Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
nicht rational«, stellte Cordoban kühl fest. »Sie lassen sich von Emotionen leiten, Primus.«
    Das stimmt, dachte der alte Valdorian, doch das neue, sich noch immer verändernde Selbst wollte nicht auf die Stimme der Vergangenheit hören. Es klammerte sich an Hoffnung fest, auch wenn sie irrational sein mochte. Und außerdem gab es da noch etwas anderes in ihm, ein wortloses Raunen tief in seinem Inneren, ein subtiles Zerren, das sich mit Kabäa verband und seinen Ursprung im Diamanten zu haben schien, den er bei sich trug. Ein Flüstern, das ihn in seiner Entscheidung bestärkte und ihn drängte, sofort zu handeln, nicht zu warten, keine Zeit zu verlieren, der Stimme der Vorsicht, die es auch in ihm gab – und die Cordobans Einwände für berechtigt hielt –, keine Beachtung zu schenken.
    »Als eine Zentralwelt der Allianz ist Kabäa militärisch bestens gesichert«, sagte Cordoban. »Ein Angriff im Herzen der Allianz würde zu hohen Verlusten führen, und selbst wenn er erfolgreich wäre: Die Truppen hätten keine Chance, sich auf Dauer zu halten. Wir könnten nicht einmal Verstärkung heranführen, denn Dokkars Soldaten würden uns sofort die Versorgungswege abschneiden.«
    »Beweisen Sie Ihr strategisches Genie. Machen Sie den Vorstoß nach Kabäa zu einem Teil Ihrer Pläne. Sie haben eine Woche Zeit, um alle notwendigen Vorbereitungen zu treffen.«
    »Eine Woche ist viel zu knapp, Primus!«
    »Ich kann es mir nicht leisten, länger zu warten«, sagte Valdorian.
     
     

12
Aidon-Werften ·  Pirros-System
Zentraler Sektor des Konsortiums
28. Oktober 303 SN ·  linear
     
    Gravitationsservi sorgten im Inneren des ausgehöhlten Asteroiden für eine Schwerkraft, die sich für Valdorian fast wie die gewohnte anfühlte – er war nur ein wenig leichter als sonst.
    Das Consistorium des Konsortiums tagte.
    Rungard Avar Valdorian nahm zum ersten Mal an den Beratungen teil. Sein Vater hatte ihn mitgenommen, damit er einen Eindruck von dem gewann, was ihn erwartete, und damit er eine kleine Aufgabe für ihn übernahm. Er sollte die anderen Mitglieder des Consistoriums im Auge behalten, ihre Reaktionen einschätzen und entsprechende Informationen über sie sammeln. Sie saßen, wie auch Valdorian, in logenartigen Nischen, die ein wabenartiges Muster in den braungrauen Felswänden bildeten, jede von ihnen mit Daten- und Kommunikationsservi ausgestattet. Im oberen Teil des Asteroiden hatten Resonatoren vor vielen Jahren das Gestein aufgelöst, und transparente Stahlkeramik gewährte Ausblick aufs All. Valdorian sah Dutzende von anderen Asteroiden, untereinander durch schlauchartige Tunnel aus flexibler Synthomasse verbunden. Zwischen und über ihnen schwebten die riesigen Gerüste der Werften, als Teil der Ringe, die Aidon umgaben. Der Planet – eine Wasserwelt wie Aquaria, bewohnt von Neuen Menschen – reflektierte das Licht einer Sonne, die sich seit Jahrmillionen immer weiter ausdehnte und bereits die inneren Planeten verschlungen hatte. Irgendwann würde sie auch die Umlaufbahn von Aidon erreichen, aber erst in einer Ewigkeit, nach menschlichen Maßstäben. Nicht einmal die außerhalb der Zeit stehenden Kantaki-Piloten würden das erleben.
    Bei diesem Gedanken krampfte sich tief in Valdorian etwas zusammen. Rasch verdrängte er ihn und konzentrierte sich auf das Geschehen.
    »… können wir mit der Entwicklung des Konsortiums zufrieden sein«, sagte der Primus inter Pares Hannibal Petricks. »Mit drei weiteren Sonnensystemen wurden Assoziationsverträge geschlossen. Unser wirtschaftliches Potenzial hat um 8,4 Prozent zugenommen, ein Wachstum, das die Allianz während des letzten Quartals nicht erzielt hat …«
    Hannibal Petricks war ein wohlbeleibter Mann in mittleren Jahren, wirkte sanft und gutmütig. Dieser Eindruck täuschte – darauf hatte Valdorians Vater deutlich hingewiesen. Lass dich von ihm nicht hinters Licht führen, hatte er ihm eingeschärft. Hannibal ist ein hinterlistiger, schlauer Mistkerl, der über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen.
    Während der amtierende Primus inter Pares seinen Vortrag fortsetzte, glitt Valdorians Blick über die Nischen in den Felswänden, über die Magnaten der wichtigsten Unternehmungsgruppen, die das Konsortium bildeten. Männer und Frauen saßen dort, Personen, die das Schicksal von Milliarden Menschen auf zahlreichen Welten bestimmten. Auch ich werde einmal dort sitzen, dachte Valdorian. Nicht hier, in einer Assistentenloge, sondern dort, wo die

Weitere Kostenlose Bücher