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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ihm.
    »Ist es das?«, erwiderte Lidia fast traurig. Sie blickte auf die Anzeige des Chrono-Servos an der Wand. »Ich muss zurück an Bord des Schiffes …«
    »Wer trägt hier Fesseln?«
    Lidia schüttelte den Kopf. »Sie verstehen nicht. Schade. Wirklich Schade. Dorian …« Sie sah ihn aus ihren großen grünblauen Augen an. »Ich habe Ihnen angeboten, mein Konfident zu werden, und dieses Angebot gilt nach wie vor. Überlegen Sie gut, bevor Sie den Weg fortsetzen, den Sie eingeschlagen haben.«
    »Sie verlangen von mir, auf alles zu verzichten?«
    »Ich verlange überhaupt nichts von Ihnen. Ich biete Ihnen etwas an.« Lidia deutete erneut zum Fenster. »Die Wunder des Universums. Wir könnten sie gemeinsam erforschen, vielleicht tausend Jahre lang oder noch länger.« Ihr Blick verweilte für einige Sekunden in Valdorians Gesicht, und vielleicht sah sie dort einen Teil des Zorns, der in seinem Inneren brannte. »Ich habe ihn damals auf Tintiran in Ihnen gespürt, und ich glaube, dass er noch immer existiert: der Mann, den ich gern an meiner Seite wüsste. Aber wenn Sie weiter dem Weg folgen, auf dem Sie jetzt sind, wird jener Mann sterben.«
    »Ach?«, entgegnete Valdorian mit ungewolltem Sarkasmus. »Und wer bleibt dann übrig?«
    Lidias Züge verhärteten sich ein wenig. »Der Sohn des Magnaten, der glaubt, ihm gehöre die Welt. Oder alle Welten.«
    Sie ging an Valdorian vorbei zur Tür, deaktivierte das Kraftfeld und sah noch einmal zurück. »Denken Sie darüber nach, Dorian. Tun Sie sich den Gefallen.«
    Damit ging sie.
    Valdorian blieb in dem Aussichtsraum zurück, und sein Blick folgte Lidia, bis sie außer Sicht geriet. Er drehte sich um und sah aus dem Fenster, zum Kantaki-Schiff.
    Erst nach einigen Sekunden merkte er, dass er die Fäuste geballt hatte, und versuchte ganz bewusst, sich zu entspannen.
    Verdammte Kantaki! Seine Gedanken schwammen in einem Meer aus Wut. Ihr habt sie mir genommen!
    Nach einer Weile holte er den Diamanten hervor und betrachtete ihn im Schein der winzigen Lichtkugel, die ihn umkreiste.
    Eine Idee nahm in ihm Gestalt an …
    Und wieder änderte sich ein Zeitquant, ein winziger Wandel in der allgemeinen Struktur des Seins, unbemerkt von den Zeitwächtern, die seit dem tausendjährigen Krieg auf Munghar wachten. Das modifizierte Quant fügte sich anderen hinzu, und nach und nach bildete sich ein Veränderungsagglomerat.
     
Tintiran ·  7. November 303 SN ·  linear
     
    In der Stadt Bellavista betrat Valdorian ein Geschäft, das er schon einmal besucht hatte, vor zweieinhalb Jahren. Ein Klimaservo sorgte für angenehme Kühle, und das indirekte Licht suggerierte Diskretion. Es befanden sich keine anderen Kunden im großen Ausstellungsraum, der sich durch die vielen Vitrinen und pseudorealen Darstellungen in ein Labyrinth verwandelte. Hier und dort hoben kleine Spots Besonderheiten hervor: Ringe, Diademe und Edelsteine von vielen Welten, aus Gold und Silber gefertigte Nachbildungen exotischer Geschöpfe, kleine Kunstwerke aus Taruf-Preziosen.
    Es summte, und ein mobiler Servo in Gestalt eines etwa zwanzig Zentimeter großen libellenartigen Geschöpfs flog Valdorian entgegen.
    »Sie wünschen?«, erklang eine synthetische Stimme.
    Valdorian wusste, dass verborgene Kontrollservi in Wänden, Boden und Decke ihn die ganze Zeit über sondierten. Vermutlich hatten sie bereits seine Identität festgestellt. »Ich möchte den Inhaber sprechen.«
    »Bitte haben Sie einen Augenblick Geduld.«
    Der mobile Servo verharrte kurz vor Valdorians Gesicht, drehte sich dann, sauste auf einem Levitatorkissen fort und verschwand zwischen zwei matt glühenden pseudorealen Darstellungen.
    Valdorian holte seinen Diamanten hervor und spürte die empathische Brücke, die ihn mit dem anderen Kristall verband – nach der Begegnung war sie stärker geworden. Er glaubte fast, einzelne Gefühle erkennen zu können: ruhige Zuversicht und, ja, Glück. Glücklich, ohne ihn?
    »Ein kostbares Kleinod«, erklang eine Stimme. »Es gibt nur wenige so große kognitive Diamanten, und allein zwei von ihnen zeichneten sich durch eine solche makellose Pracht aus.«
    Valdorian hob den Blick und sah einen Taruf. Er wusste nicht, ob es der gleiche Taruf war, der ihm die beiden Diamanten vor gut zwei Jahren verkauft hatte – für ihn sahen sie alle gleich aus.
    »Erinnern Sie sich an mich?«
    »Ich vergesse nie einen Kunden«, sagte der Taruf auf InterLingua. »Und wie könnte ich ausgerechnet einen Valdorian -Magnaten

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