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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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erstaunten Blicke der Assistenten in den anderen nahen Nischen. Er wandte sich von den Daten- und Kommunikationsservi ab, schritt zur Tür und hörte die Stimme seines Vaters, die allmählich leiser zu werden schien.
    »… sollten wir auch unsere Bemühungen fortsetzen, die so genannten K-Geräte der Kantaki zu analysieren. Wir müssen jede Möglichkeit nutzen, den technologischen Rückstand aufzuholen.«
    »Abgesehen von den Kantaki verfügen nur ihre Piloten und die Akuhaschi über K-Geräte«, sagte Hannibal Petricks, und eine vage Andeutung von Ärger vibrierte in seiner Stimme. »Man kann nicht einfach in einen Laden gehen und welche kaufen …«
    »Nein, das nicht. Aber es gibt … gewisse Möglichkeiten, nicht wahr?«
    Die Stimmen blieben hinter Valdorian zurück, als er die Nische verließ und sich die Tür mit einem leisen Zischen der hermetischen Siegel schloss. Er eilte durch den Korridor, voller Aufregung, ohne auf die Personen und mobilen Servi zu achten, denen er unterwegs begegnete. Die meisten von ihnen gehörten zur Sicherheitsabteilung der Aidon-Werften, andere waren Bedienstete – derzeit drehte sich hier alles um die Tagung des Consistoriums.
    In seinem privaten Quartier, das an die größere Unterkunft seines Vaters grenzte, öffnete er sofort das Sicherheitsfach, entnahm ihm die kleine Schatulle, die ihn überallhin begleitete, und öffnete sie.
    Der Diamant darin glühte.
    Valdorian nahm ihn, und sofort bildete sich darüber eine kleine leuchtende Kugel, die den semivitalen kognitiven Kristall und auch die Hand, die ihn hielt, umkreiste. Er vernahm ein mentales Raunen, vertraut und verlockend, aber viel zu leise, als dass er einzelne Worte hätte verstehen können. Manchmal formte es Bilder, und oft berichtete es von Gefühlen. Eine Brücke zwischen zwei Diamanten, zwischen zwei Personen.
    »Lidia …«, hauchte Valdorian. »Du bist gekommen«, fügte er hinzu und genoss dabei das herrlich intime Du.
    Der Kom-Servo in seiner Tasche vibrierte. Er holte das Gerät hervor und aktivierte es. Ein kleines pseudoreales Feld zeigte die strenge Miene seines Vaters. »Warum bist du einfach so gegangen?«
    »Bitte entschuldigen Sie«, sagte Valdorian. »Ich … ich habe mich nicht besonders gut gefühlt. Vielleicht … ist mit meinem Bio-Servo etwas nicht in Ordnung.« Er nutzte die Gelegenheit, die Verbindungen zu lösen. Der Datenstrom der Mikronauten-Kollektive wich angenehmer Stille.
    Hovan Aldritt maß ihn mit einem sondierenden Blick. »Na schön. Ich erwarte dich so bald wie möglich zurück.«
    »Ja, Vater.«
    Valdorian deaktivierte den Kommunikationsservo und stellte fest, dass er die andere Hand um den Zwillingskristall geschlossen hatte. Er öffnete sie wieder und glaubte zu erkennen, dass das Glühen noch stärker geworden war. Sie befand sich in der Nähe. Valdorian lächelte, glücklich wie ein Kind, das das erhoffte Geschenk bekommen hat.
    Er glaubte zu wissen, wo er Lidia finden konnte, steckte den Diamanten ein und machte sich auf den Weg.
     
    Der Navigationsservo des Shuttles folgte dem Verlauf eines für menschliche Augen unsichtbaren Flugkorridors, der an den Werften vorbei durchs Asteroidengewirr führte. Viele der Felsbrocken drehten sich um die eigene Achse, wie in einem langsamen kosmischen Ballett, und der Shuttle glitt über sie hinweg, manchmal in einem Abstand von weniger als zehn Metern. Die größeren wiesen teilweise tiefe Einschnitte auf, und manchmal bemerkte Valdorian Bewegung in jenen Asteroidenschluchten. Subalterne arbeiteten dort, unterstützt von mobilen Servi, und bauten jene Rohstoffe ab, die in automatischen Fabriken weiterverarbeitet und schließlich für den Bau der interplanetaren Schiffe verwendet wurden.
    Der schwarze Koloss des Kantaki-Schiffes schien vor Valdorian anzuschwellen, als er sich ihm näherte. Durch den Shuttle-Bug aus teilweiser transparenter Stahlkeramik beobachtete er Stangen und Zylinder, die wie Auswüchse aus der Hauptmasse des Schiffes ragten, das Lidia für die Kantaki durch den Transraum steuerte. Seit mehr als zwei Jahren ist sie Pilotin. Seit damals hatten sie sich nicht mehr gesehen, nur … gefühlt, mithilfe der kognitiven Zwillingskristalle.
    Tief unten glitzerten die Wasser von Aidon im blutroten Licht der aufgeblähten Sonne: eine Welt größer als Tintiran, ohne Kontinente und Inseln, ganz von Wasser bedeckt. Genveränderte Neue Menschen lebten dort im globalen Ozean, ausgestattet mit Kiemen, Flossen und stromlinienförmigen

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