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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ihren Sakralen Kodex berücksichtigen, der ebenfalls sehr sonderbar sein kann.«
    Ein Netz aus silbrig schimmernden Linien stülpte sich über die Milchstraße und durchdrang sie überall, nicht nur in den Spiralarmen, sondern auch im dichten Kern.
    »Das sind die uns bekannten Schifffahrtslinien der Kantaki und Horgh«, sagte Cordoban. »Es könnten noch mehr sein. Man munkelt auch von Verbindungen zur Großen und Kleinen Magellanschen Wolke und sogar zum Andromedanebel. Aber die Reisezeiten wären enorm …«
    Nicht für einen Kantaki-Piloten, dachte Valdorian und erinnerte sich erneut an Lidia. Aus den Tiefen der Vergangenheit flüsterte ihre Stimme. Er lauschte ihr eine Zeit lang, bemühte sich dann, ins Hier und Heute zurückzukehren und sich auf Cordobans Ausführungen zu konzentrieren.
    »Ich habe dies alles bei meinen Planungen berücksichtigt und dem Szenario die jüngsten Ereignisse sowie ihre wahrscheinlichsten Auswirkungen hinzugefügt«, sagte der Stratege. »Das Ergebnis lautet: Ein Krieg ist nicht nur unvermeidlich, sondern löst auch unsere Probleme.«
    »Ein Krieg …«, wiederholte Valdorian langsam. Angriffe auf einzelne Fabrikanlagen oder ganze Kolonien – das war eine Sache. Aber ein Krieg über interstellare Entfernungen hinweg, ein Konflikt, der Dutzende, vielleicht sogar hunderte von Welten betraf …
    »Die Allianz betreibt die gleiche Expansionspolitik wie wir«, erläuterte Cordoban. »Auch sie setzt auf Wachstum, und Wachstum bedeutet Ausdehnung. Hinzu kommt jetzt eine ausgeprägte persönliche Komponente, die Enbert Dokkar und Sie betrifft. Selbst wenn wir auf offensive Maßnahmen verzichten würden: Die Entwicklung der vergangenen Jahre und vor allem der letzten Monate zeigt, dass die feindliche Aktivität der Allianz stark zugenommen hat. Wenn wir nichts unternehmen, müssen wir in Kürze mit massiven Schlägen erst gegen unsere Außenposten und dann gegen unsere wichtigsten Industriewelten rechnen.«
    Der Spiralarm rückte noch etwas näher. Das silbrig glänzende Routennetz der Kantaki- und Horgh-Schiffe verschwand, und andere Linie wurden eingeblendet. Sie wuchsen aus dem Gebiet der Allianz und bohrten sich wie dünne Lanzen ins interstellare Territorium des Konsortiums. Es blitzte, erst an einzelnen Stellen, dann an vielen, und das Blau begann zu schrumpfen, während sich das Rot ausdehnte, über den Zwischenbereich hinaus.
    »Das ist die wahrscheinlichste Entwicklung für die nächsten drei Jahre, wenn wir uns auf die Verteidigung beschränken«, sagte Cordoban kühl. »Ich habe bei den Berechnungen die wichtigsten Faktoren berücksichtigt: Produktionspotenzial, Stationierung von Truppen, militärische Basen, Mobilisierungskapazität und dergleichen mehr. Die Einzelheiten kann ich Ihnen in einem ausführlichen Bericht nennen.«
    Die pseudorealen Informationsfenster zeigten entsprechende Datenkolonnen, und Valdorian nickte. Er hatte gelernt, Cordoban zu vertrauen.
    »Was schlagen Sie vor?«, fragte er.
    »Dies«, erwiderte Cordoban, und wieder veränderten sich die Darstellungen. Die roten und blauen Bereiche kehrten zu ihrer ursprünglichen Größe zurück, und diesmal gingen die Angriffslinien vom Blau aus. Es waren mindestens dreimal so viele wie vorher; zahlreiche Blitze im Territorium der Allianz zuckten auf.
    Neue Datenkolonnen glitten durch die Info-Fenster: Anzahl und Größe von Kampfgruppen, Ausrüstungsmaterial, Nachschub, Ziele, Besatzungskontingente, Umstellung eines Teils der Industrie auf Kriegswirtschaft, Finanzierung.
    »Ein Großangriff, der die wichtigsten Industriezentren des Gegners ausschaltet«, sagte Cordoban. »Massiv genug, um ihn an einer gut organisierten Offensive zu hindern. Anschließend folgen Operationen, die den Verwaltungszentren gelten. Wenn Sie mir die Möglichkeit dazu geben, wird die Allianz in zehn Monaten kein ernst zu nehmender Konkurrent mehr sein. Sie werden es noch erleben.«
    Sie werden es noch erleben, hallte es durch Valdorians Innenwelt. Ein weiterer Hinweis darauf, dass seine Tage gezählt waren, dass der letzte, endgültige Countdown seines Lebens lief und ihn mit jeder verstreichenden Sekunde dem Ende näher brachte. Vor einigen Wochen hätte ihm ein solcher Triumph über die Allianz viel bedeutet, aber jetzt verschoben sich seine Prioritäten immer mehr. Manchmal glaubte er zu erwachen, aus einem Schlaf, der Jahrzehnte gedauert hatte, um mit den Augen des Alters zum ersten Mal die wahre Natur der Dinge zu sehen. Valdorian

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