Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Entscheidungen getroffen werden. Und du könntest bei mir sein … Wieder glitten seine Gedanken in eine ganz bestimmte Richtung, und wieder musste er sich innerlich zur Ordnung rufen. Warum dachte er ausgerechnet jetzt an sie? Warum drängten sich ihm die Gedanken an sie auf?
    Eine Stimme flüsterte in ihm, die gemeinsame Stimme der Spitzelservi, die mit dem Bio-Servo in seinem linken Unterarm verbunden waren. Er verabscheute es noch immer, sich mit irgendwelchen Apparaten zu verbinden, fühlte sich dadurch auf unangenehme Weise von Maschinen abhängig, aber er wusste auch, dass solche Verbindungen manchmal recht nützlich sein konnten. Und außerdem war es ihm wichtig, den Auftrag seines Vaters zu erfüllen. Die Spitzelservi – winzige Mikronauten-Kollektive in Valdorians Kleidung – beobachteten die Magnaten und auch ihre Assistenten, maßen Herzschlag und Atemrhythmus, werteten die Mimik aus und stellten all dies in Beziehung zu ihrer Rhetorik. Das Ergebnis: Lügen ließen sich von Wahrheit unterscheiden, nicht immer, aber doch sehr oft.
    Nach dem Situationsbericht des Primus ergriff Valdorians Vater das Wort.
    »Was ist mit unserem Projekt, eigene überlichtschnelle Raumschiffe zu entwickeln?« Hovan Aldritts Stimme hallte durch die Konferenzhöhle des Asteroiden, verstärkt von den Kommunikationsservi.
    Hannibal Petricks, der sich in seiner Loge gesetzt hatte, stand wieder auf.
    »Leider sind wir damit nicht weitergekommen«, erwiderte der Primus ruhig. »Die letzten Berichte der an dem Projekt beteiligten Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Energie eines der größten Problem darstellt. Mit unseren gegenwärtigen Reaktoren können wir einfach nicht genug Energie erzeugen, um Raumschiffen den Phasenübergang zu ermöglichen, der für einen Transfer in den Transraum nötig ist.«
    »Es liegen Studien für alternative Energien vor«, sagte Valdorians Vater. »Sie basieren auf den Hawking-Generatoren und zeigen, dass es möglich wäre, die erforderliche Energie aus der nichtlinearen Zeit zu gewinnen.«
    »Das verstieße gegen den Sakralen Kodex der Kantaki«. warf ein anderer Magnat ein.
    Hovan Aldritt nickte, als hätte er mit einem solchen Hinweis gerechnet. »Früher oder später müssen wir uns entscheiden. Die Frage lautet: Wie lange wollen wir noch von den Kantaki abhängig bleiben?«
    »Wunschdenken bringt uns nicht weiter«, sagte Hannibal Petricks. »Wir sind von den Kantaki abhängig, und wenn wir gegen ihren Sakralen Kodex verstoßen, müssen wir mit der vollständigen Isolation unserer Sonnensysteme rechnen.«
    »Gerade deshalb sollten wir alles daransetzen, unabhängig zu werden. Ich schlag vor, weitere Mittel für entsprechende Forschungsprojekte zu bewilligen.« Hovan Aldritt hob die Hände, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Stellen Sie sich ein Konsortium mit eigenen überlichtschnellen Raumschiffen vor. Es brächte uns die Dominanz in diesem Spiralarm der Milchstraße. Die Profite …«
    Etwas veranlasste Valdorian den Kopf zu heben. Geschöpfe aus Metall und Synthomasse krabbelten über die Konstruktionsbahnen der Werftgerüste, spezielle Servi, die den Bau-Subalternen bei der Konstruktion interplanetarer Raumschiffe halfen; die nötigen Rohstoffe konnten im Überfluss aus den Asteroiden gewonnen werden. Die fertigen Schiffe erreichten im Inneren der Transportblasen von Kantaki-Schiffen andere Sonnensysteme und wurden dort verkauft. Es war ein einträgliches Geschäft, das die Aidon-Werften zu einem der wichtigsten Unternehmen im Konsortium gemacht hatte.
    Ein Schatten glitt über die Werften in den Ringen von Aidon hinweg, ein großes, massives Etwas, das das Licht der Sterne verdunkelte. Der dunkle Titan schob sich vor den Planeten und zeigte dabei seine asymmetrische Form.
    Ein Kantaki-Schiff.
    Aber nicht irgendeines.
    Valdorian begriff plötzlich, warum er während der letzten Stunden immer wieder an Lidia gedacht hatte. Der kognitive Kristall reagierte auf ihre Nähe – sie war die Pilotin jenes Schiffes.
    Sie kommt meinetwegen, dachte Valdorian mit jäher Freude. Sie hat endlich eingesehen, dass sie einen Fehler gemacht hat.
    Das schwarze Kantaki-Schiff schob sich langsam zwischen die Asteroiden, passte seine Geschwindigkeit an und kam zum relativen Stillstand. Die Transportblase hinter ihm wirkte wie ein großes Spinngewebe.
    Von einem Augenblick zum anderen verlor der Datenstrom der Spitzelservi seine Bedeutung. Valdorian stand ruckartig auf und ignorierte die

Weitere Kostenlose Bücher