit der alten Kraft. Er soll alles Notwendige vorbereiten. Was die für morgen geplanten geheimen Verhandlungen betrifft – sie werden auf unbestimmte Zeit verschoben. Nennen Sie als Grund den Anschlag.«
    Die Verhandlungen mit Vertretern der anderen Interessengruppen und Unternehmen des Konsortiums hatten Valdorians Position in Hinsicht auf die nächste Primus-Wahl stärken sollen, aber damit wollte er sich jetzt nicht befassen. Etwas anderes war nun viel wichtiger geworden.
    »Außerdem möchte ich, dass Sie eine Person für mich finden.«
    Jonathan wartete stumm, die dünnen Finger an den Kontrollen eines kleinen Infonauten.
    »Eine Frau namens Lidia DiKastro«, fügte Valdorian hinzu. »Sie hat am 19. Juli 301 mit ihrer Ausbildung zur Kantaki-Pilotin begonnen. Vor hundertzwanzig Jahren.«
    Jonathan wölbte eine Braue.
    »Ich weiß, dass Kantaki-Piloten schwer zu lokalisieren sind. Außerdem ist viel Zeit verstrichen. Aber uns stehen gewisse Möglichkeiten zur Verfügung, nicht wahr?«
    Der Sekretär nickte.
    »Die Kosten spielen keine Rolle«, betonte Valdorian. »Finden Sie Lidia. Und setzen Sie sich mit dem Raumhafen in Verbindung. Wir werden Orinja morgen verlassen.«
    »Wohin möchten Sie fliegen, Primus?«, fragte Jonathan.
    »Nach Tintiran«, sagte Valdorian.
     
     

4
Tintiran
August 300 SN ·  linear
     
    »Meiner Ansicht nach war Horan einer der wichtigsten Philosophen der letzten Jahrhunderte«, sagte Valdorian und folgte Lidia durch einen langen Gang der riesigen Bibliothek. Hier lagerte alles, was mit Informationen zu tun hatte: echte Bücher ebenso wie pseudoreale, außerdem Speichermodule aller Arten, Datenbanken zu jedem denkbaren Wissensgebiet. Wenn dieser riesige Saal mit einer Stimme ausgestattet gewesen wäre, so hätte er Wissen geflüstert. Er gehörte zur Akademie der Wissenschaften und schönen Künste von Tintiran, einem der besten Bildungsinstitute im von Menschen besiedelten All, war mehr als fünfhundert Meter lang und fast zweihundert breit.
    »Ist, Dorian, ist«, erwiderte Lidia. Sie ging vor ihm, und er konnte seinen Blick nicht von ihr lösen. Die junge Frau trug eine einfache rote Bluse und einen schlichten schwarzen Rock, aber irgendwie gelang es dieser schmucklosen Kleidung, ihre Schönheit zu betonen. Das lockige schwarze Haar reichte ihr bis auf die Schultern und wogte, als sie ging, dem Wegweiser vor ihr folgte. »Er lebt noch. Hast du viel von ihm gelesen, Dorian?«
    Er hörte vor allem den melodischen Klang ihrer Stimme und musste sich konzentrieren, um die Worte zu verstehen und ihre Bedeutung zu erfassen.
    »Ziemlich … viel«, sagte er, während sein Blick über ihren verlängerten Rücken glitt, den Rundungen folgte, die sich unter dem Rock abzeichneten, dann über die wohlgeformten Beine wanderte. Perfekt, dachte er. Sie ist perfekt.

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