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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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bereits.
    »Der blaue Bereich kennzeichnet das Konsortium«, erklärte Cordoban. Das Blau erstreckte sich hauptsächlich dort, wo der Spiralarm aus der zentralen Masse der Galaxis reichte. »Fast sechshundert Sonnensysteme mit zweitausend Ressourcen-Planeten und siebenhundertneunzehn bewohnten Welten, verwaltet von siebenundachtzig Großkonzernen, die ihrerseits aus tausenden von einzelnen Unternehmen bestehen. Seit ich vor sechsundzwanzig Jahren die Nachfolge von Hendriks angetreten habe, ist das Konsortium um mehr als zwanzig Prozent gewachsen.«
    Valdorian glaubte, fast so etwas wie Stolz in Cordobans Stimme zu hören.
    Ein roter Bereich pulsierte langsam, wie ein deformiertes Herz im Spiralarm. Er reichte von der Mitte des Arms bis fast zu seinem Ende, war aber nicht homogen, sondern an vielen Stellen zerfasert.
    »Das ist die Allianz«, fuhr Cordoban fort. »Inzwischen fast so groß wie das Konsortium. Während der letzten beiden Jahrzehnte hat sie ein besonders rasantes Wachstum erlebt, nicht zuletzt aufgrund einer sehr aggressiven Expansionspolitik. Die Allianz hat den psychologischen Vorteil, dass die Erde, Ursprungswelt der Menschheit, zu ihrem interstellaren Territorium gehört. Enbert Dokkar nutzt diesen Vorteil gut, indem er unter anderem auf seine angebliche Absicht hinweist, die Menschheit zu einen. Solche Behauptungen sind natürlich Unsinn. Angesichts der ungeheuren kulturellen Vielfalt auf den vielen von Menschen besiedelten Welten wäre es absurd, ein einheitliches Staatengebilde anzustreben, mit welcher Struktur auch immer. Außerdem legen die meisten Kolonien viel zu großen Wert auf ihre politische Unabhängigkeit. In ökonomischer Hinsicht sieht die Sache natürlich ganz anders aus.«
    Über, unter und neben der Milchstraße bildeten sich dreidimensionale Informationsfenster, die Auskunft gaben über wirtschaftliche Verflechtungen, Import und Export, Handelsverbindungen, finanzielle Transferkanäle, Rohstoffe, Produktionsraten, Verkehr und so weiter.
    »In den meisten Fällen existiert die politische Souveränität nur noch als Fassade«, kam Cordobans Stimme aus der Dunkelheit. »Tatsächlicher Machtfaktor auf den einzelnen Welten sind die lokalen Unternehmensgruppen, die sich auf interplanetarer und interstellarer Ebene zu wirtschaftlichen Bündnissen zusammenschließen, wie Konsortium und Allianz.«
    Bei den »Fransen« der Allianz, zwischen ihrem Territorium und dem des Konsortiums und auch am Rand des Spiralarms, pulsierten andere Farben, die auf kleinere Einflussgebiete hindeuteten: Hegemonie, Koalition, Entente, Kongregation und einige kleinere Gruppen, die im interstellaren Maßstab kaum von Bedeutung waren. Hinzu kamen einige Dutzend Sonnensysteme mit sozialistischen, planwirtschaftlichen Systemen, die ihre Kontakte mit den kapitalistischen Welten auf ein notwendiges Minimum beschränkten. Außerdem gab es spiritualistische Kolonien, den Islamischen Bund, den Anarchischen Block, Träumerwelten, deren Bewohner künstliche Realitäten der tatsächlichen Wirklichkeit vorzogen, die Enklaven der Entsager, wo man versuchte, mit möglichst wenig Technik auszukommen, die Extremwelten der Neuen Menschen, wo man alle Möglichkeiten der Gentechnik ausnutzte, und andere Planeten, deren Bewohner versuchten, auf ihre eigene Fasson selig zu werden. Das war die Situation im Großen und Ganzen – soweit es die lineare Zeit betraf. Die nichtlinearen Pseudorealitäten boten eine andere Form der Unendlichkeit, unbegrenzte Möglichkeiten, ebenso erschreckend wie faszinierend.
    »Es ist ein sehr komplexes System«, fuhr Cordoban fort. »Und wenn man es aus einem logistischen Blickwinkel betrachtet, wird es noch viel komplizierter.« Der Stratege zögerte kurz, und Valdorian hörte das leise Summen von Servomechanismen im Körper des kleinen Mannes. »Unsere Bestrebungen, eine Antriebstechnik zu entwickeln, die überlichtschnelle Geschwindigkeiten ermöglicht, sind bisher leider ohne Erfolg geblieben. Wir bleiben auf die Kantaki und Horgh angewiesen, und daraus ergeben sich eine Reihe von Problemen, wie Sie sehr wohl wissen, Primus. Mit den Sprungschiffen der Horgh können wir zwar militärisches Gerät transportieren, aber keine Truppen – die Schockwellen wären eine viel zu starke Belastung für die Soldaten und würden ihre Kampffähigkeit stark beeinträchtigen. Die Kantaki verlangen manchmal sehr seltsame Preise für Passagen im Inneren der Transportblasen ihrer Schiffe, und außerdem müssen wir

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